Schattenblick →INFOPOOL →BILDUNG UND KULTUR → COMIC

ANTIQUARIAT/130: "Der Hartmut" von Hartmut Klotzbüchler (SB)


Hartmut Klotzbüchler


Der Hartmut

Heft 1 "Der Hartmut weis Bescheit"



Jetst kommt der Hartmut!

Hartmut und seine Freunde sind in einfachster Manier gezeichnete Strichmännchen, die sich einer recht eigenwilligen Orthographie bedienen. Ihren Ursprung haben "Di Abenteuer fom Hartmut" im Stuttgarter Raum, wo sie "rehgelmesig" in dem kostenlosen Comic-Magazin Moga Mobo sowie in diversen Szene- und Stadtteil-Magazinen erschienen und von ihrem Autor Haggi alias Hartmut Klotzbüchler in kleinen, "Au Weia" genannten Heftchen unters Volk gebracht wurden.

Da die Mondgesichter in "Punkt, Punkt, Komma, Strich"-Manier sich so großer Beliebtheit erfreuten, meinte man bei Carlsen, es sei an der Zeit, nun im großen Stil vorzugehen. Im Juni 2000 erschien das erste 32seitige Heft "Der Hartmut weis Bescheid", das mit Vorabdrucken in Stadtmagazinen, Signiertour des Autors und diversen Merchandise-Artikeln kräftig beworben wurde. Doch das kleine Kerlchen konnte die hochgesteckten Erwartungen nicht so ganz erfüllen. Wie bei vielen als Onepager konzipierten Strip-Serien, die man in Form einer kleinen Beigabe gut verkraften kann, tritt auch beim Lesen des "Hartmut" schon nach kurzer Zeit ein gewisser Überdruß ein, zumal sich die Erlebnisse des Dreikäsehochs in einem sehr überschaubaren Umfeld abspielen. Vor allem der Gag mit der Kindersprache verliert spätestens ab der Hälfte des Heftes an Originalität. Fans hat die Serie dennoch: Auch wenn Carlsen die Veröffentlichung nach dem sechsten Heft und zwei Taschenbüchern im Jahr 2003 eingestellt hat, erscheint "Der Hartmut" mittlerweile (seit Mai 2008) bei Gringo Comics. Bis jetzt sind zwei Hefte herausgekommen.

Zur Veranschaulichung hier einige Kostproben von Hartmuts Abenteuern:

"Cornfleks sint toll! Da sint nicht nuhr lekere Witamiene drin, sondern auch immer was zum Spihlen: Plastickautos, Welttraummonster ... unt diesmahl sogar ... lustige Kefer wo richtig krabbeln ..." greint etwa der Junge, am Ende deutlich weniger begeistert über die gesunden Frühstücksflocken.

Wenn der Hartmut "1 Merchen ferzehlt", klingt das folgendermaßen:

"Also es wahr 1x 1Medchen, das hatte immer 1 rote Pudelmütze auf und hies deshalb das Rotkepchen. Das gieng in den Walt wos gans dunkel war unt da hat es der Wolf aufgefresen! Unt die Grosmutter noch zum Nachtisch! Aber die Zwerge haben sie gefunden unt ir hinten draufgeklopft das der Apfel wider rauskam wo ihr im Halz gesteckt hat unt wo fergifftet war. Von der böhsen Schwigermuter. Dann haben sie die böhse Schwigermuter in den Ohfen geschmisen weil di wahr 1 Hegse unt den Wolf in den Brunnen mit Steinern im Bauch. Unt der Orins ist gekommen unt hat alle Rohsen abgeschnitten unt ihr 1 Kus gegeben unt si geheirahtet. Oder so enlich ..."

Doch auch mit zeitgemäßen Themen kennt der Kleine sich aus - oder meint es zumindest - etwa wenn es um Aids geht:

"Di schlimmste Krankheit wo di Meditzin erfunden hat, ist das EHTS! Di krigen alle Schwuhlen unt andere Leute außser man hat Kondohme. Kondohme sint so bunnte Kringel di gibz alz Armbanduhr oder alz Faradreifen! Man mus das Kondohm auf so 1 Holsstahb draufmachen, das man kein EHTS krigt! Wenn man EHTS bekommt mus man sterben! Auserdehm kommt man dan auf 1 Bennetonplakat unt alle sint sauer!"

Als bezeichnend für den Leserkreis, für den Hartmuts Abenteuer konzipiert sind, kann der bei Bedarf auch als Poster verwendbare Cartoon in der Heftmitte gelten, der gleichzeitig auch eines der "verwegensten" Abenteuer des Strichmännchens schildert. Als echter Rebell pinkelt Hartmut nach dem Motto "Menner tuhn es aufrecht!" natürlich im Stehen!

24. September 2009


Hartmut Klotzbüchler
Der Hartmut (1) "Der Hartmut weis Bescheit"
Carlsen Verlag, Hamburg, Mai 2003
32 S., sw., Kleinformat, Heft, damaliger Preis 7,90 DM
ISBN 3-551-74591-9