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KALTE PLATTE/0063: Klatsch auf krossen Kräckern (SB)


Satirische Canapés und Cocktailbissen



Bücklinge

Der Kinderschutzbund beklagt schon länger die Zunahme der Koordinationsstörungen bei Kindern, die auf Bewegungsmangel zurückzuführen ist. Er warnt vor frühzeitig angelegten Haltungsschäden durch die Unterforderung bestimmter Muskelgruppen, wie sie bei Kindern, die täglich viele Stunden sitzend verbringen, zu beobachten ist.

Doch die Warnungen scheinen kein Gehör zu finden. Vielen Eltern ist es offenbar wichtiger, daß ihre Kinder sich schon im Vorschulalter ausgiebig mit Computertechnologie beschäftigen, um später auf diesem Gebiet "fit" zu sein. Inzwischen berichten immer mehr Orthopäden über eine spezifische Fehlkoordination bei Kindern, die "Bückling" genannt wird. Zwar sind die Kinder in der Lage, aufrecht zu gehen, doch sie beugen sich nach wenigen Schritten vor und stützen sich mit dem Händen am Boden ab. Ursache dafür soll eine nicht ausreichend gekräftigte Rücken- und Bauchmuskulatur sein, die den betroffenen Kindern ein Unsicherheitsgefühl vermittelt, aufgrund dessen sie es vorziehen, gewissermaßen präventiv mit den Händen häufiger Bodenkontakt herzustellen.

Die Forderung von Elterninitiativen, Fernseher und Computer aus den Kinderzimmern zu verbannen, wurde jedoch von Politikern als "Schnellschuß-Mentalität" bezeichnet. Es sei nicht erwiesen, daß die Körperhaltung der Kinder schädlicher wäre als die sonst übliche. Möglicherweise sei sie sogar natürlicher als der durchgängig aufrechte Gang. Und dadurch, daß die "Bücklings"-Kinder im Durchschnitt weitaus besser mit den modernen Medien zurechtkämen, hätten sie gegenüber Kindern mit konventioneller Körperhaltung in der Schule laut Notendurchschnitt auch keinen erkennbaren Nachteil.

In Zukunft soll erwogen werden, beim Spielen in der Kita und beim Schulsport entsprechend Rücksicht auf "Bücklinge" zu nehmen. Schließlich wolle man die Erziehungsfehler, die früher bei Linkshändern gang und gäbe waren, nicht wiederholen.

23. Juli 2012