Grammatik satt?!
Der Satz
Teil 1 - Einführung
Auf die Idee, Gesprochenes in Sätze, Worte und Buchstaben zu zerlegen, kann man eigentlich erst dann kommen, wenn man es festhalten oder wiederholen will. So entsteht aus Gesprochenem Sprache als ein mehr oder weniger festes Gespinst von Begriffen und Bezügen, mit dessen Hilfe man sich orientiert. Sie beinhaltet festgelegte Bedeutungen, austauschbare Begriffe, die man aufgrund der Übereinkunft versteht. Wiederholbarkeit soll hier Sicherheit schaffen.
Am deutlichsten zeigt sich dieses Streben nach Orientierung in der Schrift, in der man einen Laut neben den anderen setzt oder wie im Chinesischen Begriff für Begriff. Die Einteilung in Laute, Silben, Worte macht eine Sprache gleichzeitig vergleichbar mit anderen, also übersetzbar. Eine Sprache, die diese Einteilung nicht kennt, keine oder keine uns vertraute Struktur aufweist - also im Grunde gar nicht als Sprache zu bezeichnen wäre -, wird sich als ziemlich unübersetzbar erweisen, möglicherweise sogar als uns völlig unverständlich. Zumindest dann, wenn man mit dem gewohnten Handwerkszeug von Wort/Begriff und Sinn/Verstehen darangeht.
Machen wir uns also damit vertraut, daß der Satz, um den es hier gehen soll, wie alle anderen sprachlichen Regelungen im Grunde ein Gitterwerk ist, das neben dem Vorteil, eine Stütze zu bieten, die Eigenschaft hat, das, was man vielleicht sagen möchte, zu verflachen und nur noch bestimmte, nämlich auf diese Weise strukturierbare, Elemente zuzulassen. Und, um mit der konventionellen Theorie zu sprechen, machen wir uns nichts vor: Sprache und Denken sind eng verknüpft, d.h. wir denken auch so.
Nichtsdestotrotz kommt man, will man eine Sprache lernen, auch an dieser Hürde nicht vorbei, und ich kann nur noch einmal wiederholen: Um, wenn man es denn will, über den Satz hinauszugelangen, muß man sich mit ihm befaßt haben. So soll es denn nun auch ganz prosaisch weitergehen mit "dem Satz" und seinen Regeln.
Der Satz bringt eine Reihe von Worten nach bestimmten Regeln in einen Sinnzusammenhang. Hält man diese Regeln nicht ein, wird die Übermittlung gewünschter Inhalte - besonders in einer Fremdsprache - schwierig.
Für das Französische gilt grundsätzlich und strenger als im Deutschen die Wortstellung: Subjekt - Prädikat - Objekt(e)
Ein einfaches Beispiel: Je vais à Paris
Es ist besonders wichtig dies zu beachten, weil, anders als im Deutschen, das als Objekt stehende Nomen im Französischen nicht verändert wird. D.h. der Form des Wortes ist der Kasus, in dem es steht, und damit seine Beziehung zum Verb nicht anzusehen. Das Objekt ist allein aus der Wortstellung und, wenn auch eingeschränkt, aus Präpositionen abzulesen.
J'ai aidé Madame Ferolle. Madame Ferolle ist das Objekt
Madame Ferolle m'a aidé. Ich ist das Objekt
Elle téléphone à sa mére. Die Mutter ist das Objekt
Sa mère lui à téléphoné. Die Tochter ist das Objekt
Eine Ausnahme sind Satzteile, die besonders betont werden sollen.
Satzteile
Das Subjekt ist ein Substantiv oder ein substantivisch gebrauchtes Wort wie zum Beipiel ein Pronomen oder Adjektiv.
- L'enfant joue. Il joue.
Als Substantiv kann es durch ein Attribut ergänzt werden.
- Le petit enfant joue. Il joue.
Mit Prädikat meint man gewöhnlich das Verb, im Falle des Hilfsverbs sein sind die sogenannten Prädikatsnomen, also seine Begleiter, mit eingeschlossen.
- Le petit enfant est heureux.
- L'homme est étranger.
Das Objekt ist ebenfalls ein Substantiv oder ein substantivisch gebrauchtes Wort.
- L'enfant joue la flute.
Satzarten
Dem Inhalt nach unterscheidet man folgende Satzarten:
1.
2. 3. 4. 5. |
Aussagesätze
Fragesätze Annahmesätze Wunsch- und Aufforderungssätze Betrachtungssätze |
Nous allons à Paris.
Nous allons à Paris? Allons-nous à Paris? Est-ce que nous allons à Paris? Les Lebrun, vont-ils à Paris? Supposons que nous allions à Paris. Je voudrais que nous allions à Paris. Allons à Paris! Que ce sera beau à Paris! |
Der Form nach lassen sich unterscheiden:
1. Einfache Sätze
2. Zusammengesetzte Sätze a. Satzgefüge mindestens ein Hauptsatz und ein Nebensatz b. Satzverbindung selbständige Teilsätze |
Nous allons à Paris.
Pour aller à Paris nous prenons le train qui part à huit heures de la gare centrale. Comme on aime voyager, nous allons à Paris. Nous allons à Paris, parce que l'on aime voyager. Nous allons à Paris, on a envie de visiter le Louvre, on se promènera sur les Champs- Elysées, et on va aussi jeter un coup d'oeil sur la Tour Eiffel. |
Im Satzgefüge ist/sind der/die Nebensatz/Nebensätze als Satzteil in den Hauptsatz integriert. Auch sie lassen sich natürlich noch weiter nach Inhalt und Aufbau unterscheiden.
Fortsetzung folgt
Erstveröffentlichung am 3. Juli 1998
23. Juli 2007