Schattenblick →INFOPOOL →BÜRGER/GESELLSCHAFT → AMNESTY INTERNATIONAL

AKTION/1024: Urgent Action - Ägypten - Protestler aus Haft entlassen


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-056/2012-1, AI-Index: MDE 12/010/2012, Datum: 18. April 2012 - gs

Ägypten
Protestler aus Haft entlassen

Weitere Informationen zu UA-056/2012 (MDE 12/008/2012, 17. Februar 2012)



Herr GEORGE RAMZI NAKHLA, 22 Jahre

Am 25. März hat George Ramzi Nakhla seine Freiheit zurück erhalten. Er berichtete, von den Sicherheitskräften in der Haft misshandelt und nicht ausreichend medizinisch versorgt worden zu sein.

George Ramzi Nakhla, ein Mitglied der Jugendprotestbewegung 6. April, berichtete Amnesty International, er sei am 6. Februar auf der zum Innenministerium führenden Mohamed-Mahmoud-Straße von Einsatzkräften des Zentralen Sicherheitsdienstes unter Schlägen festgenommen worden. Anschließend brachte man ihn in einem gepanzerten Fahrzeug ins Innenministerium. Auf dem Weg dorthin war George Ramzi Nakhla nach eigenen Angaben an Armen und Beinen gefesselt und wurde von den Sicherheitskräften mit Knüppeln geschlagen. Nach der Ankunft im Innenministerium habe man ihm dort Fußtritte, Schläge ins Gesicht und mit einem Gewehr weitere Schläge auf den Rücken und gegen den Kopf einschließlich der Augenpartie versetzt. Gemeinsam mit 13 anderen Männern musste George Ramzi Nakhla im Innenministerium mehrere Stunden lang auf dem Boden kauern. Als er verlangte, entweder vernommen oder aber freigelassen zu werden, wurde George Ramzi Nakhla nach eigenen Angaben erneut geschlagen und mit Elektroschocks an den Beinen gequält. Er berichtete ferner, die Sicherheitskräfte hätten ihn unablässig beschimpft, sich über seine Beteiligung an der "Revolution des 25. Januar" lustig gemacht und ihn mit anzüglichen sexuellen Gesten verspottet.

Anschließend wurde George Ramzi Nakhla zur nahe gelegenen Polizeiwache von Abdeen gebracht. Dort bat er vergeblich darum, dass seine unter den Schlägen erlittene Armverletzung versorgt wird. Auch seine Bitte, sich mit seiner Familie oder Freunden in Verbindung setzen zu dürfen, wurde abgelehnt. Von der Polizeiwache aus wurde George Ramzi Nakhla in das im Süden von Kairo gelegene Tora-Gefängnis gebracht, wo er nach eigenen Angaben bei seiner Ankunft von einem Wärter mit den Worten empfangen wurde: "Willkommen in Guantánamo". An beiden Seiten des Eingangstors zum Gefängnis standen nach Auskunft von George Ramzi Nakhla mehrere Angehörige der Streitkräfte, die auf eintreffende Häftlinge einprügelten. Als er aus Furcht, er könne ebenfalls geschlagen werden, nicht aus dem Transporter aussteigen wollte, wurde George Ramzi Nakhla von einem Soldaten aus dem Fahrzeug herausgezerrt und mit Elektrokabeln geschlagen. Die ihm im Gefängnis zugewiesene Zelle von neun Quadratmetern musste er mit 14 weiteren Häftlingen teilen. George Ramzi Nakhla und seine Zellengenossen waren gezwungen, bei niedrigen Nachttemperaturen ohne angemessene Kleidung auf dem feuchten Boden zu schlafen. In einigen Nächten, so George Ramzi Nakhla, wurden er und seine Mithäftlinge gegen 3.30 Uhr und erneut um 7.00 Uhr aufgeweckt, indem man sie mit kaltem Wasser bespritzte. Darüber hinaus machten Gefängniswärter Photos von den Insassen, die eine schwarze Tafel mit ihrer Häftlingsnummer vor den Körper halten und anschließend die Kreide von der Tafel ablecken mussten. Auf diese Weise sollten die Gefangenen gedemütigt werden. George Ramzi Nakhla berichtete, nach der von Amnesty International initiierten Urgent Action, über die er im Gefängnis aus der Zeitung erfahren habe, sei seine Behandlung besser geworden. Die Staatsanwaltschaft ordnete seine Haftentlassung für den 22. März an. Er kam aber erst am 25. März nach drei Tagen Hungerstreik frei. Weitere Appelle des Eilaktionsnetzes sind derzeit nicht erforderlich. Vielen Dank allen, die sich für George Ramzi Nakhla eingesetzt haben.

*

Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-056/2012-1, AI-Index: MDE 12/010/2012, Datum: 18. April 2012 - gs
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Postfach - 53108 Bonn
Heerstr. 178, 53111 Bonn
Telefon:+ 49 228 98373-0, Fax: +49 228 630036
E-Mail: ua-de@amnesty.de; info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de/ua; www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. April 2012