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AFRIKA/727: Kamerun - Warnung vor Scheitern der Friedensbemühungen


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 30. November 2018

Kamerun: Schwierige Suche nach Frieden - Kardinal wirbt für Dialog - Vermittler unter Druck - Gewalt eskaliert im Bürgerkrieg


Göttingen, den 30. November 2018 - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt vor einem Scheitern der Friedensbemühungen in Kamerun. "Den Vermittlern läuft die Zeit davon. Denn die Regierung behindert die Friedensbemühungen, während die Gewalt im Bürgerkrieg täglich zunimmt", kritisierte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Freitag in Göttingen. So gebe es ständig neue Entführungen von Zivilisten durch Kämpfer der Unabhängigkeitsbewegungen für die anglophonen Regionen. Erst am Donnerstag wurden 30 Fischer entführt. Am gleichen Tag wurden jedoch auch zwei andere Verschleppte von ihren Entführern freigelassen.

"Wenn zehn inhaftierten Anführern der Unabhängigkeitsaktivisten am 6. Dezember 2018 der Prozess gemacht wird, wird der Bürgerkrieg weiter eskalieren", sagte Delius. Seit Monaten fordern die Kirchen die Freilassung der Inhaftierten, um mehr Vertrauen zwischen den Konfliktparteien zu schaffen. Doch alle Appelle blieben ungehört. Die zehn Aktivisten befürworten die staatliche Unabhängigkeit der englischsprachigen Regionen Kameruns und sind aus politischen Gründen inhaftiert.

Besonders hat sich der Kardinal und emeritierte frühere Erzbischof von Douala, Christian Tumi, für einen glaubwürdigen Dialog zwischen den streitenden Parteien eingesetzt. Unermüdlich wirbt der 88-Jährige für ein Umdenken bei der Regierung, die sich bislang jeder politischen Lösung des Konflikts verschließt und nur auf militärische Gewalt setzt. Der Kardinal hat die Vision einer Generalkonferenz der anglophonen Regionen, um auch der bislang kaum gehörten Zivilgesellschaft eine Stimme zu geben. Die Konferenz wurde bereits zweimal geplant. Zuletzt sollte sie am 21. und 22. November 2018 in der Stadt Buea stattfinden, doch die Regierung verweigerte die Genehmigung. Die Kirchen halten aber an ihrem Vorschlag fest, möglichst bald eine solche Generalkonferenz zu organisieren.

Auch zwei Emissären von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron gelang es nicht, den starrsinnigen Präsidenten des Kamerun, Paul Biya, umzustimmen und für einen Dialog zu gewinnen, um die Krise zu lösen. Frankreich fürchtet um den Verlust seines Einflusses in Kamerun, sollte Biya sich den Realitäten weiter verschließen und den eskalierenden Konflikt schönreden. Der seit 26 Jahren amtierende Präsident setzt auch nach seiner Neuwahl im Oktober 2018 auf eine Politik der Stärke und Kompromisslosigkeit gegenüber den Befürwortern der Unabhängigkeit.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 30. November 2018
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Dezember 2018

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