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BIBLIOTHEK/569: Bayerische Staatsbibliothek erwirbt Koran-Blätter aus dem 9. Jahrhundert (idw)


Bayerische Staatsbibliothek - 04.12.2013

Bayerische Staatsbibliothek erwirbt Koran-Blätter aus dem 9. Jahrhundert



Bei den Herbstauktionen 2013 ist es der Bayerischen Staatsbibliothek wider Erwarten gelungen, beim Münchener Antiquariat Zisska & Schauer neun Blätter aus einem Koran des 9. Jahrhunderts zu ersteigern. Die Erwerbung ist eine ausgezeichnete Ergänzung zur Sammlung von 175 Koran-handschriften in Form von vollständigen Kodizes und Koranteilen im Besitz des Hauses. Da Korane aus dieser Zeit in der Regel nur als fragmentarische Einzelblätter angeboten werden, ist die Erwerbung von neun gut erhaltenen Blättern aus einer Handschrift umso bemerkenswerter. Der Preis betrug rund 51.000 Euro.

Die Surenüberschriften und die Fünferzählung der Verse in den Blättern sind in Gold ausgeführt, was auf einen Auftraggeber im höfischen Bereich schließen lässt. Die verwendete sogenannte Kufi-Schrift ist heutzutage selbst für Araber schwer zu entziffern, weil gleich mehrere Konsonantengruppen mit einem einzigen Buchstaben ausgeführt sind.

Rolf Griebel, Generaldirektor der Bibliothek: "Wir freuen uns sehr, dass trotz sinkender Etats, steigender Preise auf dem Antiquariatsmarkt, des starken Rückgangs entsprechender Angebote und einer finanziell mächtigen Konkurrenz aus den arabischen Golfstaaten und aus Asien der gezielte Ausbau mehrerer Sprachenfonds durch eine erhebliche Einwerbung von Drittmitteln in den letzten zwei Jahrzehnten fortgesetzt werden konnte. Die Sammlung ist so bis heute dynamisch und lebendig geblieben ist."

Die Münchener Koransammlung ist so alt wie die Bibliothek selbst. Korane werden seit 1558 gesammelt, als Herzog Albrecht V. die Bibliothek des Orientalisten Johann Albrecht Widmanstetter als Gründungsbestand für die damalige Münchner Hofbibliothek ankaufte. In den letzten 50 Jahren wurde der Koran-Bestand mit herausragenden Handschriften wie etwa dem einzigartigen Goldkoran aus dem späten 11. Jahrhundert und Spitzenstücken aus dem 9. bis 19. Jahrhundert erheblich erweitert. Insgesamt besitzt die Bayerische Staatsbibliothek heute 17.000 orientalische Handschriften, darunter 4.400 aus dem islamischen Kulturkreis.

Über die Bayerische Staatsbibliothek:
Die Bayerische Staatsbibliothek, gegründet 1558 durch Herzog Albrecht V., genießt als internationale Forschungsbibliothek Weltrang. Mit 10 Millionen Bänden, rund 62.000 laufenden Zeitschriften in gedruckter und elektronischer Form und rund 96.000 Handschriften gehört die Bibliothek zu den bedeutendsten Wissenszentren der Welt. Mit 1 Million digitalisierter Werke verfügt die Bayerische Staatsbibliothek über den größten digitalen Datenbestand aller deutschen Bibliotheken. Die Bibliothek bietet vielfältige Dienste im Bereich innovativer digitaler Nutzungsszenarien an.

Weitere Informationen unter
http://www.bsb-muenchen.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1304

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Bayerische Staatsbibliothek, Peter Schnitzlein, 04.12.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Dezember 2013