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KIDS/204: Bart Simpson - Neues Heft (31) und neuer Sonderband (6) (SB)


Tony Digerolamo, James Bates, Eric Rogers, Jason Ho, Luis Escobar, John Costanza, Evan Dorkin, James Lloyd und andere


Bart Simpson Comics - Sonderband 6 "Das bärenstarke Bart Simpson Buch"

Bart Simpson (24) "Meister der Illusion"



Wer erst später auf den Simpsons Comics-Ableger "Bart Simpson" aufmerksam wurde, oder wem zwischenzeitlich die eine oder andere Ausgabe entgangen ist, der hat, wie bei der Hauptserie, die Chance, Versäumtes in Form von preiswerten Sammelbänden nachzuholen. 9,95 Euro, also in etwa der Preis, den man auch für die vier Einzelhefte bezahlen müßte, die der Sonderband enthält, wird vielen die Möglichkeit, ihre Sammlung zu vervollständigen, wert sein, auch wenn man dann vielleicht das eine oder andere Heft doppelt hat. Zwar muß man bei den Sonderbänden auf den redaktionellen Teil mit Leserbriefen und Hintergrundinformationen verzichten, was sich aber angesichts der Alternative von horrenden Sammlerpreisen für ältere und längst vergriffene Hefte verschmerzen läßt.

In dem dieser Tage erschienenen sechsten Sonderband, der die Hefte 21 bis 24 enthält, kommen insgesamt 17 Geschichten zum Abdruck. Zwei gute Beispiele für eine kindgerechte, dabei aber keineswegs simplifizierende oder gar langweilige Aufbereitung des Simpsons-Kosmos sind die Geschichten "Die richtige Technik" (#21) und "Der letzte Verweis" (#22), die wir Ihnen hier einmal kurz vorstellen wollen:

"Wir haben unser Bestes gegeben, Bart. Dreiundzwanzig zu eins ist nicht so schlimm. Immerhin wurden wir nicht ausgeschlossen." - "Wir haben EINHUNDERT und dreiundzwanzig zu eins verloren! Die Tafel kann das nur nicht anzeigen!"

Als nach dieser desaströsen Niederlage auch noch Willie, der Trainer der Springfielder Losermannschaft, das Handtuch wirft, scheint alles vorbei zu sein. Denn wenn sich kein Erwachsener findet, der die Mannschaft trainiert, dürfen die Kids auch nicht spielen. Und wer wäre schon dazu bereit, bemerkt Lisa selbstkritisch, eine Truppe von ungelenken Außenseitern zu übernehmen und daraus ein Gewinner-Team zu machen? Doch Bart hat eine Idee. Beim Stichwort "ungelenke Außenseiter" ist ihm jemand eingefallen, der geradezu ein Synonym für diesen Begriff ist: Professor Frinks. Ehe er sich's versieht, wird der introvertierte Wissenschaftler herbeigezerrt und findet sich inmitten einer Schar von Kids auf dem Trainingsplatz wieder. Wider Erwarten findet er sogar Gefallen an seiner Aufgabe und entwickelt sich vom unwissenden Alibi-Erwachsenen zum fähigen Teamchef, der überdies alle Spieler mit einer eigens konzipierten High-Tech- Ausrüstung ausstattet. Dank Zielerfassungshelmen und Energiedrinks schaffen die "Springfield Li'L Topes", die "kleinen Isotopen", einen rasanten Aufstieg und stehen schon bald kurz vor dem Endspiel.

Als Professor Frinks jedoch erfährt, wer die gegnerische Mannschaft trainiert, ist er geschockt, denn es handelt sich um niemand anderen als Dr. Colossus, seinen Erzfeind am College, der schon damals ständig versuchte, die Experimente von Frinks und seinen engsten Freunden Ben Grimes, Johnny Thunder und dessen Schwester Sue zu sabotieren. Seit jener Zeit verfolgt Colossus Frinks mit seinen Feindseligkeiten. Doch die Kinder stärken Frinks den Rücken und so nimmt er die Herausforderung an. Der Tag des Endspiels naht ...

Die "Li'L Topes" verlieren das Spiel - und das ist ihr großes Glück! Denn gegen die im Anime-Stil auf "Kampfmodus" geschaltete Mannschaft aus Japan hat selbst Dr. Colossus' skrupellose Schlägertruppe keine Chance. Mit Anspielungen, die auch ein relativ Unweingeweihter versteht, wie etwa an die Fantastischen Vier, bleibt die Geschichte im Rahmen des Konzepts, kindgerechte Unterhaltung anzubieten, die aber dennoch alles hat, was einen echten "Simpson" ausmacht.

"Bart, wenn meine Berechnungen stimmen, bekommst du gleich von mir deinen hundertsten Verweis zum Nachsitzen in diesem Schuljahr!" - "Ja! - Moment, ich meine, nein!" Er sei zwar wirklich stolz darauf, endlich den Rekord im Nachsitzen zu brechen, aber heute dürfe er einfach nicht nachsitzen, sonst würde er die Bewerbung für das Springfielder Skateboard-Team verpassen, erklärt Bart Rektor Skinner. Doch Skinner, der es kaum erwarten kann, seinen nagelneuen Verweisblock einzuweihen, lassen derlei Notwendigkeiten erwartungsgemäß kalt. Der Block sei aus recycelten Ouija-Brettern hergestellt, läßt er Bart noch wissen, bevor er seine Eintragung macht.

Auf einem Ouija-Brett sind das Alphabet, die Zahlen 0 bis 9 sowie ein "Good bye" aufgedruckt. Solche Bretter finden vor allem Verwendung, wenn es darum geht, Kontakt mit Geistern herzustellen, etwa bei Séancen. Mehrere Personen berühren den zum Brett gehörigen Zeiger, der sich dann "wie von Geisterhand" geführt, über das Brett bewegt und so eine Botschaft formuliert. Wie sich im folgenden herausstellt, hat auch Rektor Skinners neuer Verweisblock einiges von den übernatürlichen Eigenschaften der Ouija-Bretter abbekommen, aus denen er hergestellt wurde ...

Nachdem Bart in einem unbeobachteten Moment die Flucht aus Skinners Zimmer gelingt, macht sich der Verweiszettel, auf dem sein Name eingetragen ist, selbständig. Er reißt sich vom Block los und flattert auf dem Schulgelände herum. Dabei trägt er jedem, den er dabei berührt, einen Verweis ein. Der aufgeweckten Lisa fällt schon bald auf, daß plötzlich alle braven Kinder nachsitzen müssen. Kurz darauf hat sie selber eine Begegnung mit Barts Verweiszettel, der, wie es ihr scheint, genau auf sie zuhält. Sie kann dem Zettel gerade noch ausweichen und es gelingt ihr dabei noch, einen Blick auf den Namen zu werfen, auf den er ausgestellt ist: Bart Simpson. Lisa macht sich sogleich auf die Suche nach ihrem Bruder, um eine Erklärung zu fordern. Doch auch der Zettel ist schon wieder in der Nähe und treibt die Geschwister schließlich in die Enge. Am Ende erweist Bart sich als Held und opfert sich dem Ouija-Verweiszettel, der damit seine Bestimmung erfüllt hat. Bei der Verleihung der Schuljahres- Auszeichnungen im letzten Bild nimmt Bart schließlich mit Leichenbittermine die von Rektor Skinner eingangs schon anvisierte Plakette als König des Nachsitzens entgegen ...

Eine witzige Geschichte, die durch bissige Anmerkungen noch bereichert wird, etwa als Bart Rektor Skinner zu Beginn fragt, warum Ouija-Bretter recycelt wurden. "Die wurden von der Polizei bei Befragungen eingesetzt, bis Chief Wiggum eine bessere Methode eingefallen ist, die Kriminellen zum Geständnis zu bringen", antwortet Skinner. Auf den nächsten beiden Bildern sieht man, um was für eine "Methode" es sich dabei handelt: Wiggum hält eine von diesen wie eine Billardkugel aussehenden Wahrsagekugeln in der Hand und fragt den Verdächtigen: "Wo waren Sie in der Nacht vom 1. Mai zwischen elf Uhr abends und drei Uhr morgens?" - "Äh, in der Kirche, Alter?", antwortet der stadtbekannte Rowdie Snake, dem man schon von weitem ansieht, daß das nicht stimmt. Doch Wiggum vertraut seiner Kugel. "'Die Zeichen stehen auf ja'. Das genügt mir. Laßt ihn gehen, Jungs", meint er. Snake traut seinen Ohren kaum: "Ja, so was!"


*


"Meister der Illusion" ist die Juni-Ausgabe der Bart Simpson- Reihe betitelt, was aber mit dem Inhalt nicht viel zu tun hat. Vielmehr handelt die Hauptgeschichte des mittlerweile 31. Heftes, von den höchst unerwarteten Folgen eines überraschenden Gewinns.

Alles beginnt damit, daß Krusty der Clown einen Wettbewerb ausschreibt. "Der glückliche Gewinner darf wie ein wilder Affe fünf Minuten lang durch den Laden rasen - und alles, was er in seinen Einkaufswagen schafft, behalten!", verkündet eine Werbetafel. Ganz Springfield scheint sich angemeldet zu haben - und Bart kann es kaum glauben, als im Fernsehen verkündet wird, daß er, der Loser, das große Los gezogen hat. Er darf den ultimativen Run machen! Generalstabsmäßig plant Bart sein Vorgehen und rechnet sekundengenau aus, wie lange er in welcher Abteilung verweilen kann. Doch er die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn alle wollen etwas haben. Marge möchte, das Bart seiner Schwester etwas mitbringt, Homer möchte den "Duffman Mini- Kühlschrank", Milhouse das neue Radioactive-Man-Spiel und, und, und ... Wo Bart auch hinkommt, werden ihm Wunschlisten (und Drohbriefe) überreicht und unmoralische Angebote gemacht ("Ich halte einmal deine Hand, vor allen anderen!"), so daß er dem Start ziemlich nervös entgegensieht. Selbst wenn er wollte, könnte er es gar nicht allen recht machen. Der Ärger ist vorprogrammiert. Doch am Starttag hat Bart die Nase voll und er verkündet der versammelten erwartungshungrigen Meute, daß er sich "niemandem auf seiner Jagd nach importiertem Plasikkram" beugen werde und daher keinem etwas mitbringen wird. Das löst einen Aufstand aus. Eine rasende Menge verfolgt Bart und seinen Einkaufswagen durch das Krusty-Einkaufsparadies. Da bleibt kein Auge trocken. Ein heilloses Chaos bricht aus.

Das Ende ist überraschend: Auf seiner wilden Flucht ist Bart in den "Mein ziemlich teures Pony"-Stand geflogen. Nun ist der ganze Einkaufswagen voll mit den kitschigen, pastellfarbigen Gummiponys und Lisa ist glücklich. Der arme Bart geht leer aus: Der Krusty- Bot, das Teil, dem Barts ganzes Streben galt, ist bei dem wilden Manöver aus dem Wagen geflogen - und jetzt erwarten ihn auch noch Prügel von seinen enttäuschten Mitschülern.

"Das große Los" ist eine herrlich komische und treffende Persiflage auf die Konsumgesellschaft und ihre Auswüchse. Allein Lisas mit gefalteten Händen und Augenaufschlag vorgebrachte kritische Analyse ist absolut gelungen: "Ich hätte wirklich gern 'Mein ziemlich teures Pony'. Ich weiß natürlich, daß mein ungesundes Verlangen danach einiges über den sozialen Druck aussagt, den Werbung unter Kindern auslösen kann, aber sie sind einfach zuuuu süß!"

Neben "Das große Los" finden sich noch zwei kürzere Geschichten sowie ein leider ziemlich an den Haaren herbeigezogenes Abenteuer aus der Reihe "Die Maggie & Moe Mysteries", in der die kleine Maggie Simpson und ihr Bybysitter Moe die Hauptrollen spielen.

29. Juni 2007

Bart Simpson Comics - Sonderband 6 "Das bärenstarke Bart Simpson Buch" Tony Digerolamo, James Bates, Eric Rogers u.a. (Geschichten) Jason Ho, Luis Escobar, John Costanza (Zeichnungen) Panini, Stuttgart, Juni 2007 124 Seiten, farbig, Softcover mit Glanzdruck, Kleinformat, 9,95 Euro, ISBN 978-3-86607-382-2


Bart Simpson (31) "Meister der Illusion"
Evan Dorkin, James Lloyd und andere
Panini, Stuttgart, Juni 2007
36 Seiten (farbig), 2,50 Euro