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STECKBRIEF/015: Betty Boop - Der erste Vamp des Zeichentrickfilms


Sexy Betty ...


Betty Boop wurde 1931 von Max Fleischer erschaffen. Obwohl ihre Reize nur auf Zelluloid und Papier existierten und sie nie mehr als ihre Beine zeigte, galt sie in den 30er Jahren als eine Art Sexsymbol, beinahe ebenbürtig mit real existierenden Filmschauspielerinnen oder Sängerinnen jener Zeit.

Mit ihrem kurvenreichen Körper, der angeblich nach den Formen von Mae West modelliert wurde (während ihr Gesicht mit kleinem herzförmigen Mund und großen Unschuldsaugen dem der Sängerin Helen Kane ähneln sollte), vor allem aber durch ihre aufreizenden Bewegungen und Gesten, wirkte Betty so provokant und erotisch, daß sie schon bald die Jugendschützer auf den Plan rief. Sie sahen die öffentliche Moral von dieser jungen Dame, die noch dazu in jedem ihrer Filme einen anderen Mann zu umgarnen pflegte (einer ihrer Filmpartner war übrigens Popeye, der spinatessende Seemann), ernsthaft gefährdet.

Ab 1934 tauchte Betty Boop auch im Zeitungsstrip auf und bekam eine regelmäßige Seite in den Sonntagsausgaben verschiedener Zeitungen. In ihrer papiernen Fassung wurde sie jedoch nie so berühmt wie auf der Leinwand, zumal sie sich im Comic strip wesentlich zurückhaltender gab. Doch im wesentlichen lag es wohl daran, daß Bettys "Reize" erst in der Bewegung so richtig zur Geltung kamen, ob sie nun vielsagend mit den Wimpern klimperte, maliziös die Hüften schwenkte oder eines ihrer kleinen, von vielen Seufzern begleiteten, jedoch sehr eingänglichen Liedchen sang.

Nachdem aufgrund der Proteste der Jugendschützer und wegen mangelnden Erfolges die Strip-Serie schon 1938 wieder eingestellt wurde, ging es zur selben Zeit auch der Leinwand-Version von Betty an den Kragen: Als die Zensur einschreiten wollte, zeigte Max Fleischer sich einsichtig und ging daran, die "unschickliche" Betty braver zu gestalten. Er zeichnete sie weniger sexy, verlängerte die Röcke ihrer nun etwas weniger eng anliegenden Kleider und modifizierte ihre Bewegungen. Doch bald wurde ihm klar, daß er damit die Persönlichkeit seiner Figur immer mehr verwässerte und entschied sich dafür, die Produktion lieber ganz einzustellen, als diesen faulen Kompromiß weiterzuführen.

Bettys letzter Auftritt, der 1939 stattfand, richtete sich gegen jene, die ihr Ende herbeigeführt hatten: Durch ein unförmiges Kleid beinahe vollständig verhüllt, war sie kaum mehr wiederzuerkennen.

12. Januar 2007