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AKTION/1826: Briefe gegen das Vergessen, August 2015


Amnesty Internatioal - www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats August 2015

- Burundi - Pierre Claver Mbonimpa
- Hakan Yaman - Türkei
- Mexiko - Ángel Colón


Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


BURUNDI

Pierre Claver Mbonimpa

Der renommierte Menschenrechtsverteidiger Pierre Claver Mbonimpa wurde am 15. Mai 2014 festgenommen und anschließend vier Monate in Haft gehalten. Grund dafür waren Kommentare, die er zuvor im Radio abgegeben hatte. Darin hatte er erklärt, dass junge Männer Waffen und Uniformen erhalten und zur Militärausbildung in die benachbarte Demokratische Republik Kongo gebracht würden.

Pierre Claver Mbonimpa wurde aus medizinischen Gründen im September 2014 wieder aus der Haft entlassen, darf jedoch seitdem die burundische Hauptstadt Bujumbura nicht verlassen. Da die Justizbehörden immer wieder die Termine für die Anhörungen verschieben, ist sein Verfahren noch immer anhängig.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Präsidenten von Burundi, in denen Sie ihn darum bitten, die gegen Pierre Claver Mbonimpa erhobenen Anklagen fallenzulassen, da sie lediglich auf der legitimen Ausübung seiner Arbeit gründen. Bitten Sie ihn außerdem, die Drangsalierung und Einschüchterung von Pierre Claver Mbonimpa und anderen Menschenrechtsverteidigern in Burundi zu beenden.

Schreiben Sie in gutem Französisch, Englisch oder auf Deutsch an:
President of Burundi
Pierre Nkurunziza
Office of the President, Boulevard de l'Uprona
BP 1870, Bujumbura
BURUNDI
Fax: 00 257 - 22 24 89 08
E-Mail: president@burundi.bi
Twitter: @BdiPresidence
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,80 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Burundi
S.E. Herrn Edouard Bizimana
Berliner Straße 36, 10715 Berlin
Fax: 030 - 23 45 67 20
E-Mail: info@burundi-embassy-berlin.com


TÜRKEI

Hakan Yaman

Am 3. Juni 2013 kam Hakan Yaman auf dem Heimweg von seiner Arbeit als Busfahrer am Gezi-Park vorbei, wo gerade eine Demonstration gegen Polizeigewalt stattfand. Eigenen Angaben zufolge wurde er nur wenige Augenblicke später brutal von Polizisten angegriffen:

"Erst wurde ich von einem Wasserwerfer getroffen. Dann traf mich ein Tränengaskanister am Bauch und ich fiel zu Boden. Etwa fünf Polizisten kamen auf mich zu und schlugen immer wieder auf meinen Kopf ein. Einer von ihnen drückte mir einen harten Gegenstand ins Auge und quetschte mir damit das Auge aus. Ich lag auf dem Boden, ohne mich zu bewegen. Ich hörte, wie einer von ihnen sagte: "Der ist fertig, wir sollten ihn endgültig erledigen". Dann schleiften sie mich zehn oder 20 Meter über den Boden und warfen mich in ein Feuer. Danach gingen sie, und ich schaffte es, mich aus den Flammen herauszurollen."

Ein Auge hat Hakan Yaman vollständig verloren und auf dem anderen verlor er 80 Prozent seines Sehvermögens. Zudem erlitt er einen Schädelbruch, weitere Knochenbrüche und Verbrennungen zweiten Grades. Auch zwei Jahre nach dem brutalen Angriff auf Hakan Yaman sind die verantwortlichen Polizisten weder identifiziert noch vor Gericht gestellt worden.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Staatsanwalt, in denen Sie ihre Sorge darüber zum Ausdruck bringen, dass die Untersuchungen zur Identifizierung der Polizisten, die für den brutalen Angriff auf Hakan Yaman verantwortlich waren, noch immer nicht abgeschlossen wurden und bisher ergebnislos blieben. In Verbindung mit den irreversiblen Verletzungen und der Traumatisierung, die Hakan Yaman davongetragen hat, ist die drohende Straflosigkeit seiner langfristigen Genesung abträglich. Fordern Sie den Staatsanwalt auf, sicherzustellen, dass die Verantwortlichen unverzüglich ausfindig gemacht und vor Gericht gestellt werden.

Schreiben Sie in gutem Türkisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Memur Suçlari Sorusturma Bürosu
Davut Dag - Cumhuriyet Savcisi
Istanbul Anadolu Adalet Sarayn
Esentepe Mah.
E-5 Yan yol Cad. No:39
Kartal / Istanbul
TÜRKEI
Fax: 00 90 - 21 63 03 35 99
(Anrede: Dear Prosecutor / Sehr geehrter Herr Staatsanwalt)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,80 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Türkei
S. E. Herrn Hüseyin Avni Karslioglu
Tiergartenstr. 19-21, 10785 Berlin
Fax: 030 - 27 59 09 15
E-Mail: botschaft.berlin@mfa.gov.tr


MEXIKO

Ángel Colón

Der afro-honduranische Migrant Ángel Colón versuchte Anfang 2009 über Mexiko in die USA zu gelangen. Er hoffte, dort eine Arbeit zu finden, um die medizinische Behandlung seines krebskranken Sohnes bezahlen zu können. Im März 2009 wartete er in einem Haus in der mexikanischen Stadt Tijuana auf eine Möglichkeit, die Grenze überqueren zu können.

Am 9. März 2009 stürmten bewaffnete Polizisten das Haus und nahmen Ángel Colón fest. In den folgenden Tagen wurde er gefoltert und anderweitig misshandelt. Man versetzte ihm Schläge gegen die Rippen und den Bauch, zwang ihn, sich auf seinen Knien fortzubewegen, und trat ihn. Man bedrohte ihn und stülpte ihm eine Plastiktüte über den Kopf, bis er fast erstickte. Er musste sich nackt ausziehen und die Schuhe anderer Häftlinge mit seiner Zunge putzen. Darüber hinaus wurde er immer wieder zum Opfer rassistisch motivierter Gewalt.

Nachdem Ángel Colón 16 Stunden am Stück verhört worden war, zwang man ihn dazu, eine Erklärung für den Staatsanwalt zu unterzeichnen, auf deren Grundlage man ihm die Zugehörigkeit zu einer kriminellen Bande vorwarf. Obwohl Ángel Colón dem Richter von der Folter berichtete und auch die Erklärung zurückzog, wurden keine Untersuchungen zu seinen Vorwürfen durchgeführt.

Die Polizei verlegte Ángel Colón in ein abgelegenes Hochsicherheitsgefängnis. Dort blieb er inhaftiert, bis die Staatsanwaltschaft die Anklage gegen ihn im Oktober 2014 fallenließ und seine bedingungslose Freilassung veranlasste. Er hatte insgesamt mehr als fünf Jahre in Untersuchungshaft verbracht. Die Generalstaatsanwaltschaft ergriff zwar einige Maßnahmen hinsichtlich der Untersuchung der Foltervorwürfe, diese blieben jedoch zum Großteil wirkungslos. Ángel Colón hat von der mexikanischen Regierung noch immer keine Entschädigungsleistungen für die erlittenen Menschenrechtsverletzungen erhalten.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an die Generalstaatsanwältin von Mexiko, in denen Sie sie darum bitten, unverzüglich eine umfassende und unabhängige Untersuchung zur Folterung von Ángel Colón durchzuführen, die Ergebnisse dieser Untersuchung zu veröffentlichen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.

Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Arely Gómez González
Procuradora General de la República
Procuraduría General de la República (PGR)
Reforma 211-213, Col. Cuauhtémoc, C.P. 06500
México D.F.
MEXIKO
Fax: 00 52 - 55 53 46 09 08 (Sagen Sie "Tono de fax")
E-Mail: ofproc@pgr.gob.mx oder über die Webseite
http://pgr.gob.mx/servicios/mail/plantilla.asp?mail=1
Twitter: @ArelyGomezGz
(Anrede: Dear Attorney General / Estimada Señora Procuradora / Sehr geehrte Frau Generalstaatsanwältin)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,80 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Vereinigten Mexikanischen Staaten
I.E. Patricia Espinosa Cantellano
Klingelhöferstraße 3, 10785 Berlin
Fax: 030 - 26 93 23 70 0
E-Mail: mail@mexale.de

*

Quelle:
www.amnesty.de/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. August 2015

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