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PORTRAIT/013: Burne Hogarth - "Tarzan"-Zeichner, Autor, Lehrer (SB)


Burne Hogarth

"Tarzan"-Zeichner und Gründer der "School of Visual Arts"


Der Ende Januar 1996 im Alter von 84 Jahren verstorbene Burne Hogarth, der vor allem als Zeichner von "Tarzan" bekannt wurde, war nicht nur ein hervorragender Comic-Zeichner, der es verstand, seine fundierten anatomischen Kenntnisse in spannungsreiche Bildgeschichten umzusetzen. Er gründete die "School of Visual Arts", schrieb vielgeschätzte Lehrbücher über die Anatomie des menschlichen Körpers und widmete sich in seinen späteren Jahren der Malerei.

Am 25. Dezember 1911 wurde Burne Hogarth in Chicago geboren. Wie bei vielen seiner Berufskollegen zeigte sich auch bei Hogarth schon früh ein ausgeprägtes zeichnerisches Talent. Seiner Neigung folgend studierte er Anatomie und Kunstgeschichte am Crane College und am Chicago Art Institute. Hogarths erste professionelle Arbeiten waren Aufträge aus dem graphischen Gewerbe, wobei er seine Vielseitigkeit unter Beweis stellen konnte. So illustrierte er unter anderem eine Serie über die berühmtesten Kirchen der Welt und gestaltete Sportrubriken für das Associated Editors Syndicate.

Schon 1929, im Alter von 18 Jahren, entwickelte Burne Hogarth seinen ersten Comic, "Ivy Hemmanhaw". Ihm folgten noch einige weitere Gestalten, von denen aber keine einen größeren Bekanntheitsgrad erreichte und die daher recht bald wieder von der Bildfläche verschwanden.

1936 bekam Hogarth seine ganz große Chance: Harold Foster gab die Serie "Tarzan" ab, um sich ganz seiner eigenen Figur "Prinz Eisenherz" widmen zu können. "Tarzan", der erste realistisch gezeichnete Abenteuer-Comic nach den berühmten Romanen von Edgar Rice Burroughs, war seit seinem ersten Erscheinen im Jahr 1929 wie eine Bombe eingeschlagen und hatte unter Foster sehr schnell eine außerordentliche Popularität erreicht.

Die erste Sonntagsseite mit einer von Burne Hogarth gezeichneten "Tarzan"-Folge erschien am 9. Mai 1937. Anfangs bemühte sich Hogarth noch, Foster zu imitieren, entwickelte jedoch bald seinen ganz eigenen Stil, der sich durch besondere Dynamik und schwungvolle Bewegungsstudien auszeichnete, die sich hervorragend mit der abenteuerlichen Handlung ergänzten.

Das Publium liebte den neuen Star am Zeichnerhimmel, der sich trotz eines gewissen, von der Romanvorlage unabhängigen Handlungsrahmens, den er im Laufe der Zeit schuf, stets an das literarische Vorbild Burroughs hielt. Bei Hogarth war Tarzan stets ein intelligenter, kultivierter Mann, ein Held im besten Sinne. Neben dem "klassischen" Foster und dem "modernen" Russ Manning - übrigens ein Schüler von Burne Hogarth - der "Tarzan" ab Ende der 60er Jahre zeichnete, gilt Hogarth bis heute bei vielen Lesern und Kritikern als der beste Interpret der Abenteuer des legendären Urwaldhelden.

Leider gab es schon bald die ersten Schwierigkeiten mit Verlag und Zensur. Hogarth bekam Ärger wegens seines Zeichenstils, den manche - vor allem, wenn es sich um die Darstellung der weiblichen Anatomie handelte - für allzu realistisch hielten. Einige Jahre lang kämpfte Hogarth um seine künstlerische und darstellerische Freiheit, doch 1950 war Schluß. Burne Hogarth gab das Comic-Zeichnen auf und widmete sich von nun an der Lehrtätigkeit an seiner "School of Visual Arts", die er bereits 1947 zusammen mit Silas Rhodes gegründet hatte. Er schrieb außerdem mehrere Lehrbücher über die Anatomie des menschlichen Körpers, die von vielen Zeichnern als Grundlagenwerke hoch geschätzt werden.

Bis 1970 unterrichtete Hogarth an seiner Schule, danach gab er sie auf, um sich ganz der Malerei zu verschreiben. Im Jahr 1972 kehrte er noch einmal zu den Comics zurück und gestaltete in einem sehenswerten Album die Jugend Tarzans.

14. Juni 2007