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REZENSION/665: Arnold Willemer - Linux (SB)


Arnold Willemer


Linux

für dummies®


Kann man seine Freude an einem Computer-Betriebssystem und an einem Handbuch zu dessen Installation haben? Mit der GNU/Linux-Distribution Linux Mint und "Linux" des erfahrenen Computerexperten und Fachbuchautors Arnold Willemer ist das möglich. Willemer führt in seinem im Januar 2017 beim WILEY-VCH Verlag erschienenen Buch "Linux" den Computer-Neuling oder GNU/Linux-Anfänger über die Installation der Distribution "Linux Mint" hin zur Nutzung einer Vielfalt von Programmen sowie zur Konfiguration und Verwaltung seines Rechners. Nach Lektüre und Umsetzung der Anleitung kann sich der ehemalige "Dummie" beinahe schon als alter Hase fühlen oder zumindest als derart fortgeschritten, daß die nächste Installation auch ohne Hilfe Willemers über die Bühne geht. Nichtsdestotrotz wird "Linux für dummies" einige Zeit seinen Platz auf dem Bücherbrett über dem Computer behaupten können, weil es darin einiges zu stöbern und auszuprobieren gibt. Deswegen könnte "Linux für dummies" eigentlich auch "Linux für angehende Auskenner" heißen, nur handelt es sich bei "für dummies" um eine Buchreihe des Verlags. Der Titel läßt sich wohl nicht mehr ändern.

In der folgenden Rezeption des Handbuchs ist durchgängig von GNU/Linux die Rede, weil das der Distribution "Linux Mint" zugrundeliegende, freie Betriebssystem GNU heißt und Linux davon nur ein kleiner Teil, nämlich der sogenannte Kernel ist. Sobald der Rechner läuft, kann man sich im Internet [1] eingehender darüber informieren, wieso GNU/Linux die treffendere Bezeichnung für "Linux" ist.

Die größte, wenn auch gar nicht so hohe Hürde beim Einstieg in GNU/Linux ist die Beschaffung des Installationsmaterials. Das kann im Internet kostenlos heruntergeladen werden, falls ein Computer mit lauffähigem Betriebssystem zur Verfügung steht. Willemer beschreibt hinreichend, wie der Leser vorgehen kann, ohne ihn mit Informationen zu überfrachten [2]. Sobald die DVD für eine Installation gebrannt ist, dauert es wahrscheinlich deutlich weniger als eine Stunde einschließlich Nachlesen des jeweils nächsten Installationshinweises, bis der Leser einen einsetzbaren GNU/Linux-Computer sein eigen nennen kann.

Eine im Handbuch nicht erwähnte Alternative zum Selberbrennen der DVD könnte sein, diese für ein paar Euro im Versandhandel zu erwerben [3]. Dann muß der Leser eben einige Stunden länger warten, bis er mit Firefox, Thunderbird, VLC und zahlreichen anderen Programmen, die "Linux Mint" nach der Installation bereit hält, durchstarten kann.

Auf die wohl wichtigsten Werkzeuge Browser, E-Mail-Programm und Dateiverwaltung geht Willemer ein, bis der Leser mit deren Handhabung vertraut ist. Daß jedes dieser Programme darüber hinaus zahlreiche Optionen bietet, dürfte sich bald abzeichnen. Bei der kürzer gehaltenen Vorstellung beispielhafter Programme für Büro, Grafik, Audio, Video und Spiel sorgt der Autor für das erforderliche Annäherungspotential mit Verweis auf erste Schritte, wichtige Tastaturbefehle und eventuelle Schwierigkeiten.

Irgendwann gelangt der Leser von "Linux für dummies" zur schon genial zu nennenden Paketverwaltung Synaptic, die das Tor zur GNU/Linux-Welt weit aufstößt. Über die Menüpunkte "Systemverwaltung" und "Anwendungsverwaltung" werden aktuell 83.966 Anwendungen wie Freibier angeboten, übersichtlich in Kategorien aufgeteilt, mit Beschreibung und Userbewertung versehen. Ein Mausklick, und das gewünschte Programm wird installiert. Ein weiterer Klick, und es verschwindet vom Computer.

Zu sagen, mit GNU/Linux klappt alles, aber nichts sofort, wäre in jeder Hinsicht übertrieben. Doch wenn aus dem Anfänger schließlich ein Adept geworden ist, der sich vom Übervater Willemer emanzipiert hat, wird er sich Hilfe und Rat im Internet selbst suchen. In der Welt von GNU/Linux ist diese Vorgehensweise geradezu das Lebenselixier. GNU/Linux wird im Internet entwickelt. Die Programmierer tauschen sich über das Netz aus und lernen von den Usern, die ihrerseits bereit sind, anderen Usern beizustehen. Wirklich dumm wäre es, fortan mit seinen Computer-Problemen allein bleiben zu wollen. Willemer macht da keine Ausnahme. Er fordert seine Leser auf, mit ihm über das Netz in Kontakt zu treten. Außerdem stellt der Autor auf seiner Internetseite aktuelle Hinweise bereit, die noch nicht Eingang in sein Buch gefunden haben [4].


Fußnoten:

[1] https://www.gnu.org/

[2] Die Programmierer von Linux Mint haben offenbar seit der Verfassung von "Linux für dummies" das Verfahren, wie die Unversehrtheit der heruntergeladenen Installationsdaten geprüft werden kann, auf eine höhere Sicherheitsstufe gehoben. Auf der Download-Seite von "Linux Mint" steht der neue Prüfbefehl.

[3] Die Beschreibung der Übertragung der Installationsdaten auf einen USB-Stick dürfte einen Computerneuling überfordern. Außerdem ist der Vorgang nicht ungefährlich, weil er mit Administratorrechten bzw. Root-Rechten ausgeführt wird. Vertippt man sich bei der Eingabe bislang kryptischer Befehle, können Installation und Daten des Computers überschrieben werden, auf dem der USB-Stick gerade mit dem Betriebssystem geladen werden soll. Die Installation über DVD ist demgegenüber unkritisch.

[4] http://www.willemer.de/linuxfuerdummies/index.htm

20. Februar 2017


Arnold Willemer
Linux
für dummies®
Weinheim, WILEY-VCH Verlag
1. Auflage Januar 2017
391 Seiten
ISBN: 978-3-527-71296-0
24,99 Euro


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