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AFRIKA/372: Darfur - Milliardenschweres Hilfsprogramm bringt keinen Frieden


Presseerklärung vom 8. April 2013

Zehn Jahre Völkermord in Darfur

Geberländer beraten über milliardenschweres Wiederaufbauprogramm (Doha / Qatar, 7./8.4.): Darfur-Flüchtlinge protestieren gegen Hilfskonferenz - Mehr Geld bringt keinen Frieden



Zehn Jahre nach Beginn des Völkermords im Westen des Sudan will die internationale Staatengemeinschaft auf einer Konferenz in Doha (Qatar) mehr als sieben Milliarden US-Dollar für den Wiederaufbau der zerstörten Region mobilisieren. Scharfe Kritik an der Konferenz übten Darfur-Flüchtlinge und die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). "Die Menschen in Darfur brauchen vor allem mehr Sicherheit und ein Ende des willkürlichen Mordens, Vergewaltigens und Plünderns ", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Montag in Göttingen. "Der Bau von Krankenhäusern und Straßen hilft nicht, wenn es keinen Frieden gibt. Mehr Geld in Darfur würde momentan nur die Begehrlichkeit von Milizen fördern und den Krieg schüren."

Zum Auftakt der zweitägigen Geberländerkonferenz, an der am 7. und 8. April mehr als 400 Vertreter von Regierungen, UN-Organisationen und Hilfswerken teilnehmen, protestierten am vergangenen Freitag mehrere tausend Flüchtlinge in Darfur gegen den Zeitpunkt der Tagung. Immer wieder kritisierten sie die mangelnde Sicherheit für die Zivilbevölkerung sowie das Fehlen eines nachhaltigen und umfassenden Friedensprozesses, die anhaltende Straflosigkeit und fehlende Perspektiven für eine Rückkehr der Flüchtlinge in ihre traditionellen Siedlungsgebiete. Sprecher der Flüchtlinge im Norden Darfurs übergaben der UNAMID, der gemeinsamen Friedenstruppe von Vereinten Nationen und Afrikanischer Union, ein Memorandum, in dem sie mehr Schutz und Sicherheit für die Zivilbevölkerung forderten.

"Trotz zweier Friedensabkommen ist Darfur heute weiter denn je zuvor von einem dauerhaften Frieden entfernt", erklärte Delius. "Nun einfach mehr Geld für den Wiederaufbau zu versprechen ist Augenwischerei. Der Ärger der Darfuris ist nur zu verständlich. Denn die internationale Gemeinschaft ignoriert einfach ihre Probleme." Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Aarabi, verspricht sich von dem Aufbauprogramm positive Impulse für ein friedliches Zusammenleben der Menschen im Westen des Sudan und für neue Friedensverhandlungen. "Wer so argumentiert, ignoriert die vielfältigen ethnischen, sozialen, politischen und ökologischen Ursachen des Konflikts in Darfur", kritisierte Delius. "Zehn Jahre nach Beginn des Völkermords müssen die Darfuris solche wenig sachkundigen Äußerungen als Affront empfinden."

"Statt immer neue hohe Geldsummen für den Wiederaufbau zu versprechen, sollten die Geberländer erst klären, wo die Dutzenden Millionen Euro geblieben sind, die seit dem Jahr 2006 für den Wiederaufbau in Darfur zugesagt wurden", sagte Delius. Bei den Binnenflüchtlingen im Westen des Sudan ist zumindest nur ein kleiner Teilbetrag dieser enormen Summe angekommen. Der Rest der Gelder wurde entweder niemals ausgezahlt oder fiel der Korruption in der sudanesischen Verwaltung zum Opfer.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 8. April 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. April 2013