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AFRIKA/451: Südsudan - Mehr als 500 Menschen sterben bei ethnisch motivierten Massakern


Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. - Presseerklärung vom 21. April 2014

Mehr als 500 Menschen sterben bei ethnisch motivierten Massakern

- Straflosigkeit im Südsudan muss beendet werden
- Weltsicherheitsrat soll Verhängung von Sanktionen androhen



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat nach neuen schweren Massakern einen gezielten Kampf gegen Straflosigkeit im Südsudan gefordert. "Seit Mitte Dezember 2013 sind mehr als 10.000 Menschen bei ethnisch motivierter Gewalt im Südsudan zu Tode gekommen", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Ostermontag. "Die meisten Opfer waren Zivilisten. Erst letzte Woche sind erneut mehr als 500 Menschen aufgrund ihrer ethnischen Abstammung ermordet worden. Wenn die Konfliktparteien im Südsudan nicht die Verantwortlichen für die Morde vor Gericht stellen, muss der Weltsicherheitsrat die Verhängung von Reise- und Wirtschaftssanktionen gegen die Drahtzieher der Gewalt androhen, um die willkürlichen Morde zu stoppen." Verantwortlich für die Gewalt sind sowohl Rebellen unter Riek Machar als auch südsudanesische Regierungstruppen.

Die jüngsten Gewalttaten in der letzten Woche gingen von Rebellentruppen um Riek Machar aus, die nach ihrer Einnahme der Stadt Bentiu (Unity State) dort am letzten Dienstag und Mittwoch Massaker verübten. Zum Zeitpunkt des Angriffs hielten sich in Bentiu rund 1370 Händler aus der sudanesischen Region Darfur sowie aus Kenia, Uganda, Äthiopien und Eritrea auf. "Mindestens 45 Händler, die sich in das Haus eines prominenten Geschäftsmannes geflüchtet hatten, wurden von Rebellenkämpfern auf die Straße getrieben und systematisch niedergeschossen", berichten Augenzeugen. Nur drei der Händler überlebten das Massaker schwer verletzt. Das Schicksal der meisten 1.370 Händler, die von dem Rebellenangriff an einem Markttag überrascht wurden, ist bis heute ungeklärt.

"Weitere 200 Menschen, die in der Moschee Zuflucht gesucht hatten, wurden ebenfalls erschossen", berichtete Delius. Mehr als 400 Menschen wurden bei dem Blutbad in der Moschee verletzt. Riek Machar nahestehende Rebellen vom Volk der Nuer durchsuchten auch ganz gezielt das Krankenhaus von Bentiu sowie eine katholische Kirche und ermordeten systematisch Angehörige anderer ethnischer Gruppen.

Doch auch Dinka und Dinka-Bor verüben gezielt Übergriffe auf Angehörige anderer Bevölkerungsgruppen. So wurden bei einem Angriff jugendlicher Dinka-Bor auf ein Camp der Friedenstruppen der Vereinten Nationen (UNMISS) am Gründonnerstag mindestens 58 Menschen (überwiegend Nuer) in der Stadt Bor getötet und mehr als 100 Menschen verletzt. Die gut bewaffneten Dinka-Bor stehen südsudanesischen Regierungstruppen nahe, doch die südsudanesische Regierung hat jede Verantwortung für den auch vom Weltsicherheitsrat verurteilten Übergriff zurückgewiesen.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 21. April 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. April 2014