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AKTION/1609: Urgent Action - Usbekistan, Journalist wieder frei


ai - URGENT ACTION
UA-Nr.: UA-262/2013-2, AI-Index: EUR 62/009/2013, Datum: 8. Oktober 2013 - mv

Usbekistan
Journalist wieder frei



SERGEI NAUMOV, 50-jähriger Journalist

Der unabhängige Journalist Sergei Naumov wurde am 3. Oktober nach Ablauf seiner zwölftägigen Verwaltungshaft in Urgench freigelassen. Er war dort ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten worden. Sergei Naumov bedankte sich in einem Interview bei allen, die sich für seine Freilassung eingesetzt haben.

Einen Tag nach seiner Freilassung gab der investigative Journalist Sergei Naumov der unabhängigen Nachrichtenagentur Ferghana.ru ein Interview, in dem er sich bei allen bedankte, die in seinem Fall aktiv geworden waren. Er bestätigte, dass er zwölf Tage lang in einer vorläufigen Hafteinrichtung in Urgench im Nordwesten des Landes festgehalten wurde, nachdem er in einem Schnellverfahren ohne Rechtsbeistand verurteilt worden war. Sergei Naumov teilte außerdem mit, dass er am Tag seiner Festnahme auf einer Straße in Urgench von einer Frau usbekischer Abstammung tätlich angegriffen und beleidigt worden war. Die Beschimpfungen richteten sich dabei gegen Sergei Naumovs russische Abstammung. Sergei Naumov glaubt, dass seine Inhaftierung mit seiner Berichterstattung über die Baumwollernte in der Region Khorezm zusammenhängt und ihn von einem Treffen mit BeobachterInnen der Internationalen Arbeitsorganisation (International Labor Organization - ILO) abhalten sollte. Usbekistan steht bei MenschenrechtsaktivistInnen stark in der Kritik, da dort während der Baumwollernte insbesondere Kinder zur Zwangsarbeit eingesetzt werden. Sergei Naumov hatte zuvor schon kritisch über die Bedingungen auf den Baumwollfeldern berichtet und wurde von den usbekischen Behörden unter Druck gesetzt, seine Berichterstattung einzustellen. Die Behörden sind sehr darauf bedacht, dass in diesem Zusammenhang keine Beweise gefunden und der internationalen Gemeinschaft bekannt gegeben werden.

Sergei Naumov war am 21. September in seinem Haus in Urgench von Angehörigen der örtlichen Polizei festgenommen worden. Ihm war es lediglich gelungen, gegen 19.00 Uhr Ortszeit seine KollegInnen von der Polizeiwache aus anzurufen, um sie über seine Festnahme zu informieren. Am 24. September suchte der Anwalt, den KollegInnen seines Vertrauens für ihn gesucht hatte, das Stadtgericht Urgench auf, wo er darüber informiert wurde, dass Sergei Naumov in einer vorläufigen Hafteinrichtung in Urgench festgehalten werde. Der Anwalt erhielt zudem gerichtliche Unterlagen, denen zufolge das Stadtgericht Urgench Sergei Naumov noch am Tag seiner Festnahme am 21. September wegen "ordnungswidrigen Verhaltens und Ruhestörung" gemäß Paragraf 183 des usbekischen Verwaltungsgesetzbuchs zu zwölf Tagen Verwaltungshaft verurteilt hatte. Sergei Naumov war ohne Rechtsbeistand verurteilt worden. Laut den Gerichtsakten bezogen sich die Vorwürfe auf einen Vorfall vom 21. September, bei dem Sergei Naumov auf einer Straße in Urgench eine Frau angerempelt und sie anschließend verbal und tätlich angegriffen haben soll. Die Frau hatte ihn angezeigt, weil Sergei Naumov sich angeblich nicht entschuldigt hatte. Laut den Gerichtsakten hatte Sergei Naumov angegeben, die Frau versehentlich angerempelt zu haben, sie aber nicht belästigt oder angegriffen zu haben. Aus den Unterlagen geht zudem hervor, dass er jegliche Vorwürfe mit Nachdruck zurückgewiesen hatte.

Den Angehörigen von Sergei Naumov und auch seinem Rechtsbeistand wurde während seiner Haft jeglicher Zugang zu ihm verwehrt. Weitere Aktionen des Eilaktionsnetzes sind derzeit nicht erforderlich. Vielen Dank allen, die Appelle geschrieben haben. Amnesty International wird diesen Fall weiterhin beobachten.

Weitere Informationen zu UA-262/2013 (EUR 62/007/2013, 23. September 2013 und EUR 62/008/2013, 25. September 2013)

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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr.: UA-262/2013-2, AI-Index: EUR 62/009/2013, Datum: 8. Oktober 2013 - mv
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Oktober 2013