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AKTION/1907: Briefe gegen das Vergessen, Mai 2019


www.amnesty.de/mitmachen/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats Mai 2019

- Ver. Arab. Emirate - Rashid Hussain Brohi
- China - Dong Guangping
- Eritrea - Ciham Ali Ahmed


Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE

Rashid Hussain Brohi

Der 23-jährige Rashid Hussain Brohi wurde am 26. Dezember 2018 von Sicherheitskräften der Vereinigten Arabischen Emirate festgenommen. Das Auto des pakistanischen Staatsbürgers wurde von zwei Fahrzeugen ausgebremst und angehalten. Die zivil gekleideten Fahrer der beiden Wagen zeigten Abzeichen vor, die sie als Angehörige des emiratischen Geheimdienstes auswiesen. Sie legten jedoch keinen Haftbefehl vor, als sie Rashid Hussain Brohi in Gewahrsam nahmen.

Seitdem ist Rashid Hussain Brohi nur noch einmal gesehen worden. Am 29. Dezember um etwa 1 Uhr nachts stürmten bewaffnete Sicherheitskräfte, die Rashid Hussain Brohi im Gewahrsam hatten, das Haus seiner Verwandten, wo sie nach seinem Pass suchten. Seine Familie versucht, Informationen zu seinem Verbleib zu erhalten und hat bereits Anfragen an die entsprechenden offiziellen Stellen der Vereinigten Arabischen Emiraten gestellt. Bisher haben die Behörden jedoch keinerlei Auskünfte über seinen Aufenthaltsort, die Gründe für seine Inhaftierung oder mögliche Anklagen gegen ihn preisgegeben.

Die anhaltende willkürliche Inhaftierung von Rashid Hussain Brohi ohne Kontakt zur Außenwelt kommt dem Verschwindenlassen gleich. Da die emiratischen Behörden wiederholt versucht haben, den Pass von Rashid Hussain Brohi in ihren Besitz zu bringen, liegt die Vermutung nahe, dass sie seine Überstellung an Pakistan planen. Während seiner Zeit in Pakistan war Rashid Hussain Brohi bei der Nationalen Bewegung Belutschistan (Baloch National Movement) aktiv, die sich für die Unabhängigkeit Belutschistans einsetzt. Deshalb besteht Grund zur Sorge, dass bei einer Rückführung nach Pakistan sein Leben in Gefahr ist.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den emiratischen Außenminister und fordern Sie ihn auf, den Aufenthaltsort von Rashid Hussain Brohi bekanntzugeben und ihm regelmäßigen und vertraulichen Kontakt zu seiner Familie und einem Rechtsbeistand seiner Wahl zu gestatten. Bitten Sie ihn zudem, sicherzustellen, dass er nicht entgegen völkerrechtlicher Vorschriften nach Pakistan abgeschoben wird und dass jegliche gegen ihn erhobenen Anklagen in einem öffentlichen und fairen Verfahren verhandelt werden.

Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch an:
His Highness
Sheikh Abdullah bin Zayed bin Sultan Al Nahyan
Minister of Foreign Affairs and International Cooperation
King Abdullah bin Abdul Aziz Al Saud Street
Al Bateen, Abu Dhabi
VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE
Twitter: @ABZayed
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz / His Highness)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,90 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate
S. E. Herrn Ali Abdulla Mohamed Saeed Alahmed
Hiroshimastraße 18-20, 10785 Berlin
Fax: 030 - 51 65 19 00
E-Mail: berlinemb.amo@mofaic.gov.ae
(Standardbrief: 0,70 EUR)


Dein Appell

Exzellenz,

der 23-jährige Rashid Hussain Brohi wurde am 26. Dezember 2018 von Sicherheitskräften der Vereinigten Arabischen Emirate festgenommen. Das Auto des pakistanischen Staatsbürgers wurde von zwei Fahrzeugen ausgebremst und angehalten. Die zivil gekleideten Fahrer der beiden Wagen zeigten Abzeichen vor, die sie als Angehörige des emiratischen Geheimdienstes auswiesen. Sie legten jedoch keinen Haftbefehl vor, als sie Rashid Hussain Brohi in Gewahrsam nahmen.

Seine Familie versucht, Informationen zu seinem Verbleib zu erhalten. Bisher haben die Behörden jedoch keinerlei Auskünfte über seinen Aufenthaltsort, die Gründe für seine Inhaftierung oder mögliche Anklagen gegen ihn preisgegeben.

Die anhaltende willkürliche Inhaftierung von Rashid Hussain Brohi ohne Kontakt zur Außenwelt kommt dem Verschwindenlassen gleich. Außerdem besteht die Gefahr, dass Rashid Hussain Brohi nach Pakistan abgeschoben wird. Dort wäre sein Leben in Gefahr.

Ich bitte Sie hiermit, den Aufenthaltsort von Rashid Hussain Brohi bekanntzugeben und ihm regelmäßigen Kontakt zu seiner Familie und einem Rechtsbeistand seiner Wahl zu gestatten. Zudem bitte ich Sie, sicherzustellen, dass er nicht nach Pakistan abgeschoben wird und dass jegliche gegen ihn erhobenen Anklagen in einem öffentlichen und fairen Verfahren verhandelt werden.


CHINA

Dong Guangping

Am 3. Juni jährt sich das Tiananmen-Massaker zum 30. Mal: 1989 marschierten in dieser Nacht Truppen des chinesischen Militärs in Peking ein, um die friedlichen Proteste und die Besetzung des Tiananmen-Platzes durch Studierende zu beenden. Hunderte, wenn nicht gar Tausende unbewaffnete Protestierende, die politische Reformen forderten, wurden dabei getötet. Bis heute hat die chinesische Regierung keine gründliche Untersuchung der Niederschlagung der Proteste eingeleitet. Stattdessen verfolgt sie diejenigen, die an das Geschehen erinnern - wie Dong Guangping. Der ehemalige Polizist wurde 1999 aus dem Polizeidienst entlassen, nachdem er einen offenen Brief unterzeichnet und Artikel verbreitet hatte, in denen des 10. Jahrestags des Massakers gedacht wurde. Bereits zuvor war er aufgrund seines friedlichen Aktivismus mehrmals in China inhaftiert worden. Um den Drangsalierungen zu entgehen, floh er im September 2015 zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter nach Thailand. Von dort wurde er im November 2015 abgeschoben.

Am 13. Juli 2018 wurde Dong Guangping zu 42 Monaten Haft verurteilt. Bereits ein Jahr vor der Urteilsverkündung war er wegen "Anstiftung zum Umsturz" und "illegaler Überquerung der Staatsgrenze" für schuldig befunden worden. Weder seine Familie noch die von seiner Familie beauftragten Rechtsbeistände erhielten Informationen über das Verfahren oder das Urteil. Seit seiner Festnahme gibt es keine offiziellen Informationen über seinen Verbleib oder seinen Gesundheitszustand. Dong Guangping wird ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten, ihm drohen Folter und andere Misshandlungen.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Direktor des Städtischen Büros für Öffentliche Sicherheit in Chongqing und bitten Sie ihn darum, dass Dong Guangping umgehend freigelassen wird oder ein faires, internationalen Standards entsprechendes Gerichtsverfahren erhält. Bitten Sie ihn außerdem darum, sicherzustellen, dass Dong Guangping nicht wegen der friedlichen Wahrnehmung seiner Menschenrechte festgehalten wird.

Schreiben Sie in gutem Chinesisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Direktor des Städtischen Büros für Öffentliche Sicherheit in Chongqing
Deng Huilin
Chongqing Municipal Public Security Bureau
555 Huanglong Lu
Yubei Qu
Chongqing Shi 401120
VOLKSREPUBLIK CHINA
(Anrede: Dear Director / Sehr geehrter Herr Direktor)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,90 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Volksrepublik China
S. E. Herrn Ken Wu
Märkisches Ufer 54, 10179 Berlin
Fax: 030 - 27 58 82 21
E-Mail: de@mofcom.gov.cn
(Standardbrief: 0,70 EUR)


Dein Appell

Sehr geehrter Herr Direktor,

am 13. Juli 2018 wurde Dong Guangping zu 42 Monaten Haft verurteilt. Bereits ein Jahr vor der Urteilsverkündung war er wegen "Anstiftung zum Umsturz" und "illegaler Überquerung der Staatsgrenze" für schuldig befunden worden. Weder seine Familie noch die von seiner Familie beauftragten Rechtsbeistände erhielten Informationen über das Verfahren oder das Urteil. Seit seiner Festnahme gibt es keine offiziellen Informationen über seinen Verbleib oder seinen Gesundheitszustand.

Der ehemalige Polizist wurde 1999 aus dem Polizeidienst entlassen, nachdem er einen offenen Brief unterzeichnet und Artikel verbreitet hatte, in denen des 10. Jahrestags des Massakers gedacht wurde. Bereits zuvor war er aufgrund seines friedlichen Aktivismus mehrmals in China inhaftiert worden. Um den Drangsalierungen zu entgehen, floh er im September 2015 zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter nach Thailand. Von dort wurde er im November 2015 abgeschoben.

Ich bitte Sie hiermit, sich dafür auszusprechen, dass Dong Guangping umgehend freigelassen wird oder ein faires, internationalen Standards entsprechendes Gerichtsverfahren erhält. Außerdem bitte ich Sie darum, sicherzustellen, dass Dong Guangping nicht wegen der friedlichen Wahrnehmung seiner Menschenrechte festgehalten wird.


ERITREA
Ciham Ali Ahmed

Die 22-jährige Ciham Ali Ahmed ist seit ihrem 15. Lebensjahr in Eritrea unter Bedingungen inhaftiert, die dem Verschwindenlassen gleichkommen. Sie wurde in den USA geboren, ist jedoch in Eritrea aufgewachsen und verfügt über die doppelte Staatsbürgerschaft.

Am 8. Dezember 2012 wurde Ciham Ali Ahmed festgenommen, als sie gemeinsam mit ihrem Onkel versuchte, die Grenze zwischen dem Sudan und Eritrea zu übertreten. Seither wird sie ohne Kontakt zur Außenwelt in geheimer Haft gehalten. Alle, die die Grenze überschreiten, werden in der Regel für etwa vier bis sechs Monate inhaftiert. Doch Ciham Ali Ahmed und ihr Onkel befinden sich mehr als fünf Jahre später immer noch ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt an einem unbekannten Ort in Haft.

Es wurde nie Anklage gegen Ciham Ali Ahmed erhoben, und auch die Gründe für ihre Festnahme und anhaltende Inhaftierung wurden nie erläutert. Man geht davon aus, dass die Behörden sie deshalb in Haft halten, um sie für mutmaßliche Aktivitäten ihres Vaters zu bestrafen, dem man vorwirft, 2013 an einem Putschversuch in Eritrea beteiligt gewesen zu sein.

Weder die US-Regierung noch andere internationale diplomatische Vertretungen haben sich bisher zu dem Verschwindenlassen von Ciham Ali Ahmed geäußert. Trotz wiederholter Versuche ihrer Familienangehörigen, das US-Außenministerium in dem Fall um Hilfe zu bitten, haben sie bisher keine Antwort erhalten.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Präsidenten von Eritrea und fordern Sie ihn auf, den Aufenthaltsort von Ciham Ali Ahmed bekanntzugeben und sie umgehend und bedingungslos freizulassen. Bitten Sie ihn zudem, bis zu ihrer Freilassung ihre Sicherheit zu garantieren.

Schreiben Sie in gutem Tigrinya, Arabisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Präsident Isaias Afewerki
Office of the President
PO Box 257
Asmara
ERITREA
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 0,90 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft des Staates Eritrea
Herrn Yohannes Woldu Habtemikael
Stavangerstraße 18, 10439 Berlin
Fax: 030 - 44 67 46 21
E-Mail: embassyeritrea@t-online.de
(Standardbrief: 0,70 EUR)


Dein Appell

Exzellenz,

die 22-jährige Ciham Ali Ahmed ist seit ihrem 15. Lebensjahr in Eritrea unter Bedingungen inhaftiert, die dem Verschwindenlassen gleichkommen.

Am 8. Dezember 2012 wurde Ciham Ali Ahmed festgenommen, als sie gemeinsam mit ihrem Onkel versuchte, die Grenze zwischen dem Sudan und Eritrea zu übertreten. Seither wird sie ohne Kontakt zur Außenwelt in geheimer Haft gehalten. Alle, die die Grenze überschreiten, werden in der Regel für etwa vier bis sechs Monate inhaftiert. Doch Ciham Ali Ahmed und ihr Onkel befinden sich mehr als fünf Jahre später immer noch ohne jeglichen Kontakt zur Außenwelt an einem unbekannten Ort in Haft.

Es wurde nie Anklage gegen Ciham Ali Ahmed erhoben, und auch die Gründe für ihre Festnahme und anhaltende Inhaftierung wurden nie erläutert. Ich befürchte, dass sie in Haft gehalten wird, um sie für mutmaßliche Aktivitäten ihres Vaters zu bestrafen, dem man vorwirft, 2013 an einem Putschversuch in Eritrea beteiligt gewesen zu sein.

Hiermit bitte ich Sie, dafür zu sorgen, dass der Aufenthaltsort von Ciham Ali Ahmed bekanntgegeben und sie umgehend und bedingungslos freigelassen wird. Ich bitte Sie außerdem, bis zu ihrer Freilassung die Sicherheit von Ciham Ali Ahmed zu garantieren.

*

Quelle:
www.amnesty.de/mitmachen/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Mai 2019

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