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AFRIKA/330: Sudan und Südsudan - Keine Reaktion auf Friedensappelle


Presseerklärung vom 13. April 2012

Keine Reaktion auf Friedensappelle

- Internationale Gemeinschaft muss Sudan und Südsudan Sanktionen androhen
- Krieg würde humanitäre Tragödie auslösen



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt nachdrücklich vor einer humanitären Tragödie in Ostafrika, sollte es zu einem neuen offenen Krieg zwischen dem Sudan und Südsudan kommen. "Ein Krieg würde die rund drei Millionen Menschen, die im Südsudan und im Grenzgebiet zwischen beiden Staaten zurzeit auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind, in eine noch verzweifeltere Lage bringen", warnte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. "Schon deshalb darf die internationale Gemeinschaft nichts unversucht lassen, um einen offenen Krieg noch abzuwenden. Sie sollte daher auch zum äußersten Mittel greifen und den Regierungen des Sudan und Südsudan mit Sanktionen drohen, sollten sie nicht sofort zum Verhandlungstisch zurückkehren."

2,7 Millionen Menschen im Südsudan sind aufgrund dürftiger Ernten von internationaler humanitärer Hilfe abhängig. Außerdem gibt es in den Konfliktregionen Abyei, Süd-Kordofan und Blauer Nil im Grenzgebiet zwischen Süd- und Nordsudan 245.000 Flüchtlinge, die versorgt werden müssen.

"Mehr als 2,5 Millionen Tote im Südsudan durch Massenflucht, Vertreibung und Völkermord in den Kriegen mit dem Norden seit 1955 mahnen, dass es keine Alternative zu Verhandlungen über die noch strittigen Fragen zwischen dem Sudan und dem Südsudan geben kann", sagte Delius. Da die beiden Regierung offenbar bereit sind, ihre kriegsmüde Bevölkerung in einen neuen Krieg zu stürzen, müsse der internationale Druck auf beide Staaten erhöht werden.

Insbesondere der Südsudan könne möglicherweise in letzter Minute zum Einlenken gebracht werden, denn Sanktionen wie die Aussetzung von Entwicklungs- und Aufbauhilfe würden den jungen Staat empfindlich treffen. So wurde ihm allein von der Europäischen Union für den Zeitraum von 2011 bis 2013 Entwicklungshilfe in Höhe von 200 Millionen Euro zugesagt. Noch engagierter beteiligen sich finanziell die USA am Wiederaufbau des Landes. Südsudans Staatspräsident Salva Kiir hatte es am Donnerstag abgelehnt, seine Truppen aus dem besetzten Ort Heglig zurückzuziehen, und sich jede internationale Einmischung verbeten.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 13. April 2012
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. April 2012