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MARVEL-BROKER/012: Der Film - Spider-Man 2 - Teil 1


Spider-Man 2 - Teil 1: Erste Eindrücke



He is back! Und besser als je zuvor. Spider-Man, der im Kino mit Abstand erfolgreichste Comic-Held, schwingt sich erneut über die Leinwand. Gut zwei Jahre ist es nun her, da Tobey Maguiere als Spider-Man zum ersten Mal Fans wie Kritiker gleichermaßen in seine Netze spinnen konnte. Spideys Siegeszug erfuhr seinen bisherigen Höhepunkt 2002, als Regisseur Sam Raimi seine überschwengliche Comic-Adaption im Kino präsentierte. Mit einer gelungenen Kombination aus supermoderner High-Tech-Action und fortwährend geltenden großen Gefühlen schaffte der erste Teil den erfolgreichsten Filmstart der Kinogeschichte.

Spider-Man ist ein echtes Phänomen, weil wohl ein bisschen Spider- Man in jedem von uns steckt! So ähnlich versuchte Sam Raimi zu erklären, wie sich sein erster Teil zum fünfterfolgreichsten Film aller Zeiten aufschwingen konnte. Das weltweite Einspielergebnis von über 820 Millionen Dollar spricht für sich, doch der Erfolg resultiert daraus, daß Raimi trotz einer Fülle an aufwendigen CGI- Effekten und spektakulären Actionszenen nie die Erfolgsformel des von Stan Lee geschaffenen legendären Marvel-Comic-Helden aus den Augen verlor. Denn auch die Kino-Spinne bleibt der menschlichste aller Superhelden, spielte doch Tobey Maguire einen verunsicherten Peter Parker, der ins kalte Wasser geworfen wurde und auf die harte Tour lernen mußte, daß er mit seinen neuen Fähigkeiten eine große Verantwortung trägt.

Daß Spider-Man 2 das sensationelle Ergebnis noch überholen wird, gilt, nach den Rekordeinspielergebnissen in den USA in der ersten Woche Laufzeit, als ziemlich sicher - vielleicht wird noch nie so viel Geld mit einem Film verdient wie mit diesem.

Was die filmische Umsetzung angeht, ist auch der zweite Teil längst einer der ganz Großen. Nicht nur die irrwitzigen Flug- und CGI-Sequenzen sind noch spektakulärer geraten, auch der Gegenspieler der Spinne ist charakterlich und körperlich von einer dominanten Präsens. Was die Ausgaben betrifft, ist der Film sogar der größte, belaufen sich doch die Produktionskosten auf über 200 Millionen Dollar. Davon entfallen allein 54 Millionen Dollar auf die digitalen Effekte, denn diesmal legte Raimi verstärkten Wert auf das Zusammenspiel mit realen Szenen.

So mußte Spider-Mans Gegenspieler Doctor Octavius - auch als Doctor Octopus oder Doc Ock bekannt - über große Strecken der Dreharbeiten ein etwa 50 Kilo schweres Gestell tragen, an dem die bis zu vier Meter ausfahrbaren Roboter-Tentakel befestigt waren. Die mechanischen Arme wurden von 16 Technikern für Spezialeffekte gleichzeitig ferngesteuert. Auch wurde sehr viel mehr an den Originalschauplätzen gedreht als im ersten Teil, weil New York wie ein eigenständiger Filmcharakter wirkten sollte, wenn Spidey durch die Häuserschluchten schwingt. Um die halsbrecherischen Manöver aus der Ich-Perspektive einfangen zu können, wurde von Raimis Spezialisten eine ferngesteuerte Kamera entwickelt. Die Vorrichtung - die Spidey-Cam getauft wurde -glitt letztendlich an einem Kabel entlang, das in Höhe des 30. Stocks über vier Blocks der Wall Street gespannt war.

Am 8. Juli fand die Deutschlandpremiere des zweiten Films statt, dessen Story zwei Jahre nach dem ersten Teil ansetzt. Wahrlich, Raimi schaffte es wieder einmal, den Flair des Comics auf die Leinwand zu bannen, sehen wir doch einen Peter Parker, der uns mit seinen Problemen und täglichen Katastrophen allzu vertraut erscheint und uns deshalb auch ans Herz gewachsen ist.

Dem 44-jährigen Regisseur ist der Drahtseilakt zwischen Kunst und Kommerz gelungen. Sein Film bedient nicht nur die Erwartungen des Studios und den Mainstreamgeschmack, sondern er schafft es, für das breite Publikum die Geschichte so spannend, interessant und gleichsam anspruchsvoll weiterzuerzählen, daß man sich auch schon auf den dritten Teil freut, der im Sommer 2007 ins Kino kommen soll. Die Action kommt in dieser Heldengeschichte wohldosiert zum Einsatz, die, wie kann es bei Peter Parker anders sein, gleichzeitig eine tragische Liebesgeschichte ist und Züge eines klassischen Dramas aufweist. Der Film bietet den Akteuren genügend Möglichkeiten, ihren Charakter weiterzuentwickeln, und so knüpft der Regisseur zusammen mit seinem Hauptdarsteller Tobey Maguiere an jenen Problemen unseres Helden an, die bereits der erste Teil aufwarf. Wieder stellt sich Peter die Frage nach dem Preis, den er für seine außerordentlichen Fähigkeiten zu zahlen hat, nach der Verantwortung, die daraus erwächst, nach der Einsamkeit, die er als anonymer Held erleiden muß, und nach dem Verzicht auf ein mögliches privates Glück. Fragen, die ihn immer wieder zweifeln lassen, machen den Superhelden sehr menschlich und geben der Geschichte Wärme und die nötige Portion Humor.

Euer Marvel-Broker


Spider-Man 2; USA 2004;
Regie: Sam Raimi;
Buch: Alvin Sargent, Alfred Gough, Miles Millar, Michael Chabon;
Kamera: Bill Pope
Special Effects: John Dykstra
Musik: Danny Elfman
Produktion: Laura Ziskin, Avi Arad, Stan Lee;
Darsteller: Tobey Maguire, Kirsten Dunst, Alfred Molina, James Franco, Rosemary Harris, J.K.Simmons, Donna Murphy; Daniel Gillies, Vanessa Ferlito.
127 Min.