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BUCHBESPRECHUNG/095: Raumschiff des Mächtigen (Perry Rhodan) (SB)


Perry Rhodan


Raumschiff des Mächtigen

Silberband Nr. 104



Der unsterbliche Terraner Perry Rhodan will das havarierte Sporenschiff PAN-THAU-RA seinem ursprünglichen Zweck zuführen, um eine große Gefahr für die Milchstraße abzuwenden. Davor hatte unter anderem die Superintelligenz BARDIOC, die den ganzen Schlamassel angerichtet hat, als sie noch Bardioc hieß und gegen die Interessen der Kosmokraten handelte, eindringlich gewarnt. In dem 1126 Kilometer durchmessenden Sporenschiff hat sich das Leben explosionsartig ausgebreitet, was erwartungsgemäß zur Folge hat, daß dort der auf Gegenseitigkeit beruhende Über-Lebenskampf besonders unerbittlich geführt wird. Das erhöht das Risiko für diejenigen, die PAN-THAU-RA in der Absicht betreten, dort für Ordnung zu sorgen ... und verschafft den Autoren die Gelegenheit, das klassische Kampf-gegen-aggressive-Pflanzen-und-Tiere-Abenteuer von der typischen Dschungelwelt in die künstliche Umgebung eines Riesenraumschiffs zu verlegen.

Den Terranern und ihren Mitstreitern, die mit dem Hantelraumschiff SOL und der BASIS auf unterschiedlichen Wegen das Sporenschiff in der Galaxis Tschuschik erreicht haben, stellen sich zahlreiche Hindernisse in den Weg, denn die PAN-THAU-RA ist nicht unbewohnt. Da wäre zum einen das LARD zu nennen, bei dem es sich um den einäugigen Kosmokratenroboter Laire handelt, der mehrere Millionen Jahre lang als Hausmeister für die Kosmokraten gearbeitet und Wartungsarbeiten auf der sogenannten Ebene verrichtet hat, aber dummerweise nicht mehr über den passenden Schlüssel verfügt, um zu seinen Herren zurückzugelangen. (Was diese nicht im mindestens bekümmert, deshalb sind sie ja die Herren und Laire der Diener.) Das LARD hat in der Gesellschaft der Wynger ein religiös verbrämtes Regime aufgebaut, das nur dem einen Zweck dient, daß Kundschafter dieses Volks ausziehen und sein Auge wiederfinden.

LARD/Laire kontrolliert jedoch nur ein Dreizehntel des Sporenschiffs, nämlich die von Wyngern Quostoht genannte Welt, wohingegen sich der weitaus größere Teil im Hyperraum befindet und für ihn selbst - nicht jedoch für seine Boten - unerreichbar bleibt. Dort leben die Ansken, vielgliedrige Insektenwesen, die eigentlich harmlos sind, aber aufgrund des außer Kontrolle geratenen Sporenschiffs wesensverändert und höchst aggressiv wurden. Ihnen stehen mit den Malgonen willige Kämpfer zur Seite, die das übrige Sporenschiff gegen Eindringlinge verteidigen.

Im ersten Teil dieses Silberbands werden ausführlich die gemeinsamen Abenteuer des Terraners Hytawath Borl, der Wyngerin Demeter, die lange Zeit auf der Erde in einem stasis-artigen Zustand verbracht hat, und dem Wynger Plondfair geschildert. Diese Gruppe trifft wiederum auf die abtrünnigen Quostoht-Wynger Tarmair und Cainstor, welche es gewagt haben, die Grenzen ihrer vom LARD beherrschten Welt zu hinterfragen. Der zweite Teil handelt vor allem davon, wie Perry Rhodan und eine Handvoll Mitstreiter in die PAN-THAU-RA vordringen, aber ihr Ziel, die Zentrale, nicht so schnell erreichen, wie sie es sich gewünscht hätten.

Innerhalb der umfangreichen Kosmologie des Perry Rhodan-Universums werden mit dem Zyklus PAN-THAU-RA erneut größere kosmische Zusammenhänge eröffnet. Die Leserinnen und Leser erfahren mehr über die Sporenschiffe und deren Aufgabe, Lebens- und Intelligenzkeime - On- und Noon-Quanten - im Universum zu verbreiten, sowie über den mysteriösen Zeitlosen Ganerc-Callibso. Diese tragische Figur, die wie Bardioc einst zu den Sieben Mächtigen gehörte, die jeweils mit einem eigenen Sporenschiff durchs Universums zogen und Lebenskeime ausbrachten, befindet sich in einem Zwergenkörper und besitzt zwar bedeutende, aber längst nicht mehr jene enormen Machtmittel, die ihm einst zur Verfügung standen. Ganerc-Callibso will auf seine Weise die Gefahr durch PAN-THAU-RA bannen, so daß er auf der gleichen Seite wie Perry Rhodan kämpft. Das gilt auch für das LARD, das sich den Terranern als Laire zu erkennen gibt.

Der PAN-THAU-RA-Zyklus leitet zum KOSMISCHE BURGEN-Zyklus über und enthält wie dieser bereits starke Fantasy-Elemente, was bei der Leserschaft Ende der siebziger, achtziger Jahren großen Anklang fand. Das spiegelt gewissermaßen die generelle gesellschaftliche Entwicklung wider, wovon auch die Science-fiction allgemein nicht verschont geblieben ist. Vereinfacht gesagt und diverse Parallelentwicklungen ignorierend, könnte man sagen, daß das Genre eine Wandlung von regelmäßiger erscheinenden utopisch-gesellschaftskritischen Romanen der Nachkriegs- und Wirtschaftswachstumszeit der 1950er und -60er Jahre hin zu überwiegend traumweltlerischen Spannungsromanen, die ausschließlich unterhalten sollten, ab den 1970er und -80er Jahren erfuhr.

Bei dem alles in allem unterhaltsamen PAN-THAU-RA-Zyklus tritt allerdings der Effekt ein, daß der Wiederholungscharakter der Abenteuer weniger kaschiert werden konnte als in anderen Zyklen. Mal sind es spinnenartige Wesen, dann Roboter, dann wieder Insektoide oder auch sackartige Ungeheuer, die sich den Helden, die in wechselnder Konstellation auftreten, in den Weg stellen. So entsteht der Eindruck, als bemühten sich die Autoren - und solche Bemühungen sollten am besten gar nicht erkennbar sein -, den Spannungsbogen bis zum Zyklusende (Nr. 899) aufrechtzuerhalten, was bedeutete, daß die Helden die eigentliche Aufgabe nicht so schnell erfüllen durften. Also wurden regelmäßig neue Widrigkeiten eingeführt, die das Vorankommen verhinderten. Andere Zyklen zeigen in dieser Hinsicht eine größere Variabilität. Diese gewisse Zähigkeit, die, das sei hier spekuliert, möglicherweise auf das Exposé zurückgeht, wird von den Autoren dann durch die Betonung der Gefühle der Protagonisten zu kompensieren versucht. Die Schönheit und Ausstrahlungskraft Demeters führt zu heftigen Eifersüchteleien unter den Alpha-Männchen, als da sind Roi Danton, Payne Hamiller, Hytawath Borl ...

Abschließend sei angemerkt, daß durch die Zusammenstellung der Einzelromane in den Silberbänden 103 und 104 mehr Stringenz in die Handlung eingebracht wird, als in der ursprünglichen Abfolge der Einzelromane angelegt ist. In den vorliegenden Silberband 104 "Raumschiff der Mächtigen" sind folgende Heftromane eingeflossen: PR 876 - Die Welt des LARD (Kurt Mahr), PR 877 - In der Gewalt des LARD (Kurt Mahr), PR 884 - Raumschiff des Mächtigen (William Voltz), PR 885 - Kampf in der PAN-THAU-RA (William Voltz), PR 886 - Welt der Suskohnen (H. G. Francis), PR 887 - Die Verschollenen (H. G. Francis), PR 888 - Überfall der Malgonen (Kurt Mahr), PR 889 - Der Kampf um Quostoht (Kurt Mahr).

21. September 2009


Perry Rhodan
Raumschiff des Mächtigen
Silberband Nr. 104
Pabel-Moewig Verlag, Rastatt 2008
400 Seiten, ISBN 3-8118-4090-8