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MANGA/206: "Ranma 1/2" - Der Klassiker ist zurück ...


Rumiko Takahashi


Ranma 1/2



Am 7. März startete der Anime-Klassiker "Ranma 1/2" wieder bei RTL II. Im Zuge der Ausstrahlung der überaus beliebten TV-Serie wird sich vielleicht so mancher auch für die Comic-Version des TV-Hits interessieren. Die 38bändige Taschenbuch-Reihe erschien zwischen 1999 und 2003 im Egmont Verlag.

Während Meister Tendo, Leiter einer Kampfschule für Schlägereien aller Art und Vater dreier halbwüchsiger Töchter, sich sehr über den Besuch seines alten Freundes, des Kampfkünstlers Genma Saotome und seines Sohnes Ranma freut, hält sich die Begeisterung der Mädchen in Grenzen. Das liegt in erster Linie daran, daß Vater Tendo in Ranma einen höchst willkommenen Schwiegersohn sieht, dessen Heirat mit einer seiner Töchter den Fortbestand der Kampfschule sichern und die Ehre der Familie Tendo erhalten würde. Kasumi, Nabiki und Akane hingegen, 19, 17 und 16 Jahre alt, wollen sich ihren Bräutigam selbst aussuchen, Akane hat obendrein eine ausgeprägte Abneigung gegenüber dem anderen Geschlecht entwickelt.

Warum ausgerechnet sie nun doch zur Verlobten von Ranma avanciert, liegt in den höchst ungewöhnlichen Auswirkungen eines Trainingsaufenthaltes in China begründet, von dem Ranma und sein Vater vor kurzem zurückkehrten. Dort, am Mount Quanjing im Bayankala Massiv, wo sich das legendäre Trainingsgelände der verwunschenen Quelle befindet, absolvierten Ranma und Genma eine Kampfübung auf Bambusstöcken, die inmitten der über 100 Quellen in den Boden gerammt waren. Leider kam ihr Führer nicht mehr dazu, Vater und Sohn die traurige Legende dieses Ortes zu erzählen, da war das Unglück schon geschehen: Nachdem Genma von seinem Stock abgerutscht und in eine der Quellen gestürzt war, verwandelte er sich in einen Panda! Und Ranma, der vor Schreck ebenfalls das Gleichgewicht verlor und in einen anderen der kleinen Teiche fiel, tauchte als junges Mädchen wieder auf.

Und das war auch die traurige Legende: Jede dieser Quellen, so berichtete der Führer, als er nun endlich Gelegenheit dazu hatte, beherbergt den Geist eines in ihr Ertrunkenen, im Fall von Ranmas Vater den eines Pandas, bei Ranma den eines jungen Mädchens. Wer in eine der Quellen fällt, nimmt die Gestalt des jeweiligen Geistes an. Ein Trost blieb Ranma und seinem Vater jedoch: Durch Übergießen mit heißem Wasser können sie jederzeit wieder ihr ursprüngliches Aussehen annehmen.

Mit der Begründung, Ranma sei ja schließlich nur ein halber Junge und somit das kleinere Übel, überreden die Schwestern Akane, sich mit Ranma zu verloben. Daß die Geschichte der beiden recht turbulent weitergeht, liegt auf der Hand. Hinzu kommt, daß Akane dafür, daß sie nichts für Jungs übrig hat, über eine erstaunliche Anzahl von Verehrern verfügt, allen voran Oberschüler Kuno, Kapitän des Kendo Clubs und unbesiegter Star der Hochschulfechtwelt, der alle, die sich für seinen Schwarm interessieren, zum Kampf herausfordert. Die Verwirrung ist perfekt, als Ranma die Herausforderung annimmt und sich im Zuge der daraus entstehenden Handgreiflichkeiten, in die sich auch Akane einmischt, von Kuno unbemerkt in ein Mädchen verwandelt - in das der Oberschüler sich prompt verliebt ...

Seit der Veröffentlichung der ersten Folge von "Ranma 1/2" von Rumiko Takahashi im September 1987 in dem wöchentlichen Manga- Magazin "Shonen Sunday", erschienen dort insgesamt 408 Episoden. In Sammelbänden verlegt, die in immer wieder neuen Auflagen auf den Markt kommen, gehört diese Serie zu den erfolgreichsten japanischen Manga-Reihen. Mit einer aberwitzigen Story und höchst humorvollen Situationen, in die die Helden immer wieder geraten, gerät die Serie zu einer amüsanten Reise durch fernöstliche Mythen und Sagen, die mit vollkommen überzogenen Martial Arts- Szenen und einer Love Story gelungen kombiniert wurden. Obwohl sich auch bei "Ranma" typische Manga-Elemente wie große Augen und leicht bekleidete weibliche Charaktere finden, unterscheidet sich diese Serie, was die Darstellungen angeht, angenehm vom Großteil der japanischen Comics: Bei "Ranma" sind die Frauen keine langbeinigen Model-Grazien, sondern wirken eher burschikos. Zum ersten Mal konnte das deutsche Publikum Ranma 1996 in dem Magazin "Manga Power" erleben. 1997 wurden seine Abenteuer in einer eigenen Albenreihe fortgesetzt. Nach vier Bänden wurde die Serie jedoch eingestellt und galt als totgesagt. Im Zuge der allgemeinen Manga-Begeisterung kehrte "Ranma 1/2" 1999 als Taschenbuch-Ausgabe zurück.


Rumiko Takahashi
Ranma 1/2
Egmont Manga & Anime, Stuttgart, 1999-2003
jeweils ca. 190 Seiten, Taschenbuch, Softcover, s/w