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AKTION/799: Urgent Action - Mexiko - Männer "verschwunden


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-285/2011, AI-Index: AMR 41/056/2011, Datum: 20. September 2011 - ns

Mexiko
Männer "verschwunden"


Herr TORIBIO JAIME MUÑOZ GONZÁLEZ
Herr GUADALUPE MUÑOZ VELETA
Herr GUADALUPE MUÑOZ VELETA
Herr OSCAR MUÑOZ VELETA
Herr HUGO MUÑOZ VELETA
Herr NEMESIO SOLÍS GONZÁLEZ
Herr LUIS ROMO MUÑOZ
Herr OSCAR GUADALUPE CRUZ BUSTOS

Im Juni diesen Jahres wurden acht Männer einer Familie in Chihuahua von bewaffneten Männern in Uniform festgenommen. Seitdem hat man nichts mehr bezüglich des Verbleibs der Männer erfahren. Es wird vermutet, dass die Männer sich in großer Gefahr befinden und Opfer des Verschwindenlassens durch die Polizei geworden sind.

Augenzeugenberichten zufolge umstellten am 19. Juni ungefähr zehn Zivilfahrzeuge während eines Familientreffens das Haus der Familie Muñoz nahe Anahuac in Cuauhtémoc. Sechs schwer bewaffnete Männer in schwarzen Uniformen stürmten das Haus. Sie schlugen alle männlichen Familienmitglieder und legten sie in Handschellen. Die anwesenden Frauen, denen gesagt wurde, dass sie wegschauen sollten, wurden von den bewaffneten Männern bedroht. Aber sie konnten trotzdem feststellen, dass auf mindestens einer der Uniformen der Aufdruck der Bundespolizei zu erkennen war. Die uniformierten Männer kommunizierten, wie üblicherweise auch die Polizei, per Funkgerät und Codes miteinander. Die acht Männer der Familie Muñoz wurden in die draußen wartenden Fahrzeuge gezwängt, die dann mit ihnen wegfuhren. Während der Durchsuchung konnte eine Frau entkommen. Sie rief den örtlichen Polizeinotruf an, aber es wurde niemand zum Haus geschickt. Stattdessen wurde ein Polizeiwagen gesichtet, der nach der Frau, die den Anruf getätigt hatte, suchte.

Obwohl die Familie sich bemüht, die Männer zu finden, haben sie seit Juni nichts mehr von ihnen gehört. Als die Frauen der örtlichen Polizei später von den Festnahmen berichteten, gab die Polizei an, dass sie nichts darüber wisse. Am nächsten Tag gingen die Frauen in die Stadt, um eine Klage beim Generalstaatsanwalt von Chihuahua (Fiscalía General de Justicia del Estado) einzureichen. Allerdings ließen die Behörden die Tatsache, dass die Polizei an dem Vorfall beteiligt war, aus. Die darauf folgenden Ermittlungen führten zu keinem Ergebnis. Familie Muñoz hat daraufhin weitere Klagen bei der Bundesstaatsanwaltschaft (Procuraduría General de la República) sowie der staatlichen Menschenrechtskommission (Comisión Nacional de Derechos Humanos) eingereicht, die bis jetzt aber erfolglos blieben. Die Familie glaubt, dass das Verschwinden der Männer eine Vergeltungsaktion der Polizei darstellt, da es zuvor zu einer Auseinandersetzung zwischen den acht Männern der Familie und der örtlichen Polizei gekommen war. Laut Berichten der Familie, weigerte die Polizei sich, zu helfen, als die Familie angab, dass ein Mann in der Nähe ihres Treffens eine Waffe abfeuerte. Die Auseinandersetzung endete damit, dass ein Polizeioffizier behauptete, von einem Familienmitglied geschlagen worden zu sein.


HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Seit 2077 kommt es in Mexiko häufig zu Gewalttaten, die in Verbindung zur organisierten Kriminalität stehen. Die Regierung Mexikos sagt, dass mehr als 35.000 Morde während dieser Zeit das Ergebnis der organisierten Kriminalität sind. Präsident Calderóns Regierung versucht, die Drogenkartelle zu bekämpfen, indem er tausende von BundespolizistInnen und mehr als 50.000 Militärangehörige in den am stärksten betroffenen Gebieten einsetzt. Im Bundesstaat Chihuahua ist die Anzahl an schweren Gewaltverbrechen und Berichten über Menschenrechtsverletzungen durch das Militär und die Polizei stark gestiegen. Hierzu zählen willkürliche Inhaftierungen, Folter, rechtswidrige Tötungen und mutmaßliches Verschwindenlassen. In einigen Fällen versuchten die Behörden, die Straftaten von staatlichen Sicherheitskräften kriminellen Banden zuzuschreiben.


EMPFOHLENE AKTIONEN

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE UND LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

- Ich bin in großer Sorge aufgrund des Verschwindens der acht Männer der Familie Muñoz und fordere Sie auf, alle angemessenen Schritte einzuleiten, um den Verbleib der Männer aufzuklären und ihre Sicherheit zu garantieren.

- Ich fordere Sie höflich auf, unverzüglich eine gründliche und unparteiische Untersuchung der Festnahme der Männer einzuleiten unter Einbezug der Tatsache, dass die Polizei daran beteiligt war, und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.

- Ich bitte Sie außerdem darum, den Familienangehörigen sowie deren Rechtsbeiständen alle aus den Untersuchungen resultierende Informationen mitzuteilen.


APPELLE AN

GENERALSTAATSANWÄLTIN
Marisela Morales Ibáñez
Av. Paseo de la reforma 211 - 213,
Col. Cuauhtémoc,
Delegación Cuauhtémoc,
México D.F., C.P. 06500
MEXIKO
(korrekte Anrede: Dear Attorney General / Sehr geehrte Frau Generalstaatsanwältin)
Fax: (00 52) 55 5346 0908 (nach Fax fragen: fax, por favor)
E-Mail: mmoralesi@pgr.gob.mx

GOUVERNEUR DES BUNDESSTAATES CHIHUAHUA
Lic. César Duarte Jáquez
Palacio de Gobierno, 1er piso C.
Aldama No. 901,
Col. Centro,
Chihuahua, Chih.,
México, CP 31000
MEXIKO
(korrekte Anrede: Dear Governor/Estimado Gobernador/ Sehr geehrter Herr Gouverneur)
Fax: (00 52) 614 429 - 3300 oder - 11066
E-Mail: despachodelejecutivo@hotmail.com


KOPIEN AN

LEITER DES SEKRETARIATS FÜR ÖFFENTLICHE SICHERHEIT
Ing. Genaro García Luna
Avenida Constituyentes 947,
Col. Belén de las Flores,
‘lvaro Obregón,
México,DF., C.P. 1110
MEXIKO
Fax: (00 52) 55 1103 6189

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN STAATEN
S.E. Herrn Francisco N. González Díaz
Klingelhöferstraße 3
10785 Berlin
Fax: 030-26 93 23-700
E-Mail: mail@mexale.de


Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 2. November 2011 keine Appelle mehr zu verschicken.


PLEASE WRITE IMMEDIATELY

- Express concern at the apparent enforced disappearance by police agents of eight members of the Muñoz family and call for immediate measures to establish their whereabouts and guarantee their safety.

- Call for an independent, impartial and thorough investigation in the detention of the eight men, including evidence of police involvement, and for all those responsible to be brought to justice.

- Call for the families and their legal advisers to be provided full information relating to investigations undertaken.


*


Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-285/2011, AI-Index: AMR 41/056/2011, Datum: 20. September 2011 - ns
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. September 2011