Schattenblick →INFOPOOL →BILDUNG UND KULTUR → FAKTEN

SPRACHE/524: Tagung und Zeitzeugengespräch - die Sprache der 68er (idw)


Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf - 18.04.2008

Tagung und Zeitzeugengespräch: die Sprache der 68er


Vom 1. bis 3. Mai 2008 findet an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf eine wissenschaftliche Tagung mit dem Titel "Teach-ins, Demokratisierung und 'der lange Marsch'. Sprach- und kommunikationsgeschichtliche Umbrüche von '1968'" statt. Tagungsort ist Schloss Mickeln.

Im Rahmen der Veranstaltung sollen die sprachlichen und kommunikativen Neuerungen der 1960er Jahre in den Blick genommen und ihr Einfluss auf die Sprach-, Kultur- und Mentalitätsgeschichte der Bundesrepublik untersucht werden.

Sprache war um 1968 zentrales Mittel und auch ein wichtiger Faktor der angestrebten gesellschaftlichen Veränderungen. Neue Sprechstile wurden dazu benutzt, die Ziele und Werte der Bewegung zu symbolisieren. Kommunikative Gattungen, in denen - jedenfalls dem Anspruch nach - alle Beteiligten über die gleichen Möglichkeiten zur Beteiligung verfügten, wurden populär: Überall wurde diskutiert, Vorlesungen wurden wegen ihres vermeintlich autoritären Charakters kritisiert, stattdessen sammelten sich die Aktivisten in studentischen Seminaren, Arbeitskreisen und Teach-ins. Die Störung institutionalisierter Kommunikationsformen wie Immatrikulationsfeiern, Verhöre vor Untersuchungsausschüssen oder Gerichtsverhandlungen sollten die universitäre und staatliche Ordnung in Frage stellen und den vermeintlich autoritären Charakter der betreffenden Institutionen demaskieren.

Zudem war die Sprache Medium wichtiger zeithistorischer Debatten, in denen eine Umorientierung des kulturellen Gedächtnisses und die Umwertung traditioneller Werte gesamtgesellschaftlich verhandelt wurden. Die Beschäftigung mit der Sprache von 1968 ist demnach keine Marginalie, sondern ermöglicht weitgehende Aussagen über die sozial- und kulturgeschichtlichen Folgen der Studentenbewegung. Während der Tagung wird daher die Frage von besonderem Interesse sein, ob und wenn ja, inwiefern die Jahre um 1968 als Wendepunkt oder Zäsur (der Sprachgeschichte) gelten können.

Im Rahmen der Tagung findet das öffentliche Zeitzeugengespräch statt, das die durch die 68er-Bewegung ausgelösten sprachlichen und kommunikativen Neuerungen diskutiert (2. Mai, ab 20 Uhr im Maxhaus in der Düsseldorfer Altstadt, Schulstraße 11). Als Gäste werden die ehemaligen Aktivisten Michael "Bommi" Baumann und KD Wolff, der ehemalige Bundesvorsitzende des Ringes Christlich Demokratischer Studenten Wulf Schönbohm sowie der Düsseldorfer Sprachwissenschaftler Georg Stötzel zunächst über die um 1968 verwendete Sprache und deren kommunikationsgeschichtliche Folgen diskutieren und sich dann den Fragen des Publikums stellen.

Die Tagung wird vom Arbeitskreis Sprache in der Politik e.V. ausgerichtet und von den Universitäten Düsseldorf und Zürich sowie vom Institut für Deutsche Sprache in Mannheim organisiert.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution223


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Rolf Willhardt, 18.04.2008
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. April 2008