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MANGA/204: Chronik eines Kriegers (1)


Oh Se-Kwon


Chronik eines Kriegers (1)



Gildong!
Wie wäre es, wenn wir mal was anderes machen würden als immer Kriminelle zu verfolgen? Mich nervt diese ständige Rumkurverei!!
Hast du eine gute Idee?
Danu! Bleib mal kurz stehen!!

Zufällig werden die umherziehenden Kopfgeldjäger Gildong Hong und Danu Zeugen eines Überfalls auf die Kutsche des Handelsmagistrats Jinhun Ju, bei dem seine einzige Tochter entführt wird. Kurzerhand beschließen sie, die junge Frau zu befreien und zu ihrer Familie zurückzubringen, was ihnen ein ansehnliches Lösegeld einbringen wird. Die Befreiung glückt ihnen auch, doch aus ihrem Vorhaben wird dennoch vorerst nichts, denn als Gildong und Danu sich auf die Suche nach einem Nachtlager machen und das Mädchen dabei für einen Moment aud den Augen lassen, wird Sanghui Ju erneut entführt. An den Spuren kann Gildong erkennen, daß es sich bei dem Entführer um einen menschenfressenden Bisasa-Dämonen handelt - höchste Eile ist also geboten!

Auf der Suche nach dem Bisasa treffen sie auf eine Hütte, in der ein kranker alter Mann und sein Sohn leben. Die harmlos wirkenden Menschen können den beiden Kopfgeldjägern nicht weiterhelfen und so verabschieden Danu und Gildong sich eilig wieder. Wieder ist es der Zufall, der Gildong auf die richtige Spur bringt: Im Weggehen erkundigt er sich, da er selbst in der Heilkunst bewandert ist, nach der Art der Krankheit des alten Mannes. Er habe sich vor mehr als zehn Jahren mit dem Sihyeolbu-Gift angesteckt und leide immer noch darunter, antwortet dieser. Gildong ist verblüfft; normalerweise überlebt man eine Infektion mit diesem Gift nicht so lange - es sei denn, man nimmt eine Medizin ein, die aus menschlichen Lebern zubereitet wurde. Damit wurde der Bisasa entlarvt; es ist der Sohn des alten Mannes, der tötet, um seinen Vater am Leben zu erhalten. Es kommt zum Kampf, der für den Menschenfresser tödlich endet. Kurz vor seinem Ende verrät der Dämon den beiden Helden, wo er Sanghui Ju versteckt hält.

Doch damit ist das Abenteuer noch lange nicht beendet ...

So nimmt der Manhwa "Chronik eines Kriegers" seinen Lauf. Manhwas sind Comics aus Korea, die im Unterschied zu den japanischen Mangas in westlicher Leserichtung gelesen werden, was vielen den Einstieg in die asiatische Comicwelt erleichtert. Viele Manhwas wirken auch insgesamt westlicher und sind mehr an unseren Sehgewohnheiten orientiert. So ein Manhwa ist der vorliegende aber nicht. Bis auf die Leserichtung weist "Chronik eine Kriegers" alle Merkmale eines typischen "Shonen"-Manga, also eines für eine überwiegend männliche Zielgruppe gemachten Comics auf, bei dem die Action im Vordergrund steht. Nicht nur, daß die beiden Kopfgeldjäger, die neben ihrem coolen Äußern auch noch auf ein breites Repertoire an Superheldenfähigkeiten zurückgreifen können, zahlreiche Kampfszenen erfolgreich durchstehen, sie lieben es auch, entweder auf ihren futuristisch anmutenden motorradähnlichen Fahrzeugen oder per Pedes, ebenfalls in Hochgeschwindigkeit, durch die Gegend zu düsen.

Bei der Figur des Gildong Hong handelt es sich um eine Art koreanischen Robin Hood, der in der Version des Zeichners Oh Se-Kwon zusammen mit seinem Funny Sidekick Danu, dem obligatorischen lustigen Heldenbegleiter, in einer bizarren Fantasy-Hightech-Altes China-Welt agiert. Von den Sprüchen bis in die Kampfmonturen klischeeüberladen, vermißt man bei dieser Geschichte schmerzlich jegliche Tiefe. Leider, leider muß man feststellen, daß diese Art von Comic mehr und mehr die klassische frankobelgische Albenkultur verdrängt, die bisher auch hierzulande sehr verbreitet war. Nachdem im vergangenen Jahr Umsatz und Anzahl der in Frankreich verkauften klassischen Comic- Bände erstmals zurückgegangen sind, geraten viele der französischen Comic-Verlage zunehmend unter Druck und werden wohl nur noch ihre erfolgreichsten Serien weiterführen können.


Oh Se-Kwon
Chronik eines Kriegers (1)
Panini, Stuttgart, Februar 2006
196 Seiten, sw., Taschenbuch, Euro 7,95
ISBN 3-86607-123-X