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AKTION/1383: Urgent Action - Kolumbien, Vier Frauen bedroht


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-042/2013, AI-Index: AMR 23/008/2013, Datum: 18. Februar 2013 - we

Kolumbien
Vier Frauen bedroht



JACKELINE ROJAS CASTAÑEDA,
ANA TERESA RUEDA LOZADA
DORIS FLORES
CAROLINA RUBIO SGUERRA

Jackeline Rojas Castañeda hat eine E-Mail erhalten, in der sie und drei weitere MenschenrechtlerInnen bedroht wurden. Auch die beiden Leibwächter von Jackeline Rojas Castañeda haben Morddrohungen erhalten.

Am 13. Februar erhielt Jackeline Rojas per E-Mail eine Drohung. Sie ist Mitglied der Frauenorganisation Organización Feminina Popular, Angehörige der Menschenrechtsorganisation Espacio de Trabajadores y Trabajadoras de Derechos Humanos (ETTDH) und arbeitet als Freiwillige für das Solidaritätskomitee für politische Gefangene (Comité de Solidaridad con los Presos Políticos - CSPP). Die Drohung war auch an Ana Teresa Rueda und Dolores Flores, die für die ETTDH arbeiten, sowie an die Generalsekretärin des CSPP, Carolina Rubio, gerichtet.

In der E-Mail hieß es, man wisse, dass Jackeline Rojas Castañeda kürzlich im Rahmen ihrer Menschenrechtsarbeit in den Departamentos Bolívar und César war, und nahm in einer Warnung an sie Bezug auf einen Menschenrechtspreis, den sie vor Kurzem erhalten hatte: "Fühl dich bloß nicht wie Wonder Woman, dieser Preis ist keine kugelsichere Weste" ("No crea que es la mujer maravilla el premiesito no es chaleco antibalas"). In der E-Mail hieß es weiter: "Hört auf eure großen Mäuler aufzureißen und euch in Sachen einzumischen, die euch nichts angehen. Niemand hört euren dummen Beschwerden noch zu" ("Dejen de estar abriendo la bocota y metiendose en lo que no les importa, los escandalos pendejos que hacen ya nadie se los oye"). Alle vier Frauen prangern Menschenrechtsverletzungen in der Region an. Den beiden Männern, die von der Regierung zum Schutz von Jackeline Rojas abgestellt worden sind, wurde ebenfalls mit dem Tod gedroht, sollten sie ihre Arbeit als Leibwächter weiterführen.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Im Laufe des langwierigen bewaffneten Konflikts in Kolumbien sind MenschenrechtsverteidigerInnen immer wieder von Paramilitärs und Angehörigen der Sicherheitskräfte, die alleine agieren oder zusammenarbeiten, sowie von Guerillagruppen misshandelt und angegriffen worden.

Jackeline Rojas Castañeda und ihre Familie sind bereits in der Vergangenheit aufgrund ihrer Menschenrechtsarbeit bedroht und körperlich angegriffen worden. Die Regierung hat aus diesem Grund Schutzmaßnahmen für sie eingeleitet. Ihr Fall wird im aktuellen englischsprachigen Bericht von Amnesty International: Transforming Pain into Hope: Human Rights Defenders in the Americas behandelt. Diesen finden Sie unter:
http://www.amnesty.org/en/library/info/AMR01/006/2012/en

Jackeline Rojas hat 2012 den nationalen Menschenrechtspreis (Premio Nacional a la Defensa de los Derechos Humanos en Colombia) dafür erhalten, dass sie sich bereits seit mehr als 25 Jahren für die Menschenrechte in Kolumbien einsetzt. Carolina Rubio Sguerra ist Generalsekretärin des Solidaritätskomitees für politische Gefangene CSPP. Das Komitee wurde 1973 gegründet und arbeitet zu Menschenrechtsthemen in verschiedenen Regionen Kolumbiens. Angehörige des CSPP werden immer wieder bedroht. Am 16. November 2010 wurde die damals hochschwangere Carolina Rubio festgenommen. Man warf ihr vor, in Verbindung mit der Guerillabewegung FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) zu stehen. Die gegen sie vorgelegten Beweise wurden scheinbar von anonymen InformantInnen vorgelegt. Kurze Zeit später wurde die Menschenrechtlerin wieder freigelassen. Strafrechtsverfahren gegen MenschenrechtsverteidigerInnen in Kolumbien gründen oftmals auf zweifelhaften Beweisen, die häufig von bezahlten InformantInnen stammen, und nicht auf Beweisen, die im Laufe einer unabhängigen Strafermittlung durch die zivilen Ermittlungsbehörden gesammelt wurden.


BITTE SCHREIBEN SIE

FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bin aufgrund der am 13. Februar per E-Mail gesendeten Drohung sehr besorgt um Jackeline Rojas Castañeda, Ana Teresa Rueda Lozada, Dolores Flores, Carolina Rubio Sguerra, Gloria Amparo Suárez, ihre Familien und weitere Angehörige ihrer Organisationen. Ich fordere Sie daher auf, in Abstimmung mit den Wünschen der Betroffenen wirksame Schutzmaßnahmen für sie zu ergreifen.
  • Leiten Sie bitte eine vollständige und unabhängige Untersuchung der Drohung ein. Veröffentlichen Sie die Ergebnisse dieser Untersuchung und stellen Sie die Verantwortlichen vor Gericht.
  • Ich möchte Sie daran erinnern, dass Kolumbien Vertragsstaat der UN-Erklärung zum Schutz von Menschenrechtsverteidigern aus dem Jahr 1998 ist und Sie somit die Pflicht haben, MenschenrechtlerInnen zu schützen.

APPELLE AN

PRÄSIDENT
Señor Presidente Juan Manuel Santos
Presidente de la República, Palacio de Nariño
Carrera 8 No. 7-26
Bogotá
KOLUMBIEN
(Anrede: Dear President Santos / Excmo. Sr. Presidente Santos / Sehr geehrter Herr Präsident)
Fax: (00 57) 1 596 0631

LEITER DES SCHUTZPROGRAMMS DES INNENMINISTERIUMS
Sr. Andrés Villamizar
Unidad Nacional de Protección
Ministerio del Interior
Carrera 9a. No. 14-10, Bogotá
KOLUMBIEN
(korrekte Anrede: Dear Mr Villamizar / Estimado Sr. Villamizar / Sehr geehrter Herr Villamizar)
Fax: (00 57) 1 261 6287 (nur während der lokalen Geschäftszeiten)


KOPIEN AN

MENSCHENRECHTSORGANISATION
Fundación Comité de Solidaridad con los
Presos Políticos
Calle 26 4A-45, Piso 12
Torre KLM
Bogotá, DC
KOLUMBIEN

BOTSCHAFT DER REPUBLIK KOLUMBIEN
S. E. Herrn Juan Mayr Maldonado
Kurfürstenstr. 84
10787 Berlin
Fax: 030-2639 6125
E-Mail: info@botschaft-kolumbien.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 31. März 2013 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY
  • Expressing concern for Jackeline Rojas Castañeda, Ana Teresa Rueda Lozada, Dolores Flores and Carolina Rubio Sguerra, their families and other members of their organizations, as they were threatened by email on 13 February, and calling on the authorities to provide them with effective protection, in line with their wishes.
  • Urging the authorities to order full and impartial investigations into the threat; publish the results and bring those responsible to justice.
  • Reminding them to fulfil their obligations regarding the protection of human rights defenders as established in the 1998 UN Declaration on Human Rights Defenders.

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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-042/2013, AI-Index: AMR 23/008/2013, Datum: 18. Februar 2013 - we
Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Kampagnen und Kommunikation
Zinnowitzer Straße 8, 10115 Berlin
Telefon: 030/42 02 48-306, Fax: 030/42 02 48 - 330
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Internet: www.amnesty.de/ua; www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Februar 2013