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AKTION/451: Briefe gegen das Vergessen, Juni/Juli 2009


amnesty journal 06/07/2009 - Das Magazin für die Menschenrechte

Briefe gegen das Vergessen - Aktion der Monate Juni/Juli 2009

- Honduras - Jessica García und Wilfredo Guerrero
- Russische Föderation - Murad Bogatyrew
- Ägypten - Mohamed 'Abd Rahim el Sharkawi


Tag für Tag werden Menschen gefoltert, wegen ihrer Ansichten, Hautfarbe oder Herkunft inhaftiert, ermordet, verschleppt oder man lässt sie "verschwinden". AMNESTY INTERNATIONAL veröffentlicht regelmäßig an dieser Stelle drei Einzelschicksale, um an das tägliche Unrecht zu erinnern. Internationale Appelle helfen, solche Menschenrechtsverletzungen anzuprangern und zu beenden.

Sie können mit Ihrem persönlichen Engagement dazu beitragen, dass Folter gestoppt, ein Todesurteil umgewandelt oder ein Mensch aus politischer Haft entlassen wird. Schreiben Sie bitte, im Interesse der Betroffenen, höflich formulierte Briefe an die jeweils angegebenen Behörden des Landes.

Sollten Sie eine Antwort auf Ihr Appellschreiben erhalten, schicken Sie bitte eine Kopie an AMNESTY INTERNATIONAL.

AMNESTY INTERNATIONAL
Postfach, 53108 Bonn
Tel.: 0228/98 37 30, Fax: 0228/63 00 36
E-mail: Info@amnesty.de,
Internet: www.amnesty.de

Spendenkonto
Bank für Sozialwirtschaft (BfS) Köln,
Kto.-Nr.: 8090100, BLZ: 370 205 00
oder Postbank Köln,
Kto.-Nr.: 22 40 46-502, BLZ 370 100 50


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HONDURAS

Jessica García und Wilfredo Guerrero

Angehörige der Gemeinschaft der Garífuna in dem Dorf San Juan Tela im Norden von Honduras werden systematisch drangsaliert. Damit scheint eine Immobilienfirma erreichen zu wollen, dass die Garífunas ihr das Land überlassen. Die ethnische Gruppe afrikanischer Herkunft lebt seit Generationen auf dem Stück Land, auf dem die Firma eine Ferienanlage errichten möchte.

Am 5. Juni 2008 wurde Santos Feliciana Aguilar Álvares von etwa zehn Männern entführt, die offenbar Sicherheitspersonal der Firma waren, die das Land erwerben möchte. Sie schlugen ihn und drohten ihm mit dem Tod. Er hörte die Männer sagen: "Bringen wir ihn um und begraben ihn gleich hier."

Die Garífuna-Sprecherin Jessica García ist bereits mehrfach drangsaliert worden. Am 22. Juni 2006 hat ein unbekannter Mann sie mit Waffengewalt gezwungen, ein Dokument zu unterschreiben, in dem steht, dass das Gemeindeland der Immobilienfirma gehört.

Ein weiterer Gemeindesprecher, Wilfredo Guerrero, wurde ebenfalls eingeschüchtert und drangsaliert. 2005 wurde sein Haus bei einem Brandanschlag zerstört, und 2007 wurde er festgenommen. Die Staatsanwaltschaft wies die Polizei jedoch an, ihn freizulassen. Bisher ist niemand wegen dieser Vorfälle vor Gericht gestellt worden.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Präsidenten von Honduras, in denen Sie Ihre Sorge um die Sicherheit der SprecherInnen und Angehörigen der Garífuna-Gemeinde zum Ausdruck bringen. Drängen Sie darauf, dass er unverzügliche Schritte einleitet, um die von der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte am 7. Juli 2006 in Absprache mit der Gemeinschaft angeordneten und am 24. Oktober 2008 erneut bekräftigten Schutzmaßnahmen umzusetzen.

Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch an:
Manuel Zelaya
Presidente de la República de Honduras
Casa Presidencial
Boulevard Juan Pablo Segundo
Palacio José Cecilio del Valle
Tegucigalpa
HONDURAS
(korrekte Anrede: Dear President/Estimado Señor Presidente)
Fax: 005 04 - 235 - 77 00
Standardbrief Luftpost bis 20g: EUR 1,70

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Republik Honduras
S.E. Herrn Roberto Augusto Martinez Castañeda
Cuxhavener Straße 14, 10555 Berlin
Fax: 030 - 39 74 97 12
E-Mail: informacion@embahonduras.de


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RUSSISCHE FÖDERATION

Murad Bogatyrew

Am 8. September 2007 um 5 Uhr morgens nahmen russische und inguschetische Sicherheitskräfte den 37-jährigen Murad Bogatyrew in seinem Haus in Inguschetien fest. Während die Polizei das Haus durchsuchte, brachte man ihn zur Bezirkspolizeistation von Malgobek, wo er wenige Stunden später starb. Er soll zuvor gefoltert und anderweitig misshandelt worden sein.

Verwandte warteten um 8 Uhr morgens vor der Polizeiwache und sahen, wie der unbekleidete Leichnam von Murad Bogatyrew herausgetragen wurde. Die Polizei teilte den Familienangehörigen mit, er sei an einem Herzinfarkt gestorben, und nun werde eine Obduktion vorgenommen. Als der Leichnam noch am selben Tag der Familie übergeben wurde, machte diese Fotos und Videoaufnahmen der Verletzungen. Amnesty International liegen die Videoaufnahmen vor, auf denen Blutergüsse an den Beinen, Füßen und am Kopf zu erkennen sind. Laut dem Totenschein starb Murad Bogatyrew an einem Herzleiden und Herzversagen. Auf dem Totenschein sind aber auch die folgenden Verletzungen vermerkt: "eine geschlossene Wunde im Bereich des Brustkorbs, eine Fraktur des Brustbeins und mehrerer Rippen sowie großflächige Blutergüsse an den Extremitäten". Laut Familie hatte er jedoch vor seiner Festnahme weder Verletzungen noch ein Herzleiden.

Im Oktober 2007 leitete die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen "Überschreitung behördlicher Kompetenz" ein (Paragraf 286 des russischen Strafgesetzbuches). Nach Erkenntnissen von Amnesty International zeichnen sich bei den Ermittlungen jedoch noch keine Fortschritte ab.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den Interimspräsidenten der Republik Inguschetien, in denen Sie ihn auffordern, eine umfassende und unabhängige Untersuchung des Todes von Murad Bogatyrew einzuleiten. Fordern Sie die Aufklärung der Vorwürfe, dass er an den Folgen von Folterungen und Misshandlungen gestorben ist. Dringen Sie darauf, dass die dafür Verantwortlichen ermittelt und vor Gericht gestellt werden.

Schreiben Sie in gutem Russisch oder auf Deutsch an:
Interimspräsident der Republik Inguschetien
Raschid Gaisanow
Pr. Idrisa Ziazikova, 14
Magas 38600
Republik Inguschetien
RUSSISCHE FÖDERATION
(korrekte Anrede: Sehr geehrter Herr Präsident)
Standardbrief Luftpost bis 20g: EUR 0,70

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Russischen Föderation
S.E. Herrn Vladimir Kotenev
Unter den Linden 63-65, 10117 Berlin
Fax: 030 - 229 93 97
E-Mail: info@Russische-Botschaft.de


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ÄGYPTEN

Mohamed 'Abd Rahim el Sharkawi

Mohamed el Sharkawi, ein 59-jähriger pakistanischer Ingenieur ägyptischer Herkunft, wird seit 14 Jahren ohne Anklage und ohne Gerichtsverfahren in Verwaltungshaft gehalten. Er ist einer von Tausenden von Personen, die derzeit auf Anordnung des Innenministers unter Berufung auf die Notstandsgesetze von 1981 in Ägypten festgehalten werden.

Sharkawi wurde 1995 auf Ersuchen der ägyptischen Behörden aus Pakistan abgeschoben. In Kairo wurden ihm Verbrechen gegen die staatliche Sicherheit zur Last gelegt, von denen er 1996 freigesprochen wurde. Seinen Aussagen zufolge wurde er im Hauptquartier der Staatssicherheit (SSI) sowie in ägyptischen Gefängnissen gefoltert. Sharkawi leidet unter einem Bandscheibenvorfall und hat deshalb starke Rückenschmerzen. Er hält seinen Gesundheitszustand für eine direkte Folge von Folterungen und unangemessener medizinischer Versorgung.

Im Juli 2008 fand man in seiner Zelle im Liman-Tora-Gefängnis in der Nähe von Kairo Beschwerdebriefe, die er wegen seiner anhaltenden Inhaftierung geschrieben hatte. Als Bestrafung wurde er in das Gefängnis Wadi al Gadid in einem entlegenen Teil der ägyptischen Westwüste überstellt und durfte keinen Besuch von seinem Anwalt und seiner Familie empfangen, obwohl der Staatsanwalt eine Erlaubnis dafür erteilt hatte.

In mehr als 15 Gerichtsbeschlüssen wurde seine Freilassung angeordnet, zuletzt im April 2009. Jedes Mal wurden jedoch neue Haftbefehle erlassen. 2007 befand die UNO-Arbeitsgruppe für willkürliche Inhaftierungen, dass seine Inhaftierung willkürlich sei und sprach für ihn und 45 weitere Personen in Verwaltungshaft die Empfehlung einer sofortigen Freilassung aus.

Bitte schreiben Sie höflich formulierte Briefe an den ägyptischen Innenminister, in denen Sie ihn auffordern, Mohamed el Sharkawis Haftbefehl nicht weiter zu erneuern und ihn freizulassen. Bitten Sie ihn dafür zu sorgen, dass Mohamed el Sharkawi während seiner Inhaftierung angemessene medizinische Versorgung erhält. Fordern Sie den Innenminister außerdem auf, eine Untersuchung aller Foltervorwürfe einzuleiten und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.

Schreiben Sie in gutem Arabisch, Englisch oder auf Deutsch an
H.E. Habib Ibrahim El Adly
Minister of Interior
Ministry of the Interior
25 Al-Sheikh Rihan Street
Bab al-Louk
Cairo
ÄGYPTEN
(korrekte Anrede: Dear Minister)
Standardbrief Luftpost bis 20g: EUR 1,70

Senden Sie bitte eine Kopie Ihres Schreibens an:
Botschaft der Arabischen Republik Ägypten
S.E. Herrn Ramzy Ezz Eldin Ramzy
Stauffenbergstraße 6-7, 10785 Berlin
Fax: 030 - 477 10 49
E-Mail: embassy@egyptian-embassy.de


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Quelle:
amnesty journal, Juni/Juli 2009, S. 78-79
Herausgeber: amnesty international
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn
Telefon: 0228/98 37 30, E-Mail: info@amnesty.de
Redaktionanschrift: Amnesty International, Redaktion amnesty journal,
Postfach 58 01 61, 10411 Berlin, E-Mail: ai-journal@amnesty.de,
Internet: www.amnesty.de

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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juli 2009