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AKTION/1677: Briefe gegen das Vergessen, Januar 2014


www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats Januar 2014

- Mexiko: Héctor Rangel Ortiz
- Vietnam: Tran Huynh Duy Thuc
- Iran: Omid Kokabee




Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


MEXIKO

Héctor Rangel Ortiz

Héctor Rangel Ortiz und zwei seiner Kollegen verschwanden am 10. November 2009 in Monclova, einer Stadt im nordmexikanischen Bundesstaat Coahuila. Héctor Rangel war bis zu seinem Verschwinden im Familienunternehmen tätig und befand sich in Monclova auf Geschäftsreise. Er rief von einem Hotel aus zuhause an und schilderte seiner Familie, dass die örtliche Polizei seine Kollegen angehalten und ihren Wagen sichergestellt habe. Er werde jetzt zur Polizeiwache gehen, um Näheres herauszufinden. Nach diesem Anruf hat niemand mehr etwas von den drei Männern gehört.

Kurz nach diesem letzten Lebenszeichen reisten die Geschwister von Héctor Rangel Ortiz, Brenda und Enrique Rangel, nach Monclova, um nach ihm zu suchen. Doch schon bald verließen sie fluchtartig die Stadt, da sie um ihr Leben fürchteten: Die Polizei und die Staatsanwaltschaft hatten ihnen gedroht, ihnen würde dasselbe zustoßen, wenn sie sich nicht heraushielten.

Die Angehörigen hören nicht auf, nach Héctor Rangel zu suchen, obwohl die Familie schikaniert wird, weil sie die Behörden aufgefordert hat, herauszufinden, wo sich Héctor Rangel befindet und dafür zu sorgen, dass die Verantwortlichen für sein Verschwinden vor Gericht gestellt werden. Die Familien der beiden anderen Männer haben zu große Angst, um Anzeige zu erstatten. Brenda Rangel schildert die Situation in einem Video: www.bit.ly/brendarangel.

Mehr als 26.000 Menschen sind zwischen 2006 und Februar 2013 in Mexiko offiziell vermisst gemeldet worden. Meist sind mächtige kriminelle Banden dafür verantwortlich, doch auch BehördenvertreterInnen sind häufig in das Verschwinden verwickelt. Die Behörden führen in der Regel keine Untersuchungen dieser Fälle durch.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Generalstaatsanwalt und dringen Sie darauf, dass die Sondereinheit für Fälle von Verschwindenlassen aufklärt, was Héctor Rangel widerfahren ist und wo er sich befindet. Fordern Sie eine umgehende und umfassende Untersuchung, bei der auch Spuren verfolgt werden, die möglicherweise BehördenvertreterInnen belasten, und dringen Sie darauf, dass die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden.

Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Federal Attorney General Jesús Murillo Karam
Procuraduría General de la República (PGR)
Paseo de la reforma 211-213
Col. Cuauhtémoc
México, D.F., C.P. 06500
MEXIKO
(Anrede: Dear Attorney General / Estimado Señor Procurador / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt)
Fax: 0052 - 55 5346 0908 (Wenn jemand abhebt, sagen Sie bitte "Fax")
E-Mail: ofproc@pgr.gob.mx

(Standardbrief Luftpost bis 20g: 0,75 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Vereinigten Mexikanischen Staaten
I.E. Patricia Espinosa Cantellano
Klingelhöferstraße 3, 10785 Berlin
Fax: 030 - 26 93 23-700
E-Mail: mail@mexale.de


VIETNAM

Tran Huynh Duy Thuc

Im Januar 2010 wurde der Menschenrechtsverteidiger Tran Huynh Duy Thuc wegen seiner Publikationen und Ansichten zu politischen Fragen sowie wirtschaftlichen und sozialen Reformen zu 16 Jahren Haft und anschließenden fünf Jahren Hausarrest verurteilt. Der Geschäftsmann und Blogger ist 47 Jahre alt. Zurzeit verbüßt er seine Gefängnisstrafe unter sehr schlechten Haftbedingungen im Straflager Xuan Moc in Ba Ria in der südöstlich gelegenen Provinz Vung Tao.

Tran Huynh Duy Thuc wurde am 24. Mai 2009 festgenommen und zunächst des "Diebstahls von Telefonleitungen" beschuldigt, aber anschließend der "Propaganda gegen den Staat" bezichtigt. Dies wurde später in die Anklage "Versuch des Umsturzes" geändert, und er wurde schuldig gesprochen.

In seinem Gerichtsverfahren vor dem Volksgericht in Ho-Chi-Minh-Stadt sagte Tran Huynh Duy Thuc aus, dass er in der Untersuchungshaft gefoltert worden sei, um ihn zu einem Geständnis zu zwingen. ZeugInnen gaben an, dass die Richter sich 15 Minuten beraten hätten, um zu einem Urteil zu finden. Die Verlesung des Urteils dauerte jedoch 45 Minuten, was die Vermutung nahe legt, dass das Schriftstück vor der Urteilsfindung aufgesetzt wurde. Der Schuldspruch gegen Tran Huynh Duy Thuc wurde auch in einem Berufungsverfahren im Mai 2010 aufrechterhalten.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Minister für öffentliche Sicherheit und fordern Sie ihn auf, Tran Huynh Duy Thuc unverzüglich und bedingungslos freizulassen. Denn der Menschenrechtsverteidiger ist ein gewaltloser politischer Gefangener, der sich nur deshalb in Haft befindet, weil er seine Ansichten in friedlicher Form geäußert hat. Bitten Sie um die Gewährleistung, dass die UNO-Mindestgrundsätze für die Behandlung von Gefangenen eingehalten werden, solange sich Tran Huynh Duy Thuc noch in Haft befindet - dazu gehören regelmäßige Familienbesuche und eine angemessene medizinische Versorgung.

Schreiben Sie in gutem Vietnamesisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Minister of Public Security
Gen Tran Dai Quang
Ministry of Public Security
44 Yet Kieu Street, Hoan Kiem District
Ha Noi
VIETNAM
Fax: 00 844 - 39 42 02 23
Online Kontaktformular: www.mps.gov.vn/web/guest/contact_english

(Standardbrief Luftpost bis 20g: 0,75 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Sozialistischen Republik Vietnam
I.E. Frau Thi Hoang Anh Nguyen
Elsenstraße 3, 12435 Berlin
Fax: 030 - 53 63 02 00
E-Mail: info@vietnambotschaft.org


IRAN

Omid Kokabee

Omid Kokabee wollte nach einem Besuch bei seiner Familie im Iran gerade die Rückreise in die USA antreten, als er am 30. Januar 2011 am Flughafen von Teheran festgenommen wurde. Er war zu diesem Zeitpunkt Doktorand der Physik an der Universität von Texas.

Nach 15 Monaten in iranischer Untersuchungshaft fand im Mai 2012 schließlich ein Gerichtsverfahren statt. Darin wurde er des "Kontakts mit feindlich gesinnten Ländern" und "Erhalts verbotener Zahlungen" beschuldigt. Bei diesen Zahlungen handelt es sich um das Stipendium der Universität Texas. Sein Gerichtsverfahren verlief unfair und wurde zusammen mit zwölf weiteren Verfahren sogar im Fernsehen übertragen. Vor Gericht wurde kein Beweismaterial gegen ihn vorgelegt und es wurde ihm untersagt, vor der Verhandlung mit seinem Rechtsbeistand zu sprechen.

Omid Kokabee wurde in Einzelhaft festgehalten, über lange Zeiträume hinweg verhört und unter Druck gesetzt, um ein "Geständnis" abzulegen. Er berichtete, dass die Behörden ihn genötigt hatten, Einzelheiten über Menschen aufzuschreiben, die er in Botschaften oder bei Konferenzen gesehen hatte. Die VerhörbeamtInnen beschuldigten anschließend einige dieser Menschen, für den US-Geheimdienst CIA zu arbeiten.

Omid Kokabee erlangte eine der höchsten Punktzahlen bei der Zulassungsprüfung zum Studium an einer iranischen Hochschule und zählte zu den wenigen Top-Studierenden, die ausgewählt wurden, um den Obersten Religionsführer zu treffen.

Der Doktorand interessiert sich seit langem für Naturwissenschaften und erwarb einen Doppelabschluss in Physik und Maschinenbau, ehe er ein Postgraduiertenstudium in Spanien und den USA aufnahm.

Amnesty International geht davon aus, dass es sich bei Omid Kokabee um einen gewaltlosen politischen Gefangenen handelt, der sich nur deshalb im Gefängnis befindet, weil er sich weigerte, für das iranische Militär an Nuklearprojekten zu arbeiten, und weil er legitime akademische Verbindungen mit Hochschulinstitutionen im Ausland unterhält.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Obersten Religionsführer des Iran und fordern Sie darin die Freilassung von Omid Kokabee, die Aufhebung des Schuldspruchs und damit auch der Haftstrafe. Bis zur Entlassung aus der Haft muss ihm der regelmäßige Besuch seines Anwalts gestattet werden.

Schreiben Sie in gutem Persisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Leader of the Islamic Republic
Ayatollah Sayed 'Ali Khamenei
Islamic Republic Street - End of Shahid
Keshvar Doust Street
Tehran
IRAN
E-Mail: info_leader@leader.ir
Twitter: @khamenei_ir

(Standardbrief Luftpost bis 20g: 0,75 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Islamischen Republik Iran
S.E. Herrn Alireza Sheikh Attar
Podbielskiallee 65-67, 14195 Berlin
Fax: 030 - 84 35 35 35
E-Mail: info@iranbotschaft.de

*

Quelle:
www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Januar 2014