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BUCHBESPRECHUNG/114: Farbatlas der Dermatoskopie (Medizin) (SB)


Herausgeber: Wilhelm Stolz, Otto Braun-Falco, Peter Bilek, Walter H. C. Burgdorf und Michael Landthaler


Farbatlas der Dermatoskopie



Die Zahl der bösartigen Hauttumoren nimmt von Jahr zu Jahr zu. Ihre Häufigkeit verdoppelt sich alle 10 Jahre. Vor allem das besonders bösartige maligne Melanom, der sogenannte schwarze Hautkrebs, tritt vermehrt auf. In Deutschland geht man zur Zeit von jährlich 10 bis 12 Neuerkrankungen je 100 000 Einwohner aus. Obwohl der Anteil des malignen Melanoms an bösartigen Hauttumoren nur etwa 2 Prozent beträgt, ist dieser Krebs für 75 Prozent der Todesfälle im Zusammenhang mit Hauttumoren verantwortlich.

Eine Ursache - das ultraviolette Sonnenlicht - ist zwar bekannt, die Therapie ist jedoch immer noch äußerst schwierig. Nur wenn der Krebs sehr früh erkannt wird, kann er durch radikales Herausschneiden geheilt werden.

Ist es dafür zu spät, ist die Prognose infaust. Denn ein heilendes Medikament für diesen Tumor gibt es nicht und die wenigen zugelassenen Medikamente müssen aufgrund ihrer nur geringen Wirksamkeit durch andere, besser wirkende Medikamente ergänzt werden. Diese lassen sich, wie die Ruhr-Universität Bochum in einer Pressemitteilung vom 24.03.2003 berichtete, jedoch wegen der leeren Kassen im Gesundheitssystem häufig nur unter großen Schwierigkeiten verordnen. Gleiches gilt auch für die Bezahlung neuer Therapien bzw. neuer diagnostischer Ansätze.

Die eingeschränkten Möglichkeiten der Therapie durch vorgeschobene "wirtschaftliche Zwänge", bedeuten für den Teil der Patienten, der nicht in der Lage ist, einen Teil der Behandlungskosten privat aufzubringen, ein um so schnelleres Todesurteil, was jedoch nicht darüber hinwegtäuschen darf, daß dieser Krebs - trotz der vielversprechenden therapeutischen Ansätze - auch für diejenigen, die es sich leisten können, letztendlich tödlich endet.

Da die Prognose des schwarzen Hautkrebses ganz wesentlich von der Tumordicke abhängt, ist eine möglichst frühe Erkennung von Melanomen mit noch geringer Dicke von entscheidender Bedeutung für das Überleben der Patienten. Noch vor wenigen Jahren war man in erster Linie auf die Blickdiagnose angewiesen, die selbst bei einem sehr erfahrenen Spezialisten zu einer diagnostischen Treffsicherheit von nur 75 bis 80 Prozent führte. Nicht- Dermatologen erzielten eine noch deutlich niedrigere Trefferquote. Das führte dazu, daß relativ häufig gutartige dunkle Leberflecken, sog. melanozytäre Nävi, als verdächtige Läsionen herausgeschnitten wurden, und bedeutete für viele Menschen nicht nur eine unnötige Verunsicherung, sondern darüber hinaus eine überflüssige Operation, die bestenfalls eine große Narbe hinterließ, da selbst kleine verdächtige Stellen sicherheitshalber weit im Gesunden herausgeschnitten werden.

Da das individuelle Leiden jedoch weit weniger zählt als gesundheitsökonomische Aspekte, darf man davon ausgehen, daß es in erster Linie die Kosten der vielen unnötigerweise durchgeführten Operationen und histologischen Untersuchungen waren, die die Diagnostik in den letzten 30 Jahren vorantrieben und von der einfachen Auflichtmikroskopie zu den neuesten technischen Entwicklungen der Videodermatoskopie, der Teledermatoskopie und der computergestützten dermatoskopischen Diagnostik führten.

Die Geschichte dieser Technik beginnt im Jahr 1947, als man damit anfing, die bei der Untersuchung von Metallen verwendeten Mikroskope auch zur Analyse der Hautoberfläche einzusetzen. In den folgenden Jahren wurden immer kleinere und tragbare Taschenmikroskope entwickelt, die mit einer externen Lichtquelle ausgestattet direkt auf die Haut aufgesetzt wurden. Erste Ergebnisse der zehnjährigen Erfahrung mit dieser Auflichtmikroskopie wurden im Jahr 1957 publiziert.

Das heutige Dermatoskop, das mit einer lichtstarken Diodenbeleuchtung ausgestattet ist und die auflichtmikroskopische Untersuchung bei 10facher Vergrößerung ermöglicht, kann jederzeit problemlos und unaufwendig in der hautärztlichen Praxis eingesetzt werden. Das Gerät ähnelt einem Otoskop und zeichnet sich durch sein geringes Gewicht und eine einfache Handhabung aus. Die zu untersuchende Hautveränderung wird mit einer Flüssigkeit benetzt, und die unten am Dermatoskop befindliche Glasplatte mit leichtem Druck auf die Haut aufgesetzt.

Die Dermatoskopie stellt einen neuen morphologischen Ansatz zwischen der Beurteilung pigmentierter Hautveränderungen mit bloßem Auge und der nachfolgenden histologischen Begutachtung dar. Das wichtigste Ziel ist die schnelle und sichere Diagnostik von malignen Melanomen. Gerade junge Ärzte haben trotz der besonderen Bedeutung der Früherkennung in der dermatologischen Ausbildung oft wenig Gelegenheit, ihre Sicherheit in der klinischen Diagnostik zu steigern. Später wird jedoch von ihnen erwartet, daß sie die oft schwierig zu erkennenden Frühformen des Melanoms bei der Untersuchung des Patienten mit großer Sicherheit entdecken.

Und genau aus diesem Grund ist die 2., neubearbeitete und erweiterte Auflage des "Farbatlas der Dermatoskopie" jedem angehenden und praktizierenden Hautarzt wärmstens zu empfehlen, und auch Studenten und Allgemeinmediziner können sicherlich von dem Studium dieses Atlas profitieren und lernen, ihren Blick für eine Diagnose zu schärfen.

Aus dem Vorwort zur zweiten Auflage:

Der Atlas beginnt mit einem Überblick über die geschichtliche Entwicklung der Auflichtmikroskopie und Dermatoskopie, gefolgt von einer detaillierten Beschreibung der relevanten dermatoskopischen Kriterien und von rationalen und rationellen Algorithmen zur Unterscheidung von melanozytären und nicht- melanozytären Hautveränderungen sowie zur Bestimmung der Dignität melanozytärer Hautveränderungen. Die Kapitel über melanozytäre Nävi und maligne Melanome enthalten zahlreiche Beispiele für die zu berücksichtigenden unterschiedlichen Varianten. Der Text zu den insgesamt über 300 klinischen und dermatoskopischen Abbildungen beschreibt nicht nur die relevanten Kriterien für die Diagnostik, sondern soll dem Leser auch als Fundament dienen, auf das er bei seiner täglichen Differentialdiagnose aufbauen kann. Die detaillierten Abbildungslegenden geben auch unabhängig vom Text eine Übersicht über die wichtigsten Merkmale. Die sich schnell entwickelnden Bereiche der Videodermatoskopie und der computergestützten Dermatoskopie werden ebenfalls ausführlich diskutiert.


Herausgeber: Wilhelm Stolz, Otto Braun-Falco, Peter Bilek,
Walter H. C. Burgdorf und Michael Landthaler
Farbatlas der Dermatoskopie
2., neubearbeitet und erweiterte Auflage 2002
Blackwell Verlag