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AKTION/931: Urgent Action - USA (Florida) - Hinrichtung nach 30 Jahren im Todestrakt


ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-036/2012-1, AI-Index: AMR 51/014/2012. Datum: 16. Februar 2012 - gs

USA (Florida)
Hinrichtung nach 30 Jahren im Todestrakt

Weitere Informationen zu UA-036/2012 (AMR 51/009/2012, 3. Februar 2012)


ROBERT WATERHOUSE, 65 Jahre

Der 65-jährige Robert Waterhouse ist am Abend des 15. Februar im US-Bundesstaat Florida hingerichtet worden, nachdem er sein halbes Leben in der Todeszelle verbracht hatte. Er war für schuldig befunden worden, im Januar 1980 einen Mord begangen zu haben.

Im September 1980 war der damals 33 Jahre alte Robert Waterhouse wegen Mordes ersten Grades (mit Vorsatz) zum Tode verurteilt worden. Der Leichnam des Opfers, Deborah Kammerer, war acht Monate zuvor im Bundesstaat Florida entdeckt worden. 1988 ordnete der Oberste Gerichtshof von Florida eine Anhörung zur Überprüfung des Strafmaßes an, die zwei Jahre später mit der erneuten Verhängung der Todesstrafe endete.

Im Jahr 2005 stellte sich heraus, dass seinerzeit am Tatort gesicherte Beweismittel vernichtet worden waren und somit nicht mehr auf DNS-Spuren untersucht werden konnten. Die Rechtsbeistände von Robert Waterhouse machten daraufhin geltend, dass es gegen die Verfassung verstoßen würde, einen Gefangenen hinzurichten, der "durchweg und unentwegt seine Unschuld beteuert hat". Sie wiesen ferner darauf hin, dass ihr Mandant einen DNS-Test gefordert hatte, der zum Zeitpunkt des Prozesses allerdings noch nicht möglich war. Überdies, so die Rechtsanwälte, seien alle relevanten Beweise durch Leichtfertigkeit und Fahrlässigkeit staatlicher Stellen vernichtet worden. Die Rechtsanwälte legten ferner eine eidesstattliche Versicherung eines Zeugen vor, dessen Erinnerungen an die Vorgänge der Tatnacht die Glaubwürdigkeit der Aussagen einer Hauptzeugin der Staatsanwaltschaft erschütterten. Am 8. Februar 2012 erhielt der Oberste Gerichtshof von Florida dennoch die Entscheidung der Vorinstanz aufrecht und verwarf die von den Rechtsbeiständen des 65-jährigen Robert Waterhouse geltend gemachten Einwände.

Die für den 15. Februar um 18.00 Uhr anberaumte Hinrichtung wurde zunächst kurzfristig verschoben, während sich der Oberste Gerichtshof der USA noch mit einem in letzter Minute eingereichten Antrag gegen den Vollzug der Strafe befasste. Nachdem die RichterInnen den Antrag abgewiesen hatten, wurde das Todesurteil an Robert Waterhouse vollstreckt. Um 20.22 Uhr wurde der Gefangene, der stets seine Unschuld beteuert hatte, für tot erklärt.

Mit der Hinrichtung von Robert Waterhouse wurde in diesem Jahr in Florida erstmals ein Todesurteil vollstreckt. Seit der Wiederaufnahme von Hinrichtungen 1977 sind in dem Bundesstaat 72 Menschen hingerichtet worden; in den gesamten USA liegt die Zahl der seit 1977 vorgenommenen Hinrichtungen bei 1.281.

Vielen Dank allen, die versucht haben, die Hinrichtung zu verhindern.


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Quelle:
ai - URGENT ACTION
UA-Nr: UA-036/2012-1, AI-Index: AMR 51/014/2012. Datum: 16. Februar 2012 - gs
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Februar 2012