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ANTIQUARIAT/015: "El Mercenario" von Vincente Segrelles


Vincente Segrelles


El Mercenario (8)

"Das Ende der Welt"



Die 1980 gestartete Serie "El Mercenario" des spanischen Malers Vincente Segrelles hatte auch hierzulande viele Fans, ehe ihre deutsche Ausgabe der Einstellung des Comic-Albenprogramms des Bastei-Verlages zum Opfer fiel. Später wurde sie vom Carlsen Verlag fortgeführt, der eigentlich auch die früheren Bände erstmals ohne Kürzungen nach und nach neu auflegen wollte, ein Vorhaben, das man allem Anschein nach inzwischen aber wieder aufgegeben hat. Schade, denn die Serie, die von Moebius als "einer der schönsten Comics aller Zeiten" bezeichnet wurde, zeichnet sich vor allem durch ganz in Öl gemalte, großformatige Bilder aus und überzeugt ihre Fans durch eine gelungene Mischung aus Fantasy und Science Fiction-Elementen.

Wer diesen Comic liest, sollte sich die Muße nehmen, die Bilder eingehender zu betrachten, denn sie enthüllen ihren malerischen Reiz oft erst auf den zweiten Blick. Das etwas befremdliche Gefühl von Unbewegtheit, das ob der fehlenden comictypischen Bewegungslinien vielleicht aufkommen mag, verliert sich schon bald, wenn man ganz in die Geschichte eingetaucht ist. Wir stellen Ihnen hier beispielhaft den achten Band der Serie vor, der im Oktober 1999 bei Carlsen Comics erschien.

Es stimmt, Söldner. Nach meinen Berechnungen bleiben uns nur noch drei Jahre und zwei Tage.
Das kann nicht sein! Ihr irrt euch!
Oh nein. Die Christen sind sich sicher. Genau mit
Beginn des Jahres 1000 wird die Welt untergehen.

El Mercenario ("Der Söldner") lebt in einer phantastischen, zeitlosen Welt, in der Wissenschaft und Magie nebeneinander existieren. Auf der Suche nach Aufträgen durchstreift der namenlose Krieger mit seinem Flugdrachen die von bizarren Monstern und zwielichtigen Wesenheiten bevölkerten Weiten. Seine derzeitigen Arbeitgeber, ein geheimnisvoller Alter und seine Enkelin, verfügen offensichtlich über geheimes Wissen ...

Der Söldner begleitet den Alten auf einer Reise. Unterwegs erklärt dieser ihm den Grund des bevorstehenden Weltuntergangs. Dieser und ein anderer Planet bewegen sich dicht nebeneinander in verschiedenen Dimensionen. Alle drei Jahre kommt es zu einem Zusammentreffen, bei dem sich die Atmosphären der beiden Planeten durchdringen. Das nächste Zusammentreffen wird jedoch anders enden: Da sich aufgrund eines Kometen die Umlaufbahn eines der Himmelskörper geändert hat, werden die Planeten frontal kollidieren - was das Ende der beiden Welten bedeutet.

Am Ziel ihrer Reise angekommen, beobachten der Söldner und der Alte fremdartige Lichterscheinungen, die das Nahen des anderen Planeten anzeigen. Die Lichter sind nicht gefährlich, meint der alte Mann, nur vor dem grünen Leuchten müsse man sich hüten, es wandere und man wisse nie, woher es kommt. Wen das Licht berührt, den vernichtet es. Während die beiden das Naturschauspiel beobachten, nähert sich plötzlich jenes grüne Licht. Der Söldner, der noch versucht, seinen verängstigten Flugdrachen zu beruhigen, kann nicht mehr rechtzeitig fliehen. Dort, wo El Mercenario eben noch stand, sind nur noch das verkohlte Skelett seines Reittieres und nackter, glühendheißer Felsboden zu sehen ...


... was natürlich noch lange nicht das Ende dieses Comics bedeutet. Nein, das eigentliche Abenteuer fängt gerade erst an. Dank seiner Rüstung oder was-auch-immer ist es unserem Söldner nämlich gelungen, auf den anderen Planeten überzuwechseln, wo er von einem anderen alten Mann, der ihm seltsam bekannt vorkommt, in Empfang genommen wird.

Wie sich bald herausstellt, kommt die Ähnlichkeit nicht von ungefähr, denn bei den beiden Männern handelt es sich um Brüder, von denen der eine vor vielen Jahren auf den anderen Planeten wechselte, was damals noch möglich war. Erst als das Licht sich änderte und grün färbte, wurde diese Art von Reisen zu einem tödlichen Unterfangen. Doch der Alte weiß noch mehr: Einst wurde auf diesem Planten eine gewaltige Maschinerie installiert, die in einer gigantischen nuklearen Wasserstoff-Fusion seine Umlaufbahn korrigieren sollte. Doch bei einem Unglücksfall in dieser Anlage, bei dem ein Kühltank explodierte, wurde ein Gas freigesetzt, das in 5000 m Höhe den gesamten Planeten umhüllte und sich zu einer unzubrechlichen Schicht verfestigte. Da das Gas fast allen vorhandenen Sauerstoff absorbierte, wurde mit einem Schlag alles Leben ausgelöscht. Der alte Mann und sein Bruder überlebten durch Zufall, weil sie sich zu jenem Zeitpunkt auf einem Berggipfel aufhielten.

Der Söldner ist zwar verwirrt ob all der Informationen, die da auf ihn einstürmen, doch als der Alte ihm sagt, daß in der unter der steinharten Schicht liegenden Zentrale alles vorbereitet ist und man praktisch nur auf einen Knopf drücken muß, der dann die Wasserstoff-Fusion initiiert, weiß er, was zu tun ist ...


VINCENTE SEGRELLES wurde am 1940 in Barcelona geboren. Er war zunächst als Illustrator für Kataloge und Gebrauchsanweisungen in der Automobilindustrie tätig, ab 1960 arbeitete er auch als Buchillustrator. Neben seiner Arbeit als Werbegraphiker und Illustrator begann er 1980 mit der Arbeit an seiner eigenen Comicserie, die heute zu den Klassikern des Genres zählt.


Joann Sfar / Lewis Trondheim
El Mercenario (8) "Das Ende der Welt"
Carlsen Comics, Hamburg, Oktober 1999
48 Seiten, Softcover, farbig
ISBN 3-551-74378-9