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AKTION/1796: Briefe gegen das Vergessen, Mai 2014


www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats Mai 2014

- Mexiko - Claudia Medina Tamariz
- Nigeria - Moses Akatugba
- Usbekistan - Dilorom Abdukadirova



Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


MEXIKO

Claudia Medina Tamariz

Am 7. August 2012 brachen Marinesoldaten um 3 Uhr nachts in das Haus von Claudia Medina Tamariz in Veracruz ein. Gefesselt und mit verbundenen Augen wurde sie in einem Lieferwagen zu einem Marinestützpunkt gebracht. Ihren Angaben zufolge musste sie dort Elektroschocks über sich ergehen lassen und wurde von Soldaten geschlagen und getreten. Sie berichtet außerdem von sexuellen Übergriffen. Anschließend wurde sie auf einen Stuhl gefesselt und in die brennende Nachmittagssonne gesetzt.

Claudia Medina wurde unter anderem "Mitgliedschaft in einer kriminellen Bande" vorgeworfen, was sie entschieden bestreitet. Am 8. August brachte man sie gemeinsam mit anderen Inhaftierten in das Büro des Generalstaatsanwalts. Dort wurde sie gezwungen, eine Erklärung zu unterschreiben, die sie nicht durchlesen durfte. Eine knappe Woche nach ihrer Festnahme zog sie ihre Aussage zurück und berichtete von den Umständen ihrer Festnahme und der Folter. Bis auf illegalen Waffenbesitz wurden alle Anschuldigungen fallen gelassen. Claudia Medina kam bis zur genauen Klärung der Umstände gegen Kaution frei. Als sie wegen illegalen Waffenbesitzes im September 2012 vor Gericht stand, beschrieb sie noch detaillierter die Folter, die sie ertragen musste. Daraufhin ordnete der Richter die Untersuchung der Vorwürfe durch die Generalstaatsanwaltschaft an.

Doch bis heute ist niemand für die Folter an Claudia Medina zur Rechenschaft gezogen worden. Sie hat wiederholt nachgefragt und sogar Beschwerde bei der Nationalen Menschenrechtskommission eingereicht. Die Behörden sind ihren Verpflichtungen aus dem Istanbul-Protokoll allerdings noch immer nicht nachgekommen. Danach muss Claudia Medina medizinisch und psychologisch untersucht werden, um die Folter und ihre Folgen zu dokumentieren.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den mexikanischen Generalstaatsanwalt und fordern Sie ihn auf, effektive Ermittlungen zu den von Claudia Medina Tamariz erhobenen Folter- und Misshandlungsvorwürfen einzuleiten. Die Ergebnisse dieser Untersuchung müssen öffentlich gemacht werden und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Fordern Sie außerdem, dass Claudia Medina Tamariz medizinisch und psychologisch untersucht wird, wie es die Regeln der Vereinten Nationen vorschreiben.

Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Jesús Murillo Karam
Federal Attorney General
Paseo de la Reforma 211-213
Col. Cuauhtémoc, C.P. 06500
México D.F., MEXIKO
(Anrede: Dear Attorney General / Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt)
(Standardbrief Luftpost bis 20g: 0,75 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Vereinigten Mexikanischen Staaten
I. E. Frau Patricia Espinosa Cantellano
Klingelhöferstr. 3, 10785 Berlín
Fax: 030 - 26 93 23 700
E-Mail: mail@mexale.de


NIGERIA

Moses Akatugba

Der 16-jährige Moses Akatugba wurde am 27. November 2005 auf offener Straße in seiner Heimatstadt Epkan von Soldaten festgenommen, weil er angeblich einige Handys und Headsets gestohlen hatte. Man brachte ihn in eine nahegelegene Kaserne, wo er Erniedrigungen und Misshandlungen ausgesetzt war. Die Soldaten forderten ihn auf, eine Leiche zu identifizieren, was er allerdings nicht konnte, da er den toten Mann noch nie gesehen hatte. Daraufhin schlugen die Soldaten den Jungen und brachten ihn schließlich zur Polizeistation von Epkan.

Dort ging Moses Akatugbas Martyrium weiter. Seinen Angaben zufolge wurde er von Polizeibeamten mit Macheten und Schlagstöcken malträtiert. Er wurde stundenlang mit gefesselten Armen aufgehängt und Polizisten rissen ihm mit Zangen Fuß- und Fingernägel heraus. Nach drei Monaten in Polizeigewahrsam unterschrieb der Jugendliche zwei Geständnisse.

Im Gerichtsverfahren gegen Moses Akatugba sollte es nach dem Willen seines Anwalts auch um die Foltervorwürfe gegen Soldaten und Polizisten gehen. Sie wurden jedoch bis heute nicht untersucht. Der Prozess endete mit einem Schuldspruch gegen Moses Akatugba auf Grundlage einer völlig widersprüchlichen Aussage des vermeintlichen Diebstahlopfers und eines unter Folter erpressten "Geständnisses" von Moses Akatugba. Er wurde im November 2013 zum Tode verurteilt, obwohl er zum Zeitpunkt der Tat noch keine 18 Jahre alt war. Dies ist nach internationalem Recht verboten. Moses Akatugba sitzt nun in der Todeszelle und darf in Haft kaum Kontakt zu seiner Familie haben.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den zuständigen Gouverneur und fordern Sie ihn auf, das Todesurteil gegen Moses Akatugba aufzuheben und sofort unabhängige Ermittlungen wegen der von Moses Akatugba vorgebrachten Foltervorwürfe einzuleiten.

Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch an:
Dr. Emmanuel Uduaghan
Governor of Delta State
Office of the Governor
Government House
Asaba
Delta State, NIGERIA
(Anrede: His Excellency / Exzellenz)
(Standardbrief Luftpost bis 20g: 0,75 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Bundesrepublik Nigeria
S. E. Herrn Abdu Usman Abubakar
Neue Jakobstraße 4, 10179 Berlin
Fax: 030 - 21 23 02 12
E-Mail: info@nigeriaembassygermany.org


USBEKISTAN

Dilorom Abdukadirova

Am 13. Mai 2005 nahm Dilorom Abdukadirova zusammen mit Zehntausenden Menschen in der Stadt Andischan an einer Demonstration gegen die desolate Wirtschaftslage teil. Hunderte Demonstrierende wurden getötet, als die Sicherheitskräfte das Feuer eröffneten. Dilorom Abdukadirova konnte entkommen und floh über Kirgisistan nach Australien.

Um wieder bei ihrer Familie zu sein, kehrte Dilorom Abdukadirova im Januar 2010 nach Usbekistan zurück. Obwohl die Behörden ihr zuvor wiederholt zugesichert hatten, dass ihr bei der Einreise keine Gefahr drohe, wurde Dilorom Abdukadirova bei der Ankunft am Flughafen Taschkent umgehend festgenommen und vier Tage lang festgehalten. Im März 2010 verhaftete man Dilorom Abdukadirova ein zweites Mal. Die Anklage warf ihr vor, sie habe versucht, die verfassungsmäßige Ordnung in Usbekistan zu stürzen. Außerdem habe sie bei ihrer Flucht illegal das Land verlassen.

Nach zwei Wochen in einer Zelle der Polizeistation von Andischan ohne Zugang zu einem Rechtsbeistand fand im April 2010 ihr Prozess statt. Dilorom Abdukadirova war deutlich abgemagert und hatte das Gesicht voller Blutergüsse. Sie wurde zu zehn Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt. Das Urteil hielt ihre Familie nicht davon ab, sich bei den usbekischen Behörden über die Misshandlung von Dilorom Abdukadirova während der Haft zu beschweren. 2012 fand im Frauengefängnis von Taschkent ein weiterer Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Dilorom Abdukadirova habe Gefängnisregeln verletzt, so die Anklage. Die ohnehin schon drakonische Strafe wurde um weitere acht Jahre verlängert. Ihre Familie befürchtet, dass Dilorom Abdukadirova in Haft weiterhin misshandelt wird.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den usbekischen Präsidenten und fordern Sie ihn auf, alle Anklagepunkte gegen Dilorom Abdukadirova fallen zu lassen und sie unverzüglich freizulassen. Bitten Sie ihn außerdem, sofort umfassende Ermittlungen wegen der von Dilorom Abdukadirova vorgebrachten Foltervorwürfe einzuleiten.

Schreiben Sie in gutem Usbekisch, Russisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Präsident Islam Karimov
Rezidentsia prezidenta
ul. Uzbekistanskaia 43
Tashkent 700163, USBEKISTAN
(Anrede: Dear President / Sehr geehrter Herr Präsident)
(Standardbrief Luftpost bis 20g: 0,75 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Usbekistan
S. E. Herrn Durbek Amanov
Perleberger Straße 62, 10559 Berlin
Fax: 030 - 39 40 98 62
E-Mail: botschaft@uzbekistan.de

*

Quelle:
www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juli 2014