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AKTION/1904: Briefe gegen das Vergessen, März 2019


www.amnesty.de/mitmachen/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats März 2019

- Südsudan - Dong Samuel Luak und Aggrey Ezbon Idri
- USA - Valquiria
- Vereinigte Arabische Emirate - Ahmed Mansoor


Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


SÜDSUDAN | KENIA

Dong Samuel Luak und Aggrey Ezbon Idri

Dong Samuel Luak, ein bekannter südsudanesischer Anwalt und Menschenrechtler, wurde zuletzt am 23. Januar 2017 in der kenianischen Hauptstadt Nairobi gesehen, als er gerade in einen Bus nach Hause einsteigen wollte. Er kam jedoch nie dort an. Aggrey Ezbon Idri wurde zuletzt am 24. Januar 2017 um etwa 8 Uhr morgens im Stadtteil Kilimani von Nairobi gesehen. Dong Samuel Luak und Aggrey Ezbon Idri waren bis zu ihrem "Verschwinden" scharfe Kritiker der südsudanesischen Regierung und äußerten ihre Ansichten auf Facebook.

Sowohl die südsudanesischen als auch die kenianischen Behörden bestreiten, die Männer in Haft zu halten oder ihren Aufenthaltsort zu kennen. Amnesty International liegen jedoch Informationen vor, wonach Dong Samuel Luak und Aggrey Ezbon Idri am 25. Januar 2017 in eine Hafteinrichtung des Geheimdienstes NSS in der südsudanesischen Hauptstadt Juba gebracht wurden. Zwei Tage später wurden sie an einen anderen Ort gebracht. Ihr derzeitiger Aufenthaltsort ist unbekannt, doch alles deutet darauf hin, dass die kenianischen und südsudanesischen Sicherheitskräfte gemeinsam für das "Verschwinden" der beiden Männer verantwortlich sind.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den kenianischen und südsudanesischen Präsidenten und bitten Sie sie, unverzüglich Informationen über den Verbleib von Dong Samuel Luak und Aggrey Ezbon Idri bekanntzugeben und die Gründe für ihre anhaltende Inhaftierung - falls sie sich in staatlichem Gewahrsam befinden - zu veröffentlichen. Sofern keine Rechtsgrundlage für ihre Inhaftierung besteht, müssen sie umgehend freigelassen werden. Fordern Sie außerdem beide Regierungen auf, dafür zu sorgen, dass die beiden Männer Zugang zu Rechtsbeiständen ihrer Wahl erhalten und ihnen Familienbesuche erlaubt werden. Bitten Sie die kenianische Regierung, eine gründliche, zielführende und unparteiische Untersuchung des Verschwindenlassens der Männer durchzuführen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.

Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Präsident Salva Kiir Mayardit
c/o Botschaft der Republik Südsudan
I. E. Frau Beatrice Khamisa Wani Noah
Leipziger Platz 8, 10117 Berlin
Fax: 030 - 20 64 45 91 9
E-Mail: info@embassy-southsudan.de
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
(Standardbrief: 0,70 EUR)

Präsident der Republik Kenia
H. E. Uhuru Kenyatta, Office of the President
Harambee Avenue, Nairobi, KENIA
Twitter: @UKenyatta
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,90 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Kenia
S. E. Herrn Joseph Kipng'etich Magutt
Markgrafenstraße 63, 10969 Berlin
Fax: 030 - 25 92 66 50
E-Mail: office@kenyaembassyberlin.de
(Standardbrief: 0,70 EUR)


Dein Appell

Exzellenz,

Dong Samuel Luak, ein bekannter südsudanesischer Anwalt und Menschenrechtler, wurde zuletzt am 23. Januar 2017 in der kenianischen Hauptstadt Nairobi gesehen, als er gerade in einen Bus nach Hause einsteigen wollte. Er kam jedoch nie dort an. Aggrey Ezbon Idri wurde zuletzt am 24. Januar 2017 um etwa 8 Uhr morgens im Stadtteil Kilimani von Nairobi gesehen.

Hiermit bitte ich Sie, unverzüglich den Verbleib von Dong Samuel Luak und Aggrey Ezbon Idri zu ermitteln und die Gründe für ihre anhaltende Inhaftierung - falls sie sich in staatlichem Gewahrsam befinden - zu veröffentlichen. Sofern keine Rechtsgrundlage für ihre Inhaftierung besteht, müssen sie umgehend freigelassen werden. Bitte sorgen Sie auch dafür, dass die beiden Männer Zugang zu Rechtsbeiständen ihrer Wahl erhalten und ihnen Familienbesuche erlaubt werden.Außerdem bitte ich Sie, sicherzustellen, dass eine gründliche, zielführende und unparteiische Untersuchung des Verschwindenlassens der Männer durchgeführt und die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden.

Mit freundlichen Grüßen


VEREINIGTE STAATEN VON AMERIKA | MEXIKO | BRASILIEN

Valquiria

Im März 2018 flohen die 39-jährige Valquiria und ihr siebenjähriger Sohn Abel (Name geändert) aus Brasilien und baten an der Grenze von Mexiko zu den USA in El Paso, Texas, um Schutz. Valquiria gab an, wiederholt Morddrohungen von Drogenhändler_innen erhalten zu haben, die gedroht hätten, sie und ihren Sohn zu finden und zu töten, egal wohin sie in Brasilien flüchten würden. Am 17. März, nach einer gemeinsam in Haft verbrachten Nacht, trennten die US-Behörden Mutter und Kind ohne Angabe von Gründen.

"Sie sagten mir: 'Du hast hier keinerlei Rechte, und du hast kein Recht, bei deinem Sohn zu bleiben'", berichtete Valquiria. "In dem Moment bin ich gestorben. Es wäre besser gewesen, wenn ich tot umgefallen wäre, denn ich wusste nicht, wo mein Sohn war, was er gerade macht. Das ist das schlimmste Gefühl, das eine Mutter haben kann. Wie kann eine Mutter nicht das Recht haben, bei ihrem Sohn zu sein?"

Am 27. März bezeichnete eine US-Asylbeamtin Valquirias Geschichte als glaubwürdig. Ihr Asylantrag wurde jedoch am 10. September abgelehnt. Sie legte daraufhin - immer noch in Haft und getrennt von Abel - Widerspruch gegen den Bescheid ein.

Valquiria befindet sich derzeit in der texanischen Hafteinrichtung "El Paso Processing Center". Sie hat ihren Sohn im März 2018 das letzte Mal gesehen. Er lebt inzwischen bei seinem Vater in den USA, der ebenfalls einen Asylantrag gestellt hat.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den zuständigen Büroleiter bei der Einwanderungs- und Zollbehörde, in denen Sie ihn auffordern, Valquiria umgehend und bis zur Entscheidung über ihr Rechtsmittel aus humanitären Gründen freizulassen, und ihn bitten, dafür zu sorgen, dass Valquiria und ihr Sohn psychosoziale Betreuung erhalten, um das Trauma der rechtswidrigen Familientrennung verarbeiten zu können.

Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch an:
Mr. Marc Moore
ICE Enforcement & Removal Operations, EL Paso Field Office
11541 Montana Ave Suite E
El Paso, TX, 79936, USA
E-Mail: Marc.J.Moore@ice.dhs.gov
(Anrede: Dear Mr. Moore / Sehr geehrter Herr Moore)

(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,90 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika
S. E. Herrn Richard Allen Grenell
Pariser Platz 2, 10117 Berlin
Fax: 030 - 83 05 10 50

(Standardbrief: 0,70 EUR)


Dein Appell

Sehr geehrter Herr Moore,

im März 2018 flohen die 39-jährige Valquiria und ihr siebenjähriger Sohn Abel (Name geändert) aus Brasilien und baten an der Grenze von Mexiko zu den USA in El Paso, Texas, um Schutz. Valquiria gab an, in Brasilien wiederholt Morddrohungen von Drogenhändler_innen erhalten zu haben, die gedroht hätten, sie und ihren Sohn zu finden und zu töten, egal wohin sie in Brasilien flüchten würden. Am 17. März, nach einer gemeinsam in Haft verbrachten Nacht, trennten die US-Behörden Mutter und Kind ohne Angabe von Gründen.

Am 27. März bezeichnete eine US-Asylbeamtin Valquirias Geschichte als glaubwürdig. Ihr Asylantrag wurde jedoch am 10. September abgelehnt. Sie legte daraufhin - immer noch in Haft und getrennt von Abel - Widerspruch gegen den Bescheid ein.

Valquiria befindet sich derzeit in der texanischen Hafteinrichtung "El Paso Processing Center". Sie hat ihren Sohn im März 2018 das letzte Mal gesehen. Er lebt inzwischen bei seinem Vater in den USA, der ebenfalls einen Asylantrag gestellt hat.

Ich bitte Sie hiermit, Valquiria umgehend und bis zur Entscheidung über ihr Rechtsmittel aus humanitären Gründen freizulassen. Bitte sorgen Sie dafür , dass Valquiria und ihr Sohn psychosoziale Betreuung erhalten, um das Trauma der rechtswidrigen Familientrennung verarbeiten zu können.

Mit freundlichen Grüßen


VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE
Ahmed Mansoor

Am 31. Dezember 2018 bestätigte die Staatssicherheitskammer des obersten Bundesgerichts in Abu Dhabi die zehnjährige Haftstrafe gegen den Menschenrechtsverteidiger Ahmed Mansoor. Er wurde unter anderem wegen "Beleidigung von Rang und Ansehen der Vereinigten Arabischen Emirate und ihrer Symbole" und "Verbreitung von Falschinformationen, um den Ruf der Vereinigten Arabischen Emirate im Ausland zu schädigen" für schuldig befunden. Die Rechtsmittel von Ahmed Mansoor sind nun ausgeschöpft. Er kann nicht weiter gegen sein Urteil vorgehen. Der Menschenrechtler befindet sich seit März 2017 als gewaltloser politischer Gefangener in Haft. Amnesty International fordert seine unverzügliche und bedingungslose Freilassung sowie die Aufhebung seines Schuldspruchs und seiner Strafe. Ahmed Mansoor ist Blogger, Dichter und ein bekannter Menschenrechtsverteidiger. 2015 wurde ihm der renommierte Martin-Ennals-Preis für Menschenrechtsverteidigerinnen und -verteidiger verliehen. Seit 2006 dokumentierte er die Menschenrechtslage in den Vereinigten Arabischen Emiraten und sprach sich in seinem Blog, in den sozialen Medien und in Interviews mit internationalen Medien öffentlich für die Durchsetzung internationaler Menschenrechtsstandards aus.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an das Staatsoberhaupt der Vereinigten Arabischen Emirate, in denen Sie darum bitten, den Schuldspruch sowie die gegen Ahmed Mansoor verhängten Strafen aufzuheben und den Menschenrechtler umgehend und bedingungslos freizulassen, da er sich nur deshalb in Haft befindet, weil er sein Recht auf freie Meinungsäußerung wahrgenommen hat.

Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch an:
His Highness Sheikh Khalifa bin Zayed Al Nahyan
Ministry of Presidential Affairs
Corniche Road
Abu Dhabi
POB 280
Abu Dhabi
VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE
E-Mail: ihtimam@mopa.ae oder webmaster@mopa.ae
(Anrede: Your Highness / Eure Hoheit)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,90 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate
S. E. Herrn Ali Abdulla Mohamed Saeed Alahmed
Hiroshimastraße 18-20, 10785 Berlin
Fax: 030 - 51 65 19 00
E-Mail: BerlinEmb.Amo@mofaic.gov.ae
(Standardbrief: 0,70 EUR)


Dein Appell

Eure Hoheit,

Mit großer Sorge verfolge ich die Situation von Ahmed Mansoor. Am 31. Dezember 2018 bestätigte die Staatssicherheitskammer des obersten Bundesgerichts in Abu Dhabi die zehnjährige Haftstrafe gegen den Menschenrechtsverteidiger. Er wurde unter anderem wegen "Beleidigung von Rang und Ansehen der Vereinigten Arabischen Emirate und ihrer Symbole" und "Verbreitung von Falschinformationen, um den Ruf der Vereinigten Arabischen Emirate im Ausland zu schädigen" für schuldig befunden. Die Rechtsmittel von Ahmed Mansoor sind nun ausgeschöpft. Er kann nicht weiter gegen sein Urteil vorgehen.

Ahmed Mansoor ist Blogger, Dichter und ein bekannter Menschenrechtsverteidiger. 2015 wurde ihm der renommierte Martin-Ennals-Preis für Menschenrechtsverteidigerinnen und -verteidiger verliehen. Seit 2006 dokumentierte er die Menschenrechtslage in den Vereinigten Arabischen Emiraten und sprach sich in seinem Blog, in den sozialen Medien und in Interviews mit internationalen Medien öffentlich für die Durchsetzung internationaler Menschenrechtsstandards aus.

Ich bitte Sie, den Schuldspruch sowie die gegen Ahmed Mansoor verhängten Strafen aufzuheben und den Menschenrechtler umgehend und bedingungslos freizulassen, da er sich nur deshalb in Haft befindet, weil er sein Recht auf freie Meinungsäußerung wahrgenommen hat.

Mit freundlichen Grüßen

*

Quelle:
www.amnesty.de/mitmachen/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. März 2019

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