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ANTIQUARIAT/129: "Shadow Man" von Matt Broome, Dan Abnett und anderen (SB)


Matt Broome, Ryan Benjamin, Dan Abnett und andere


Shadow Man



Viele Jahrtausende schon schützen die Shadow Men die Welt der Lebenden vor den Gefahren, die ihr von der spirituellen Ebene drohen, auch bekannt als das Reich der Toten, der Ort, an den ein jeder einmal geht, wenn der Tag des Todes kommt ... Jeder, ohne Ausnahme!


Die Vorgeschichte: Shadow Man Mike LeRoi wuchs in der amerikanischen Hochburg des Voodoo, in New Orleans auf. Der ehemalige Student der englischen Literatur arbeitete als Taxifahrer in Chicago, als er eines Tages eine Hinrichtung an einem seiner Fahrgäste miterleben mußte. Bei ihrer Flucht ließen die für die Bluttat Verantwortlichen 20.000 Dollar im Taxi liegen. Um wieder an ihr Geld zu kommen und gleichzeitig den Augenzeugen zum Schweigen zu bringen, verübte die Mörder-Gang einen Anschlag auf Mike, als er gerade mit seinen Eltern und seinem kleinen Bruder Luke mit dem Auto unterwegs war. Mikes gesamte Familie fand dabei den Tod, er selbst trug lebensgefährliche Verletzungen davon und verlor vorübergehend sein Gedächtnis.

In seiner Heimatstadt New Orleans nahm sich die Voodoo-Priesterin Nettie des Schwerverletzten an und implantierte ihm ein uraltes Voodoo-Artefakt mit magischen Kräften auf die Brust. Dieses Ding, die Shadow-Maske, versorgt Mike mit Lebensenergie und verleiht ihm übernatürliche Kräfte. Mike LeRoi, der nun als unsterblicher Voodoo-Kämpfer Shadow Man zwischen den Welten der Lebenden und der Toten wandeln kann, schützt die Lebenden vor den Gefahren, die aus dem Reich des Todes drohen ...


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Vor diesem Hintergrund, der Kennern des Videospiels, zu dem dieser Comic erschien, natürlich vertraut ist, spielt sich das Geschehen der dreibändigen Heftserie ab: Bei den Renovierungsarbeiten an einem heruntergekommenen Pflegeheim setzt die Leiterin des Heims, eine junge Frau namens Astrid Lockyer, unwissentlich die Seelen einiger Untoter frei. Das hat fatale Folgen, denn diese Seelen dienten als Schutzaltare, die die an diesem Ort sehr dünnen Übergänge zwischen den Welten der Lebenden und der Toten versiegelten. Astrid wird ins Reich der Toten entführt, doch dem eilends herbeigerufenen Shadow Man gelingt es, sie zu befreien und den Übergang wieder zu schließen. Legion ist jedoch nicht bereit, sich mit dieser Niederlage abzufinden, denn Astrid ist ein wichtiger Bestandteil seines Vorhabens, die Welt der Lebenden mit seiner Armee von Untoten zu erobern. Die junge Heimleiterin ist nämlich ein Zwilling, dessen Schwester gestorben ist. Sie stellt somit die perfekte Einheit zwischen Leben und Tod dar, die beide Welten miteinander verbindet - und so Legions Armeen den Durchgang ermöglichen kann ...

In diesem Comic wimmelt es nur so von Voodoo-"Fachbegriffen". Da ist die Rede von "Veves", den Beschwörungssymbolen der "Loas", den Göttern der Voodoo-Religion. An anderer Stelle ermöglicht ein rituelles Tor, das "Schism", Shadow Man den Zugang zum Reich der Toten, in das Asyl des Super-Erz-Bösewichts "Legion" ("... denn wir sind viele"), dem als Zeichen für seine abgrundtiefe Verderbtheit ununterbrochen Blut aus dem Mund strömt.

Die düstere Stimmung, die das Szenario zweifellos verbreitet, wird durch die computerkolorierte Grafik leider an vielen Stellen wieder zunichte gemacht. Abgesehen von den allgegenwärtigen, aufs Absurdeste entstellten und hoffnungslos übertrieben dargestellten Horrorgestalten, gerät auch unser Held des öfteren unfreiwillig ins Groteske. Nicht nur, daß er in den absurdesten Verrenkungen agieren muß und sein maskenhaftes Gesicht zumeist so aussieht, als habe er mehrere "Schönheits"-Operationen hinter sich, auch seine Figur mutiert von Bild zu Bild und läßt ihn mal als schmalbrüstigen Jüngling, mal als durchtrainierten Action-Kämpfer und ein drittes Mal als kurzbeinigen Zwerg mit dem Oberkörper eines Hünen erscheinen. Unschön ist auch, daß die verschiedenen Zeichner in ihren Auffassungen über das Äußere der Personen nicht zu einem einheitlichen Ergebnis gekommen sind. Immerhin erkennt man Mike LeRoi daran, daß er stets korrekt gekleidet in dunklem Anzug, weißem Hemd und Kravatte erscheint.

Nur für obstinate Horror-Fans ein wirklicher Genuß.


Die dreibändige Shadow Man-Reihe zum gleichnamigen Videospiel von Acclaim erschien von Oktober bis Dezember 1999 im Dino Verlag, Stuttgart. Ursprünglich kosteten die 60seitigen Hefte jeweils 7,90 DM.


22. September 2009