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KALTE PLATTE/0022: Klatsch auf krossen Kräckern (SB)


Satirische Canapés und Cocktailbissen


Hohe Schule

Grusula von der Leiden ist als approbierte Ärztin, siebenfache Mutter, turnierfeste Dressurreiterin und Bundesarbeitsministerin für ihre außerordentliche Effizienz bekannt. Letzterer ist auch die Entwicklung des MULTIFUNKTIONSBRIEFS zu verdanken, einer neuen Kommunikationsform, mit der KALTE PLATTE den Leser anhand des vorliegenden Beispiels vertraut machen möchte.

MULTIFUNKTIONSBRIEF

Absender: Grusula von der Leiden

Adressat A: Deutscher Dressurreiterverband
Adressat B: Schulungsstelle für Angestellte deutscher Jobcenter

MERKE: An den mit X markierten Stellen je nach Adressat bitte "Hannoveraner-Wallach" (A) oder "Industriearbeiter" (B) einsetzen!

Betrifft: Mehr "Hohe Schule" fördert den X!

Sehr geehrte Damen und Herren Ausbilder,

in unserer modernen Gesellschaft hat man dem beschäftigungsfernen X die meisten seiner ursprünglichen Verhaltensweisen abtrainiert. Sein Sozialverhalten ist problematisch. Ansonsten neigt er häufig zu Bewegungsunlust und Apathie. Zu anstrengenderen Tätigkeiten muß der X motiviert werden. Ihn damit sich selbst zu überlassen, wäre verantwortungslos.

Richtig an die Kandare genommen, kann ein gesunder X aber selbst gegen jüngere Konkurrenten durchaus noch punkten. Zunächst ist dafür eine gewisse Grundspannung (Versammlung) erforderlich. Zu diesem Zweck müssen seine Reflexe, sich Beanspruchungen zu entziehen, durch unablässigen Druck stimuliert werden. Zugleich muß man ihm mit Hilfe der Kandare möglichst alle Ausweichmöglichkeiten nehmen. In dieser Gesamtspannungssituation ist der X in der Regel bereit, selbst ungewohnte, unbequeme Bewegungsanforderungen zu erfüllen - was durch kleine Belohnungen sofort honoriert werden muß.

Bei sachgemäßer Schulung wird der X bald schon durch Einsatz kleinster "Supports" in diese konstruktive Verfassung geraten. Denn es ist immer noch ein unverzichtbares Merkmal Hoher Schule, den X so effizient zu kontrollieren, daß dem außenstehenden Betrachter jeder Gedanke an Gewalterziehung oder Dressur gar nicht erst kommt. Vielmehr soll sich dem unvoreingenommenen Beobachter beim Anblick eines von Ihnen geschulten Xs der Eindruck spielerischer Bewegungsfreude in völliger Freiheit und Zwanglosigkeit vermitteln!

Dies nur kurz zu Ihrer Inspiration. Meine Damen und Herren Ausbilder, an die Arbeit!


M.f.G.

Grusula von der Leiden


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9. April 2010