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AKTION/1911: Briefe gegen das Vergessen, September 2019


www.amnesty.de/mitmachen/briefe-gegen-das-vergessen

Briefe gegen das Vergessen - Aktion des Monats September 2019

- Russland - Oleg Sentsov
- Guinea - Aissatou Lamarana Diallo
- Togo - Rachad Maman


Täglich werden Menschen weltweit festgenommen, bedroht, gefoltert, getötet. Weil sie ihre Meinung sagen, sich für die Menschenrechte in ihrem Land einsetzen oder mit friedlichen Mitteln ihre Regierung kritisieren. Gewaltlose politische Gefangene verschwinden oft für Jahre hinter Gittern - ohne faires Gerichtsverfahren und unter unterschiedlich schwierigen Haftbedingungen. Die Gefahr, dass sie vergessen werden, ist groß. Darum brauchen sie unseren Schutz, unsere Solidarität, unseren Einsatz!

Aus diesem Grund startet Amnesty International sogenannte "Briefe gegen das Vergessen". Sie geben den Gefangenen Hoffnung und zeigen den Verantwortlichen, dass die Gefangenen nicht in Vergessenheit geraten sind. Die "Briefe gegen das Vergessen" wirken durch ihre enorme Anzahl.

Wir brauchen Ihre Unterstützung. Gegen das Vergessen. Beteiligen Sie sich an den Briefen gegen das Vergessen!


RUSSLAND

Oleg Sentsov

Der ukrainische Regisseur Oleg Sentsov (Senzow) wurde im Mai 2014 von russischen Spezialeinheiten auf der Krim verhaftet und nach Russland verbracht. Er hatte zuvor friedlich gegen die Intervention der Russischen Föderation auf der Krim und die Annexion der Halbinsel protestiert. Ein russisches Militärgericht verurteilte Oleg Sentsov am 25. August 2015 wegen "terroristischer Aktivitäten" zu 20 Jahren Haft. Sein Mitangeklagter Aleksandr Kolchenko wurde wegen "Durchführung terroristischer Handlungen" zu zehn Jahren Haft verurteilt. Amnesty International stufte beide Verfahren in vielfacher Hinsicht als unfair ein. So stützte sich das Urteil gegen Oleg Sentsov auf die Aussage eines Zeugen, der seine Angaben widerrufen und angegeben hatte, sie seien unter Folter erzwungen worden. Sentsov muss seine Strafe in einer russischen Strafkolonie im westsibirischen Labytnangi am Polarkreis verbüßen.

Bitte schreiben Sie bis 31. Oktober höflich formulierte Briefe an den Präsidenten und fordern Sie ihn auf, Oleg Sentsov umgehend freizulassen. Bitten Sie ihn zudem, sofort eine effiziente und unparteiische Untersuchung sämtlicher Vorwürfe von Folter und weiteren Misshandlungen zu veranlassen, die Oleg Sentsov, Aleksandr Kolchenko, deren Rechtsbeistände und weitere Zeug_innen erheben.

Schreiben Sie in gutem Russisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Vladimir Vladimirovich Putin
Präsident der Russischen Föderation
Ul. Ilyinka, 23
103132 Moscow
RUSSISCHE FÖDERATION
(Anrede: Dear President / Sehr geehrter Herr Präsident)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 1,10 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Russischen Föderation
S. E. Herrn Sergei Nechaev
Unter den Linden 63-65, 10117 Berlin
Fax: 030 - 2299 397
E-Mail: info@russische-botschaft.de
(Standardbrief: 0,80 EUR)


Dein Appell

Sehr geehrter Herr Präsident,

hiermit bitte ich Sie, die Freilassung des ukrainischen Regisseurs Oleg Sentsov zu veranlassen. Er hat friedlich gegen die Intervention der Russischen Föderation auf der Krim und die Annexion der Halbinsel protestiert. Ein russisches Militärgericht verurteilte Oleg Sentsov am 25. August 2015 wegen "terroristischer Aktivitäten" zu 20 Jahren Haft. Sein Mitangeklagter Aleksandr Kolchenko wurde wegen "Durchführung terroristischer Handlungen" zu zehn Jahren Haft verurteilt. Beide Verfahren waren in vielfacher Hinsicht unfair. So stützte sich das Urteil gegen Oleg Sentsov auf die Aussage eines Zeugen, der seine Angaben widerrufen und angegeben hatte, sie seien unter Folter erzwungen worden.

Bitte veranlassen Sie zudem umgehend eine effiziente und unparteiische Untersuchung sämtlicher Vorwürfe von Folter und weiteren Misshandlungen, die Oleg Sentsov, Aleksandr Kolchenko, deren Rechtsbeistände und weitere Zeug_innen erheben.


GUINEA

Aissatou Lamarana Diallo

Seit vier Jahren fordert die Guineerin Aissatou Lamarana Diallo die Aufklärung der Erschießung ihres Mannes Thierno Sadou Diallo durch Sicherheitskräfte. Am 7. Mai 2015 hatte die Opposition zu Protesten gegen eine Änderung des Wahlkalenders durch die Regierung aufgerufen. Auch im Viertel Ratoma in der Hauptstadt Conakry, in dem Aissatou und ihr Mann Thierno wohnten, sollten Demonstrationen stattfinden. Laut Aussagen seiner Frau und Freunde interessierte sich Thierno Sadou Diallo nicht für Politik oder Proteste. Deshalb verbrachte er den Tag in einem ruhigeren Teil der Stadt. Am Abend kehrte er zurück, um bei seiner schwangeren Frau und seinen zwei Kindern zu sein.

Gegen 19 Uhr führte die Polizei eine Razzia in Ratoma durch. Thierno Sadou Diallo stand mit Freunden draußen, um zu sehen, was vor sich ging. Fünf Personen in Gendarmerie-Uniformen kamen auf die Gruppe zu und einer richtete eine Waffe auf sie. Aus Angst flüchtete sich die Gruppe in eine Seitenstraße, wurde jedoch von den Sicherheitskräften verfolgt. Ohne Vorwarnung feuerten sie zwei Schüsse ab, von denen einer Thierno Sadou Diallo in den Rücken traf. Als die Freunde ihn in eine nahe gelegene Klinik bringen wollten, versperrten die Gendarmen mit ihren Pick-ups die Straße und schossen auf die Gruppe, die versuchte, das Hindernis zu umgehen. Als die Freunde schließlich die Klinik erreichten, war Thierno Sadou Diallo bereits tot.

Die Familie von Aissatou Lamarana Diallo reichte einen Tag nach den Vorfällen Klage bei der Generalstaatsanwaltschaft ein. Bislang wurde jedoch niemand angeklagt und zur Rechenschaft gezogen, und die Witwe hat keine Entschädigung erhalten. Sie fordert Gerechtigkeit und eine Entschädigungszahlung, damit sie für ihre drei Kinder sorgen und in Würde leben kann.

Bitte schreiben Sie bis zum 31. Oktober höflich formulierte Briefe an den Justizminister und fordern Sie ihn auf, eine unabhängige Untersuchung der Ereignisse durchzuführen und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen. Fordern Sie zudem eine Entschädigung für die Witwe Aissatou Lamarana Diallo und ihre drei kleinen Kinder.

Schreiben Sie in gutem Französisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Excellence Monsieur Cheikh Sakho
Ministre de la justice, Garde des Sceaux
Ministère de la justice
BP. 564
Conakry
Republik Guinea
(Anrede: Sehr geehrter Herr Minister / Dear Minister)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 1,10 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Guinea
S. E. Herrn Mamadou Siradiou Diallo
Jägerstraße 67-69, 10117 Berlin
Fax: 030 - 200 743 333
E-Mail: info@amba-guinee.de
(Standardbrief: 0,80 EUR)


Dein Appell

Sehr geehrter Herr Minister,

seit vier Jahren fordert Aissatou Lamarana Diallo die Aufklärung der Erschießung ihres Mannes Thierno Sadou Diallo durch Sicherheitskräfte.

Thierno Sadou Diallo wurde am 7. Mai 2015 von Sicherheitskräften getötet. Es besorgt mich sehr, dass seine Familie bislang weder Gerechtigkeit erfahren noch eine Entschädigung erhalten hat. Die Mutter von drei Kindern erstattete Anzeige bei der Generalstaatsanwaltschaft. Doch bis heute ist niemand wegen der Tötung ihres Mannes zur Rechenschaft gezogen worden, und sie hat keinerlei Informationen über die Umstände erhalten, die zum Tod ihres Mannes führten.

Am 7. Mai 2015 hatte die Opposition zu Protesten gegen eine Änderung des Wahlkalenders durch die Regierung aufgerufen. Auch im Viertel Ratoma in der Hauptstadt Conakry, in dem Aissatou und ihr Mann Thierno wohnten, sollten Demonstrationen stattfinden. Gegen 19 Uhr führte die Polizei eine Razzia in Ratoma durch. Thierno Sadou Diallo stand mit Freunden draußen, um zu sehen, was vor sich ging. Fünf Personen in Gendarmerie-Uniformen kamen auf die Gruppe zu und einer richtete eine Waffe auf sie. Ohne Vorwarnung feuerten sie zwei Schüsse ab, von denen einer Thierno Sadou Diallo in den Rücken traf. Als die Freunde ihn in eine nahe gelegene Klinik bringen wollten, versperrten die Gendarmen mit ihren Pick-ups die Straße und schossen auf die Gruppe, die versuchte, das Hindernis zu umgehen. Als die Freunde schließlich die Klinik erreichten, war Thierno Sadou Diallo bereits tot.

Ich fordere Sie höflich auf, umgehend eine unparteiische Untersuchung der Ereignisse durchzuführen, die zum Tod von Thierno Sadou Diallo führten. Sorgen Sie bitte dafür, dass Aissatou Lamarana Diallo umfassend entschädigt wird, sodass sie mit ihren Kindern unabhängig und in Würde leben kann.

Stellen Sie darüber hinaus bitte sicher, dass Menschenrechtsverletzungen in Guinea strafrechtlich verfolgt werden und dass das guineische Recht den Verpflichtungen unter dem Völkerrecht und internationalen Abkommen gerecht wird.

Zudem möchte ich Sie bitten, eine unabhängige Kontrollstelle einzurichten, die den Regulierungsrahmen und die Tätigkeit der Sicherheitsbehörden überprüft.


TOGO

Rachad Maman

Am Morgen des 20. September 2017 nahm der Schüler Rachad Maman gemeinsam mit seinem Vater in Bafilo im Norden Togos an einer pro-demokratischen Protestveranstaltung teil. Bei der Demonstration forderten zahlreiche friedlich Protestierende Verfassungsreformen, unter anderem die Einführung einer Begrenzung des Präsidentenamtes auf zwei Amtszeiten. Außerdem rief die Menge Präsident Faure Gnassingbé zum Rücktritt auf. Als Sicherheitskräfte das Feuer auf mehrere friedliche Demonstrierende eröffneten, wurde der 14-jährige Schüler von einem Schuss in die Brust getroffen. Zwei Tage nach der Protestveranstaltung starb Rachad Maman an seinen Verletzungen. Seine Familie hat bis heute keine Unterstützung und Entschädigung erhalten.

Bitte schreiben Sie bis 31. Oktober höflich formulierte Briefe an den Präsidenten und fordern Sie ihn auf, umgehend eine sorgfältige und unparteiische Untersuchung der Tötung von Rachad Maman einzuleiten und alle mutmaßlich Verantwortlichen in einem Verfahren vor Gericht zu stellen, das internationalen Standards entspricht. Bitten Sie ihn zudem um eine Entschädigung für die Familie von Rachad Maman. Appellieren Sie an ihn, den Einsatz der Armee in Situationen zu verbieten, in denen die öffentliche Ordnung gefährdet scheint, und die Regelungen zur Gewaltanwendung entsprechend internationaler Standards abzuändern. Bitten Sie ihn, sicherzustellen, dass Sicherheitskräfte weder Blendgranaten noch Tränengas oder andere Chemikalien völkerrechtswidrig gegen friedliche Protestierende einsetzen und dass die Polizeiarbeit bei Demonstrationen internationalen Standards entspricht.

Schreiben Sie in gutem Französisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Faure Gnassingbé
Présidence de la République du Togo
Lomé
TOGO
Twitter: @FEGnassingbe und @PresidenceTgnrede: Dear President / Sehr geehrter Herr Präsident)
(Standardbrief Luftpost bis 20 g: 1,10 EUR)

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Togo
S. E. Herrn Komi Bayédzè Dagoh
Grabbeallee 43, 13156 Berlin
Fax: 030 - 499 089 67
E-Mail: info@ambatogoberlin.de
(Standardbrief: 0,80 EUR)


Dein Appell

Sehr geehrter Herr Präsident,

Am Morgen des 20. September 2017 nahm der Schüler Rachad Maman gemeinsam mit seinem Vater in Bafilo im Norden Togos an einer pro-demokratischen Protestveranstaltung teil. Bei der Demonstration forderten zahlreiche friedlich Protestierende Verfassungsreformen, unter anderem die Einführung einer Begrenzung des Präsidentenamtes auf zwei Amtszeiten. Außerdem rief die Menge Präsident Faure Gnassingbé zum Rücktritt auf. Als Sicherheitskräfte das Feuer auf mehrere friedliche Demonstrierende eröffneten, wurde der 14-jährige Schüler von einem Schuss in die Brust getroffen. Zwei Tage nach der Protestveranstaltung starb Rachad Maman an seinen Verletzungen. Seine Familie hat bis heute keine Unterstützung und Entschädigung erhalten.

Ich bitte Sie hiermit, umgehend eine sorgfältige und unparteiische Untersuchung der Tötung von Rachad Maman einzuleiten und alle mutmaßlich Verantwortlichen in einem Verfahren vor Gericht zu stellen, das internationalen Standards entspricht. Zudem bitte ich Sie um eine Entschädigung für die Familie von Rachad Maman. Ich appelliere an Sie, den Einsatz der Armee in Situationen zu verbieten, in denen die öffentliche Ordnung gefährdet scheint, und die Regelungen zur Gewaltanwendung entsprechend internationaler Standards abzuändern. Stellen Sie bitte außerdem sicher, dass Sicherheitskräfte weder Blendgranaten noch Tränengas oder andere Chemikalien völkerrechtswidrig gegen friedliche Protestierende einsetzen und dass die Polizeiarbeit bei Demonstrationen internationalen Standards entspricht.

*

Quelle:
www.amnesty.de/mitmachen/briefe-gegen-das-vergessen
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. September 2019

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