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REZENSION/012: Don Harris - Psycho-Cop, Teil 1 und 2 (SB)


Don Harris - Psycho-Cop


Teil 1: "Das dritte Auge"

Teil 2: "Der Club der Höllensöhne"



Sie tragen häufig englische Namen wie John Sinclair, Gabriel Burns oder Tony Ballard und kämpfen für Recht und Gesetz und gegen das Böse in der Welt - mitunter auch jenseits von ihr. Das Böse erscheint keineswegs als abstrakte theologisch-philosophische Größe, sondern es tritt in der Regel leibhaftig auf (wahlweise auch ohne leibliche Präsenz - dafür um so mächtiger). Die britischen Inseln gelten als bevorzugter, wenngleich nicht alleiniger Schauplatz der Auseinandersetzung für die meisten dieser Helden.

Mit dem "Psycho-Cop" Don Harris hat der deutsche Autor Helmut Rellergerd alias Jason Dark eine Figur geschaffen, die sich nahtlos in diese Reihe einfügt. Harris besitzt das "dritte Auge" und vermag manchmal, wenn es ihn überkommt, zukünftige Ereignisse vorherzusehen. Das ist ungeheuer praktisch, denn Harris arbeitet als Ermittler für den europäischen Geheimdienst ESI, der, wie könnte es anders sein, seinen Sitz in London hat. Somit ist der Held im doppelten Sinne ein Ordnungshüter. Hinter den Verbrechen, die er aufklärt, stecken finstere Mächte, deren Einflußbereich sich bis in die ESI erstreckt und die sich "Club der Höllensöhne" nennen.

Harris wurde eine geheimnisvolle Frau, Mitstreiterin und Liebhaberin, an die Seite gestellt. Sie trägt den klassischen Namen Elektra, was zu der Vermutung Anlaß gibt, daß sie sich auf einem Rachefeldzug befindet. Elektra verfügt ebenfalls über besondere Fähigkeiten und scheint nicht zu altern. Jedenfalls erscheint sie auf einem älteren Foto, das sie mit Harris' Eltern zeigt, genauso jung wie heute.

Damit ist das grundlegende Szenario der Hörspielserie "Don Harris - Psycho-Cop", deren ersten beiden Teile jetzt vorliegen, beschrieben. Das Konzept ist nicht kompliziert und wurde an früherer Stelle bereits in vielerlei Spielarten immer wieder von neuem zusammengemixt: Der Held weiß zu Anfang noch nicht, daß er an einer übergreifenden Auseinandersetzung teilnimmt. Indem er Zugang zu seiner eigenen Vergangenheit und der seiner mysteriösen Eltern erlangt, gewinnt er an Fähigkeiten beziehungsweise vermag diese gezielter als zuvor einzusetzen.

Der Kampf gegen die finsteren Mächte, in diesem Fall gegen den Club der Höllensöhne, erhält nach und nach den Charakter einer Mission, einer Art Kreuzzug. Das verbindet den Handlungsverlauf der einzelnen Episoden; an diesem Konzept dürften die Produzenten bei etwaigen künftigen Hörspielen dieses Helden festhalten. Es ist wichtig, daß der Held eine tragische, sehr persönliche Note besitzt - er hat seine Eltern nie richtig kennengelernt -, ansonsten bliebe er allzu blaß.

Die Zahl der Heftromane aus der rellergerdschen Feder bzw. seiner mechanischen Schreibmaschine ist Legion. Mit "Das dritte Auge" und "Der Club der Höllensöhne" bleibt er seiner bewährten Linie, die recht simpel gehaltenen Romane inhaltlich nicht unbedingt zu überfrachten, treu. Die Heftromane leben nicht davon, daß die Leserinnen und Leser überrascht werden, sondern daß sie deren Erwartungen erfüllen. Dieser Serieneffekt gilt für Heftromane, Soap operas im Fernsehen und Hörspiele gleichermaßen.

Der Regisseur Oliver Döring hat dieses Konzept aufs Hörspiel übertragen und die actionartigen Szenen mit entsprechend in den Vordergrund gerückten Schuß- und Schlaggeräuschen begleitet oder aber mit einer absichtlich trocken vorgetragenen Kommentarstimme kontrastiert.

Mit der Hörspielserie "Geisterjäger John Sinclair" hatte Döring im Jahr 2000 große Erfolge verzeichnet. Daran versucht er nun anzuknüpfen. Ob ihm dies mit "Don Harris" gelingt, ist insofern fraglich, als daß sich zwar die Zutaten gleichen, aber bekanntlich ein Gericht den Reiz des Neuen verliert, wenn es zum zweiten Mal aufgetischt wird. Dennoch sollte man nach zwei Episoden nicht den Stab über eine Hörspiel-Serie brechen, die sich ja noch entfalten kann. Man gebe ihr eine Chance. Die Art der Zusammenstellung von Musik, Klangeffekten und Sprechstimme läßt zweifelsohne auf Erfahrungen der Produzenten schließen.

Die ersten beiden Hörspiele der Serie "Don Harris - Psycho-Cop" versprechen nicht viel, aber was sie versprechen, halten sie auch. Das ist auf dem boomenden Markt der Audio-Produktionen nicht selbstverständlich.

21. März 2007

2 CD-Hörspiele
Don Harris - Psycho-Cop
Teil 1: "Das dritte Auge"
Teil 2: "Der Club der Höllensöhne"
WortArt / Random House Audio
Teil 1: ISBN 978-3-86604-459-3
Teil 2: ISBN 978-3-86604-464-7


Erscheinungsjahr: 2007