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FRANZÖSISCH/095: Carnet - "bon" und "bien" in Redewendungen (SB)


Carnet Français - Teil 27


"Bon" und "bien" in Redewendungen



Die Begriffe bon und bien mit der eigentlichen Bedeutung gut sind in überraschend vielfältiger Weise in Redewendungen und Idiome eingebunden, und wie im Deutschen (z.B. "Du hast gut reden...") können sie damit ihre Bedeutung erheblich verändern. Das heißt, dem Französisch-Lernenden können sie sich recht mißverständlich präsentieren uns das eigene Sprachgefühl erheblich täuschen.


Bien

Die Bedeutungsspanne von »bien« umfaßt: das Gute, Wohl, Vorteil; Vermögen, Habe, Güter; Landgut; gut, wohl, wohlauf, gemütlich; anständig; recht; sehr, wirklich, ganz; zwar, allerdings, freilich; gern; ungefähr, wohl, etwa ... und kann sich in Verbindungen sogar ins Gegenteil von gut verkehren.

So heißt die Wendung »c'est bien fait« nicht etwa wörtlich übersetzt: "das ist gut gemacht" oder "wohlgetan!", sondern: "das geschieht Ihnen recht". Daß »c'est bien lui« "das ist er tatsächlich" bedeutet, ist nachvollziehbar, daß »c'est bien de lui« nun "das sieht ihm ähnlich" bedeutet, kann man höchstens raten. Zuvor käme man auf eine Reihe anderer Bedeutungen. Wenn man weiß, daß »bien« auch "wirklich" heißen kann, bilden Ausdrücke wie: »cette affaire est bien fini« - "diese Sache ist wirklich beendet" vielleicht kein Problem, obwohl man auch auf eine falsche Übersetzung wie: "Diese Sache hat gut geendet" kommen könnte.

Es bleibt also wie bei allen idiomatischen Ausdrücken keine andere Wahl, als gründlich zu lernen, gründlich nachzuschlagen oder, sofern die Möglichkeit besteht, gründlich nachzufragen. Nicht alles läßt sich aus dem Zusammenhang richtig erschließen.

»Faire du bien à q./qc.« bedeutet wie erwartet "jemandem etwas Gutes tun, einer Sache oder jemandem nützen". »Faire le bien« heißt simpel "Gutes tun" und »dire du bien de qc./q.«: "gut über etwas/jemanden reden". Ein Blick ins Wörterbuch zeigt die Fülle dieser Art von Kombinationen, in denen oftmals die Präposition entscheidend für die Bedeutung ist.

Eine Reihe französischer Redewendungen hat deutsche Entsprechungen:
Tout est bien qui fini bien - Ende gut, alles gut.
Rira bien qui rira le dernier - Wer zuletzt lacht, lacht am besten.
Le mieux est l'ennemi du bien - Das Bessere ist des Guten Feind.


Bon

»Bon« umfaßt je nach Gebrauch Bedeutungen wie: gut, freundlich, gutherzig; lieb; geschickt, fähig; gut, schön, gesund; günstig, einträglich, glücklich; beträchtlich, stark, sehr; gültig; (ernst)lich, wahr; einfältig, leichtgläubig; witzig; Nutzen, Vorteil; Scheck, Geldanweisung; Genehmigung und ähnliches.

»Bonne chance!«: "Viel Glück!" ist einfach und kennt jeder, »une bonne gifle«: "eine kräftige Ohrfeige" ist ebenso eindeutig. Die »bonne leçon« kann schon zum Problem werden, denn damit erhält man einen "Denkzettel" oder eine heilsame Lektion. Das »bon mot« kennen wir als Bonmot, als geistreichen Ausspruch; in Frankreich ist es auch ein Witz. Der »bon vivant« ist uns als Bonvivant bekannt und bezeichnet jemanden, der gut zu leben versteht, den Genießer.

Nicht schwer zu merken sind Begriffe wie »(à) bon marché«: "preiswert", »rien de bon«: "nichts Gutes", »avoir bonne conscience«: "ein reines Gewissen haben", da sie entweder dem deutschen Gebrauch entsprechen oder »bon« seine Bedeutung als "gut" eindeutig behält. »De bonne foi« kann je nach Zusammenhang "in gutem Glauben, aufrichtig" oder "gutgläubig" heißen, und auch »à bon port« mit der Bedeutung "sicher" ist für uns nachvollziehbar. »Arriver à bon port« heißt "wohlbehalten ankommen" (port = Hafen). »Bon pour la ferraille«, wörtlich: "gut für den Schrott", heißt also "schrottreif". Es gibt eine Vielzahl ähnlich gebildeter Redewendungen im Französischen, die für uns relativ leicht nachzuvollziehen sind, weil wir "gut" in ähnlichen Kombinationen verwenden. Klassisch: »Tous les moyens lui sont bon pour...«: "Jedes Mittel ist ihm recht, um ..."

Schwieriger sind hingegen Kombinationen wie »une bonne fois«: "ein für allemal", »on est bon«: "jetzt geht's uns an den Kragen" oder »en faire de bonnes«: eine Dummheit begehen. »En avoir de bonnes« nimmt schon wieder eine ganz andere Richtung als die Dummheiten und bedeutet "Scherze machen". »Avoir q. à la bonne« heißt jedoch nicht, "jemanden zum Besten halten", sondern ihn "mögen".


Redewendungen:
Il faut savoir trouver du bon dans toute chose - Alles hat seine guten Seiten.
Il fait bon vivre et ne rien savoir - Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.



Erstveröffentlichung am 6. Mai 2000


2. November 2007