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AKTION/394: Reaktionen und Erfolge, April 2007


amnesty journal 4/2007 - Das Magazin für die Menschenrechte

Reaktionen und Erfolge


- Iran - Eine Million für Gleichberechtigung
- Berlin - Puppetmastaz und Angie Reed rappen für ai
- China, Syrien, Zentralafrikanische Republik - Aus der Haft entlassen
- Brasilien - Gefängnismitarbeiter verurteilt
- Berlin - Auszeichnung für "Coca"


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Eine Million für Gleichberechtigung

Iran - Irene Khan und Barbara Lochbihler, die internationale und die deutsche Generalsekretärin von ai, unterstützen die Initiative "Eine Million Unterschriften für Gleichberechtigung" iranischer Aktivistinnen. In einer gemeinsamen Erklärung, die zum Internationalen Frauentag veröffentlicht wurde, treten Irene Khan und Shirin Ebadi, Mitinitiatorin der Kampagne und Friedensnobelpreisträgerin von 2003, für die Gleichberechtigung von Frauen ein.

Mit der Kampagne fordern die iranischen Frauen die Änderung bestehender Gesetze, die die Stellung der Frau in der Gesellschaft regeln. Den Aktivistinnen geht es insbesondere um die Neuregelung des Scheidungs- und des Sorgerechts sowie um die Abschaffung der Polygamie. "Anstatt friedliche Demonstranten festzunehmen, sollten die iranischen Behörden die Forderung nach Gleichberechtigung von Frauen ernst nehmen und in der Verfassung verankern", sagte ai-Generalsekretärin Irene Khan. Die iranischen Behörden haben in den vergangenen Wochen mehrfach Protestveranstaltungen aufgelöst und dabei zahlreiche Frauen verhaftet.


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Puppetmastaz und Angie Reed rappen für ai

Berlin - Die Künstlerin Angie Reed und die Berliner Band "Puppetmastaz" haben eine eigene Version des John Lennon Songs "Give Peace a Chance" aus dem Jahr 1969 vorgelegt. "Als wir gebeten wurden, bei "Make Some Noise" mitzumachen, haben wir keine Sekunde gezögert", sagten die Puppetmastaz. "Make Some Noise" ist ein globales Musikprojekt von ai, für das Yoko Ono die Bearbeitungsrechte für alle Solotitel von John Lennon zur Verfügung gestellt hat. Alle Coverversionen können für je 99 Cent auf http://amnesty.org/noise heruntergeladen werden. Die Erlöse kommen der Menschenrechtsarbeit von ai zu Gute.


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Aus der Haft entlassen

China - Der Anwalt und Menschenrechtsverteidiger Gao Zhisheng, der wegen "Anstiftung zur Subversion" verurteilt worden war, ist auf Bewährung freigelassen worden. Er wird nach wie vor rund um die Uhr überwacht und ist in seinen Rechten und seiner Bewegungsfreiheit massiv eingeschränkt. Die Protestschreiben des weltweiten Eilaktionsnetzes haben zu seiner Freilassung beigetragen.

Syrien - Der syrische Kurde Muhi al-Din Sheikh Ali, der im Dezember 2006 festgenommen worden war, ist wieder auf freiem Fuß. Er wurde im Februar aus der Haftanstalt des Politischen Sicherheitsdienstes in Damaskus freigelassen. Nach Ansicht von ai war der Sekretär der verbotenen syrisch-kurdischen "Demokratischen Einheitspartei" ("Yeketi") allein wegen der Wahrnehmung seines Rechts auf freie Meinungsäußerung als gewaltloser politischer Gefangener in Haft gehalten worden.

Zentralafrikanische Republik - Der Oppositionspolitiker Claude Yabanda ist aus der Haft entlassen worden und zu seiner Familie nach Frankreich ausgereist. Das führende Mitglied der sozialistischen Oppositionspartei "Front Patriotique pour le Progrés" (FPP) war im April vergangenen Jahres wegen "Gefährdung der inneren Sicherheit des Staates" festgenommen worden - ein Straftatbestand, der mit der Todesstrafe geahndet werden kann.


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Gefängnismitarbeiter verurteilt

Brasilien - Jahrelang waren die Menschenrechtsverletzungen in brasilianischen Gefängnissen ein Tabu. Im vergangenen November wurden jedoch 14 Gefängnismitarbeiter wegen Folter an jugendlichen Inhaftierten strafrechtlich verurteilt. amnesty international begrüßt diese Urteile und fordert von den zuständigen Behörden, das Jugendstrafsystem zu reformieren und weitere notwendige Reformen einzuleiten. Nach Berichten von ai sind die Haftbedingungen in brasilianischen Gefängnissen erschütternd. Folter und Misshandlung sind weit verbreitet, die Anstalten oft überfüllt.

Gefängniswärter in Jugendgefängnissen foltern die Jugendlichen, um sie einzuschüchtern und besser kontrollieren zu können. Häufig werden Jugendliche entgegen geltender Gesetze in Strafvollzugsanstalten für Erwachsene untergebracht. Dort sind sie brutalen Übergriffen ausgesetzt. Berüchtigt ist die Hafteinrichtung "Tatuapé" im Osten Sao Paulos. "Egal, wann wir kommen, wir finden immer Jugendliche mit Blutergüssen, in Einzelhaft oder auf der Krankenstation", berichtet Beatriz Affonso, Direktorin einer Menschenrechtsorganisation in Brasilien. In den Aufzeichnungen der Gefängnismitarbeiter sei in diesen Fällen vermerkt, dass die Jugendlichen zum "Nachdenken ausgesondert" worden seien.


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Auszeichnung für "Coca"

Berlin - Seit Jahren setzt sie sich dafür ein, dem Konflikt in Tschetschenien ein Gesicht in der Öffentlichkeit zu geben. Sie fotografiert misshandelte und tote Körper, spricht mit Opfern und Hinterbliebenen. Sainap Gaschaiewas Einsatz für die Menschenrechte ist im Februar mit dem "International Human Rights Film Award" ausgezeichnet worden. Sainap Gaschaiewa ist Protagonistin des Films "Coca: die Taube aus Tschetschenien" des Schweizer Regisseurs Eric Bergkraut. Der spanische Schauspieler Antonio Banderas und die britische Sängerin Marianne Faithfull übergaben Gaschaiewa den mit 5.000 Euro dotierten Preis auf der "Cinema for Peace"-Gala, die während der diesjährigen Berlinale stattfand.

Für Sainap Gaschaiewa ist der "International Human Rights Film Award" nach dem "Lew-Kopelew-Preis" 2005 für Frieden und Menschenrechte die zweite Auszeichnung, die sie für ihr im Film dokumentiertes Engagement gegen Verschleppung, Folter und Mord erhält.


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Quelle:
amnesty journal, April 2007, S. 4
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30
E-Mail: info@amnesty.de
Internet: www.amnesty.de

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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. April 2007