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ENGLISCH/833: Down under (3) Australian or "Aboriginese" (SB)


A  B A R B I E  I N  T H E  A
R V O ?


KANGAROOING AND THE EVERLASTING DROWSE OF THE DIDGERIDOO

Der Einfluß der Ureinwohner auf die Sprache der "white invaders"



Australische Sprachgeschichte aus der Sicht der Ureinwohner

Tatoos, Gelb- und Orangetöne mit mystischen Zeichen in Anlehnung an altaustralische Felsmalereien, Knochen- und Holzperlenketten, Lederbänder oder mit Strichzeichnungen verzierte T-Shirts, verfilzte Haartracht... All das, was man für die Kultur der Aborigines, der australischen Ureinwohner hält, wird im Zuge des Ethno Booms immer wieder gerne in Modetrends vermarket. Eine weitere Blüte dieses Trends ist die deutliche Zunahme von vermeintlichem "Aboriginese", d.h. von Begriffen der Ureinwohner, an der Entwicklung des heutigen Australisch.

Dazu muß man allerdings wissen, daß der Begriff Aborigines heute von den Vertretern und Nachfahren der australischen Urbevölkerung als diskriminierend empfunden wird. Aborigines bedeutet im Englischen nichts anderes als "Urbevölkerung". Es gibt auch das englische Adjektiv "aboriginal", das man mit "eingeboren, einheimisch" übersetzt. Die heute als Aborigines Bezeichneten sind aber kein einheitliches Volk mit einer Einheitssprache, sondern setzen sich aus vielen verschiedenen Stämmen und individuellen Kulturkreisen zusammen, die jeweils eine eigene Sprache entwickelt haben. Dabei können sich die Sprachen benachbarter Stämme ebenso sehr voneinander unterscheiden wie Deutsch und Englisch oder Englisch und Französisch.

Man spricht heute politisch korrekt auch nicht mehr von den ersten "Siedlern" Australiens (denn die alten Stämme besiedelten natürlich seit Generationen die eigenen Stammesgebiete), sondern von den "white invaders" also den weißen Invasoren. 1788, als die ersten englischen Schiffe landeten und ihre Gefangenentransporte in der australischen Wildnis absetzten, gab es ungefähr 250 verschiedene australische Stämme. Heute sind es noch etwa 50 Stämme, die ihre eigene Sprache sprechen.

Ob australische Ureinwohner überhaupt die Entwicklung der neuen australischen Kultur beeinflussen konnten oder in irgendeiner Weise daran beteiligt waren, läßt sich inzwischen kaum noch klären.

Die Entdecker Australiens zeigten anfangs ein sehr großes Interesse an der Sprache der Ureinwohner. So sollen z.B. schon Schiffsoffiziere aus Captain Cooks Mannschaft Aufzeichnungen darüber mit nach Hause gebracht haben, wie unterschiedlich die Sprache der verschiedenen Eingeborenenstämme im Umkreis von wenigen Meilen war. Nicht wenige machten sich daran, die verschiedenen Eingeborenensprachen zu erlernen, Worte und Ausdrücke zu sammeln, systematisch aufzuzeichnen und eine Art Grammatik zu entwerfen. Oftmals sind diese alten Aufzeichnungen die letzten stummen Zeugen der inzwischen schon ausgestorbenen alten Sprachen und der letzte Nachweis für ihre Existenz. Denn im Kampf um Land und Boden zögerte die wachsende weiße Bevölkerung nicht, den größten Teil aller Eingeborenenstämme und mit ihnen die lebenden Zeugen ihrer Sprache regelrecht auszurotten.

Der Einfluß alter australischer Sprachen kann demnach im Verlauf der australischen Geschichte nie besonders groß gewesen sein. Genaugenommen reduziert er sich auf die ersten 50 Einwanderungsjahre. In dieser Zeit gab es für die Neuaustralier eine Reihe unbekannter Tiere, Pflanzen, Landesmerkmale und anderer Objekte zu benennen, die man bis dahin noch nie gesehen hatte, und für die es auch im europäischen Kulturkreis keine Entsprechung gab. Was lag näher, als den ursprünglichen Ausdruck zu übernehmen, der einem von den Ureinwohnern genannt wurde. Da sich alle Engländer bekanntermaßen mit der Aussprache fremder Sprachen schwer tun, wurde jedoch meist einer verfremdeten, anglisierten und somit einfacher auszusprechenden Fassung der Vorzug gegeben.

Manche dieser übernommenen Ausdrücke, besonders aus Pflanzen- und Tierwelt, sind geradezu mit Australien verwachsen wie das Wombat (Plumpbeutler auf deutsch, nagetierähnliche etwa ein Meter große Beuteltiere im Süden Australiens) oder der Koala (ein in den australischen Eukalyptuswäldern beheimateter Beutelbär) die ausschließlich in die australische Tierwelt gehören und anderswo nur in Zoos überleben können.

Es gibt jedoch auch Begriffe wie "budgerigar" bzw. die in Australien bevorzugte Kurzform "budgy" für den in Australien beheimateten Wellensittich, die man kaum noch mit Australien in Verbindung bringt. Der Begriff für dieses weltweit beliebte und bekannte Haustier ist im englischen Wortschatz fest verankert, wobei man die australische Herkunft des kleinen Ziervogels völlig vergessen hat. Wellensittich sagt man bei uns, doch jeder Liebhaber des kleinen Piepmatzes kennt denn auch die bei uns übliche Koseform "Butsche", "Butje", "Butschi" oder "Butscher", womit man das gemütliche Getuschel und Geblubbere des kleinen Minipapageis lautmalerisch nachahmt. Ob budgerigar jedoch ursprünglich einer der vielen Stammessprachen entstammt oder ob es sich dabei um eine typisch britische Wortschöpfung handelt, ist noch die Frage.

Viele Ausdrücke haben sich inzwischen weiterentwickelt und erinnern kaum noch an ihren australischen Ursprung. Im steten Austausch zwischen unterschiedlichen, aber benachbarten Sprachen, über Mißverständnisse, Verallgemeinerungen und schließlich durch die Anpassung an die neue linguistische Umgebung werden Worte verstümmelt und verändert.

Das Känguruh, auf australisch-englisch: "kangaroo", wird hierfür immer wieder gerne als typisches Beispiel angeführt. Angeblich soll auf die Frage eines Offiziers aus Captain Cooks Mannschaft an einen australischen Ureinwohner, wie denn dieses seltsam hüpfende Tier heiße, dieser auf Uraustralisch einfach nur "kangeroo" geantwortet haben, was übersetzt nichts weiter als "Ich habe keine Ahnung" bedeutet. Dies ist zwar eine äußerst unterhaltsame Geschichte, doch leider ohne wissenschaftliche Belege.

Der Eintrag im Lexikon datiert den Begriff zwar schon auf die Zeit vor 1788, nämlich auf das Jahr 1770 als Joseph Banks, der tatsächlich mit Captain Cooks Crew nach Australien gekommen war, im heutigen North Queensland eine Erhebung über die gebräuchlichen Worte der Ureinwohner aufstellte. Allerdings geht daraus nicht hervor, wofür der Begriff verwendet wurde.

Über das erste Auftauchen von "kangaroo" gibt es nur die Aufzeichnungen aus Captain Cooks persönlichem Tagebuch, wie den folgenden Auszug, die auch nicht darüber Aufschluß geben können, ob es sich dabei um das oben beschriebene Mißverständnis handelt oder nicht. Der folgende Auszug entstammt einem Zitat aus einer Sendung des BBC world service, die Ende Februar 1997 gesendet wurde:

Sunday, the 24th of June 1770. As I was walking this morning, at a little distance from the ship I saw myself one of the animals that have been so often described. It was of a light mouse-colour and in size and shape very much resembling a greyhound. It had a long tail which it carried like a greyhound. And I should have taken it for a wild dog, if instead of running, it had not lept like a dear or an hare. Mr. Banks also had a perfect view on this animal and was of opinion, that this species was hitherto unknown.

Saturday, the 14th of July 1770. Mr. Gor who went out today with his gun, had the good fortune to kill one of the animals which had been so much the subject of our speculation. The animal is called by the natives kangaroo.

Sunday 15th of July 1770. The next day our kangaroo was dressed for dinner and proofed the most excellent meat.
(BBC, Februar 1997)

Tatsächlich herrschte in den ersten Jahren britischer Besiedlung einige Verwirrung über die Bedeutung des Wortes kangaroo. Als der erste Gouverneur Philipp nach Port Jackson, dem heutigen Sidney kam, bezog er seine australischen Sprachkenntnisse aus der Stichwortsammlung, die Joseph Banks 2000 Meilen nördlich aufgezeichnet hatte. Ihm fiel sofort auf, daß die Aborigines in diesem Gebiet ein völlig anderes Wort für das Känguruh verwendeten. So schrieb ein Leutnant Watkin Ken:

Das große graue Känguruh nennen die Eingeborenen von Port Jackson "patagaran", während das Wort Känguruh hier völlig unbekannt ist.

Mit Känguruh bzw. kangaroo wurde von den Eingeborenen im Grunde nur eine ganz bestimmte Känguruhrasse bezeichnet. Während die Briten es auf alle Tiere ausweiteten, die diesem Urkänguruh nur irgendwie ähnlich sahen. Wie ein australischer Dichter 1889 schrieb:

Kangaroos are five different species: the forrest, the brush, the wallabys, the kangaroo red, and the kangaroo mouse.
(BBC, Februar 1997)

Inzwischen sind neben dem Roten Riesenkänguruh, dem grauen Riesenkänguruh, den Busch- und Baumkänguruhs und den Wallabies auch die sogenannten Bergkänguruhs (Wallaroos), Antilopenkänguruhs, Schwarze Bergkänguruhs, Rattenkänguruhs, Nagel-, Zwergstein und Kurzschwanzkänguruhs bekannt, um nur die häufigsten Arten zu nennen. Und auch beim Wallaby unterscheidet man mindestens acht verschiedene Arten.

Schon bald danach kümmerte es niemanden mehr, woher das Wort einmal kam und ob es wirklich etwas mit der damit bezeichneten Tierart zu tun hatte. Das Wort selbst paßte lautmalerisch wunderbar auf das Wesen, das damit beschrieben wurde. Es federte und vibrierte zwischen Zunge und Gaumen und seine leichte Aussprache sowie der exotische Klang machten Freude und verliehen demjenigen, der es verwendete, die interessante Aura des Abenteurers. Sehr schnell wurde es von den Briten in Wortschöpfungen und Redewendungen verbrämt und seine australische Herkunft vergessen.

Ein idiomatischer Bedeutungswandel, der dadurch geprägt wurde, war ganz einfach der Vergleich mit dem Begriff "verrückt". Dieser "austalianism" taucht in diesem Zusammenhang das erste Mal 1908 in einem australischen Magazin auf:

If you show signs of mental weekness, you are barney, dotty or cracked or you may even have kangaroos in your top paddock.
(BBC, Februar 1997)

Der gleiche Begriff wird auch als Verb benutzt und bedeutet dann einfach nur "Känguruhs jagen", ein Sport, mit dem sich die weißen Invasoren seit eh und je die große Langeweile in den Outbacks vertrieben, seinerzeits "on horseback", heute vom Geländewagen aus. "We 've been kangarooing" heißt somit: "wir waren auf Känguruhs- jagen".

Die andere idiomatische Verbbildung in den umgangsenglischen Sprachgebrauch wurde dafür verwendet, das Wort "jump" etwas farbiger zu gestalten, "to kangaroo" hieß ganz einfach "Bocksprünge machen", beispielsweise "The car jerked and kangarooed of in the night..." Auch für bockende Pferde war es ein anschaulicher Ausdruck.

Der Ausdruck "kangaroo court" wurde jedoch erst im 19. Jahrhundert in den Staaten erfunden und bezeichnet ein inoffizielles Gericht (z.B. unter Strafgefangenen oder Streikenden) bzw. ein Femegericht. So war zum Beispiel in der London Times im Jahr 1971 zu lesen:

Citizen who live in the rights of northern Irland deserve Protection from such kangaroo courts.
(BBC, Februar 1997)

Im Britischen Englisch kennt man zudem die sogenannte "kangaroo- closure", eine im Parlament verwendete drastische Verkürzung einer Debatte, indem nur bestimmte Anträge zur Diskussion gestellt werden.

Viele andere Redewendungen benutzen Kängeruh, um etwas typisch Australisches zu kennzeichnen. Auch wallaby, das ebenfalls aus dem Sprachschatz der Aborigines stammen soll, wird auf diese literarisch anschauliche Weise verwendet. "On the wallaby-track" heißt in Umgangsaustralisch, daß man auf Arbeitssuche ist, in Anlehnung an die Tagelöhner, die meilenweit von einer Ranch zur nächsten durch die australische Einöde zogen, um bei der Schafschur oder Ernte zu helfen.

Für die rugbybegeisterten Briten ist ein "Wallaby" außerdem ein australischer Nationalspieler in dieser Sportart.

Ein anderer, weitverbreiteter Begriff, der von einem der vielen Aborigine-Stämme entliehen wurde, ist "boomerang" bzw. deutsch Bumerang.

Auch dies war ein ausgesprochen exotisches und ungewöhnliches Ding für alle Neuankömmlinge von den Britischen Inseln. B. Field in 1825 beschrieb es folgendermaßen:

The boomerang is a short crested weapon, which the natives of port Jackson project with accurate aim in a rotary motion which gives a precalculated bias to its forcible fall. Also seen on the east coast and on the north.
(BBC, Februar 1997)

In kürzester Zeit boomte der Begriff im Amerikanischen
wie im Boston Daily Advertiser 1846 ...

Like the strange missiles which the Australian throws your verbal boomerang slaps you on the nose.

...und kam bumerangmäßig mit einer metaphorischen Bedeutung in sein Ursprungsland zurück. Mit Vorliebe wurde er für erlittene Tiefschläge verwendet, die offensichtlich auf den Absender zurückfielen, wie auch ein Zitat aus der Canberra Time, dem Paradeblatt der australischen Hauptstadt:

Great Chapells decision not to have England in seems to have boomeranged.

Dieser wunderbar bildhafte Gebrauch "sich als Bumerang zu erweisen", der inzwischen schon in das Langenscheidt Wörterbuch aufgenommen ist, konnte natürlich nicht lange den Australiern vorbehalten bleiben. Auch in England wird diese Metapher gern verwendet. Das Oxford English Dictionary enthält sogar den folgenden Auszug eines Kommentars über britische Politik 1955 aus der Londoner Times als Beweis dafür parat:

The adulteration (Verfälschung) may ultimately have a boomerang effect on the party itself.

Im Langenscheidt Lexikon findet man außerdem aus dem Amerikanischen "boomerang" als Hebebühne für Kulissenmaler.


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Mit den Uraustraliern hat es oft wenig zu tun oder "the didgeridoo is worth considering too"

Wie sehr man sich jedoch in der Herkunft der typisch uraustralischen Worte täuschen kann (siehe oben "kangaroo" - "kenn ich nicht"), zeigt auch die Geschichte des Begriffs "didgeridoo":

Das seltsame Instrument stammt von den Ureinwohnern, das Wort jedoch nicht, mag es noch so fremdartig klingen. Didgeridoo ist die Wortschöpfung weißer Siedler, die damit lautmalerisch das eigenartige Geräusch beschrieben, welches das aus einem etwa 70-80 cm langem hohlen Eukalyptusholz gefertigte Instrument von sich gab: "didgery, didgery, didgery..."

Das Wort wurde bald darauf in verschiedenen Zusammenhängen aufgegriffen, von dem Umstand abgesehen, daß es nicht authentischer Herkunft war. Zunächst war man sich auch unter den Neuaustraliern uneins. Manche, die es besser wußten, bezeichneten das eindrucksvolle Instrument mit dem Originalnamen der Eingeborenen "Borra" oder "Borough". Doch Didgeridoo klang so viel besser, geheimnisvoller und magischer, daß man es nicht zu Gunsten eines schlichten "B-o-r-r-a-s" aufgeben wollte.

Der Literaturteil der Times 1971 betitelte verheißungsvoll

The everlasting drowse of the didgeridoo
(Das unaufhörliche einschläfernde Tönen des Didgeridoo)

Original australische Didgeridoos aus Eukalyptusholz oder Bambus haben in der alternativen Selbstfindungs- und New Age-Szene auch heute noch einen hohen Stellenwert. Ob ein Borra das je geschafft hätte, ist fraglich.


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Nachdem die erste Phase freundlichen Beschnupperns zwischen Eingeborenen und Siedlern vorüber war, und die immer größer werdende Zahl "weißer Eindringlinge" zu einer existentiellen Bedrohung für die Einheimischen ausartete, folgte eine sehr rauhe und brutale Zeit, in der beide Seiten um die Vorherrschaft und das schlichte Überleben kämpften und viele Menschen - mehr Einheimische wie Eindringlinge - dahingeschlachtet wurden. Ähnlich wie in den Pionierjahren Amerikas war damals jede Form von Eingeborenenkultur bei den neuen Australiern verpönt.

So stellte sich nach den ersten 50 Jahren ein zunehmendes Desinteresse an den Sprachen der Ureinwohner ein. Man nahm allgemein an, daß diese allmählich zusammen mit den Eingeborenen aussterben würden, was auch vielerorts geschah. Diese Haltung entsprach der Regierungspolitik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die den Australiern eine monolinguistische Gesellschaftsform aufzwängen wollte. Standard sollte natürlich das Britische Englisch bleiben.

Doch wie schon im letzten Beitrag ENGLISCH/829: Down under (2) Rückbesinnung auf das Australische (SB) deutlich wurde, hat der linguistische Imperialismus der Briten heute nicht mehr den gleichen Stellenwert. Seit etwa 20 Jahren entwickelt sich in Australien eine multikulturelle Gesellschaftsordnung, die sich auf ihre kulturelle Eigenständigkeit besinnen will und mit einem neuerweckten und ständig wachsenden Interesse am alten, kulturellen Erbe der Ureinwohner einhergeht.

Es besteht allgemein wieder ein großes Interesse an anderen Sprachen in Australien, nicht nur an den alten Sprachen der Aborigines. Auch von Seiten der Regierung gibt es keinerlei offizielle Beschränkungen mehr, was die Anzahl der in der Öffentlichkeit gesprochenen Sprachen betrifft. So kommt es jetzt nachträglich zu einem veränderten Australisch, in das nun immer mehr alte stammessprachliche Begriffe einfließen und auf diese Weise die veränderte Einstellung der australischen Bevölkerung zu ihren wahren Wurzeln bezeugen.

Allerdings gibt es den Australier mit uraustralischer Abstammung, der kein Englisch spricht und nicht mit den Gepflogenheiten der westlichen Kultur vertraut ist, eigentlich gar nicht mehr. Die Angehörigen der alten Stämme sind schon lange in die Städte übergesiedelt und haben sich mehr schlecht als recht in die multikulturelle Gesellschaft Australiens integriert. Schlecht deshalb, weil sie ähnlich wie in Amerika entgegen anderer Behauptung dort keine gleichberechtigte vorurteilsfreie Existenzmöglichkeit haben. Doch das ist ein Thema für sich...

Bemerkenswert sind dabei die vielen ursprünglich englischen Begriffe und Übersetzungen für spezielle Dinge der Ureinwohner, die diese inzwischen ebenfalls fast vollständig in ihren Wortschatz integriert haben. Beispielsweise der Begriff "keeping place" (Aufbewahrungsplatz), der allen Australiern gleich welcher Herkunft geläufig ist, einem Nicht-Aussie jedoch kaum etwas sagt. Damit wird eine Art Privat-Museum bezeichnet, in welchem eine bestimmte Gruppe oder ein bestimmter Stamm von Ureinwohnern die Artefakte ihrer Kultur verwahrt und hütet. Nur wenige allerdings wissen noch, welche Bedeutung diese Kultgegenstände einmal hatten.

Vielleicht rief das inzwischen mystisch verklärte, einschläfernde Geräusch des Didgeridoos bei den alten Australiern eigentlich nur die Kids zum Mittagessen...

Erstveröffentlichung 1998
Neue, aktualisierte Fassung


27. Februar 2009