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BERICHT/044: Netzwerk FEDORA - am Beispiel Theater ... (SB)



Kultur ohne Geld? Europäisches Netzwerk FEDORA geht neue Wege zur Finanzierung von Opern- und Ballettproduktionen - Magdeburger Podiumsdiskussion

von Christiane Baumann, März 2018


Ein Ticket für den Besuch einer Theateraufführung würde derzeit ohne Subventionen rund 200 bis 250 Euro kosten. In Zeiten immer knapper werdender öffentlicher Ressourcen kann es somit nicht schaden, wenn Bühnen den Blick auf alternative ergänzende Finanzierungsmöglichkeiten richten, was jedoch keineswegs dazu führen sollte, dass sich die öffentliche Hand weiter aus der Förderung der Theater- und Kultureinrichtungen zurückzieht. Die Theaterlandschaft in Deutschland ist trotz Sparmaßnahmen und Kürzungen (noch) einzigartig. Schauspiel, Oper und Ballett sind Kultur- und Bildungsangebote, die allen Bevölkerungsschichten offenstehen und bezahlbar sein müssen. Dass das schon jetzt nicht mehr der Fall ist, zeigen Patenprojekte, auch am Theater Magdeburg, die Kindern aus sozial schwachen Familien den Theaterbesuch erst ermöglichen.

Fundraising und Kultur - was ist möglich, was notwendig, was wünschenswert? Zu diesen Fragen diskutierten Experten und Interessierte im Rahmen einer Podiumsdiskussion, zu der das Theater Magdeburg eingeladen hatte. Anlass bot ein innovatives Magdeburger Opernprojekt, das vom europäischen Opern- und Ballettfördernetzwerk FEDORA - The European Circle of Philanthropists of Opera and Ballet unterstützt wird. Das Theater Magdeburg ist seit 2015 Mitglied in diesem zunächst in Paris in privater Initiative gegründeten Netzwerk, das inzwischen mit einer Internet-Plattform FEDORA (www.fedora-platform.com) gestartet und auf europäischem Kurs ist. Ziel ist es, Oper und Ballett neue, innovative Impulse zu geben sowie Kunst und Geld zusammenzubringen. Dass das erfolgreich geht, zeigen Projekte, die Plattformen wie betterplace.org oder artness.net managen. Entscheidend für das Kultur- Fundraising sind Engagement und Kreativität sowie Transparenz, wie die Diskussion zeigte.


Ankündigungsplakat der Podiumsdiskussion - Foto: © 2018 by Christiane Baumann

FEDORA Netzwerk
Foto: © 2018 by Christiane Baumann

Firmen interessiert vor allem der "Return on Investment", wie David Jackson von THE ART OF BUISNESS hervorhob, wenngleich sich der Gewinn nicht in harten Zahlen messen lässt, sondern vor allem in der Profilierung und in der Imagepflege liegt. Dass ein lebendiges Kulturleben, zu dem auch eine bunte freie Kulturszene gehört, auf den Wirtschaftsstandort positiv zurückwirkt, darin bestand Einigkeit. Helmut Herdt von den Städtischen Werken Magdeburg wies denn auch auf die "Dividende auf der Softskillseite". In diesem Kontext wurde insbesondere die Bewerbung Magdeburgs als Kulturhauptstadt Europas 2025 hervorgehoben, die eine Stadt als Wirtschaftsstandort attraktiv macht und stärkt. Katja Mittag, die für Betterplace tätig ist und weltweit für Kulturprojekte Spenden einwirbt, wies darauf hin, dass der Erfolg von Crowdfunding maßgeblich von der Konkretheit des Projektes abhängt. Gespendet wird dann, wenn man weiß, was genau mit dem Geld passiert. Wird beispielsweise einem Kind der Theaterbesuch oder die Inanspruchnahme theaterpädagogischer Angebote ermöglicht, wird damit ein Quadratmeter des Foyers, eine Treppenstufe usw. erneuert? Zur Transparenz gehört es auch, die Ergebnisse sichtbar zu machen.


Foto: © 2018 by Christiane Baumann

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiusdiskussion
Foto: © 2018 by Christiane Baumann

Das Theater Magdeburg hat sich in Kooperation mit dem Puppentheater Magdeburg auf der FEDORA Platform mit dem innovativen Kammeropernprojekt The True Story of King Kong um Unterstützung beworben und es im Wettbewerb um den Publikumspreis, der mit einem Online-Voting verbunden war, mit 4019 Stimmen auf Platz eins der Vorauswahl geschafft. Nun geht es in die zweite Phase, mit der das Crowdfunding beginnt und in der es um den mit 150.000 Euro dotierten FEDORA GENERALI Prize for Opera 2018 für moderne Opernprojekte geht. Auf der Plattform kann verfolgt werden, wie sich die Unterstützung für das Magdeburger Opernvorhaben weiter gestaltet.

Den Kompositionsauftrag für The True Story of King Kong vergab das Theater Magdeburg an die deutsche Librettistin und Regisseurin Roischa A. Säidow und an den auf den Philippinen geborenen chinesisch-britischen Komponisten Jeffrey Ching. Im Mittelpunkt steht einer der zentralen Mythen des 20. Jahrhunderts. Konzipiert ist das Werk für Sänger, Puppenspieler und Orchester. Es bündelt und verknüpft somit Ressourcen zweier unterschiedlicher Bühnenformen und wartet zudem mit einer internationalen Besetzung auf. Die Premiere ist für den 16. März 2019 terminiert. Das Theater Magdeburg machte bereits 2015 europaweit von sich reden, als es den FEDORA - ROLF LIEBERMANN PRIZE FOR OPERA für die Kinder-Mitmach-Oper Milo, Maya und die Reise um die Welt erhielt.

Das Netzwerk FEDORA - The European Circle of Philanthropists of Opera and Ballet hat mit der Internet-Plattform ein europäisches Gütesiegel etabliert, das seit dem vergangenen Jahr von der Europäischen Kommission im Rahmen des Programms Kreatives Europa gefördert wird. 19 Theater aus 13 Ländern Europas sind Teil dieser Plattform, die innovative Opern- und Ballettprojekte, junge Künstlerinnen und Künstler unterstützen und langfristig europäische Fundraising-Strukturen etablieren will. In Deutschland gehören neben dem Magdeburger Theater das Nationaltheater Mannheim und die Freunde und Förderer der Staatsoper Unter den Linden der Plattform an.

Mehr Informationen unter www.fedora-platform.com

13. März 2018


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