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AKTION/193: Uiguren und Menschenrechtler protestieren in Berlin


Presseerklärung vom 10. Juli 2009

Uiguren und Menschenrechtler protestieren in Berlin:

Chinesischem Staatsterror Einhalt gebieten!
Pekings Politik der Zwangsassimilierung zerstört Identität der Uiguren


Die Gesellschaft für bedrohte Völker GfbV (Göttingen/Berlin) hat der chinesischen Regierung am Freitag vorgeworfen, die Volksgruppe der Uiguren in der Autonomen Provinz Xinjiang/Ostturkestan langfristig auslöschen zu wollen. "Peking benutzt die Bezeichnung "Autonomie" als Worthülse, um damit die Politik der Zwangsassimilierung und Zerstörung der uigurischen Identität und Kultur schönzureden", kritisierte der GfbV-Vorsitzende Tilman Zülch während einer Demonstration gegen die blutige Niederschlagung der Proteste der Uiguren im Nordwesten Chinas vor der chinesischen Botschaft in Berlin. Durch die systematische Ansiedlung von Han-Chinesen würden die Uiguren, die die Provinz Xinjiang traditionell als "Ostturkestan" bezeichnen, zur Minderheit im eigenen Land gemacht. Sie stellten dort zusammen mit den kleineren Volksgruppen der Kasachen, Kirgisen, Mongolen und Tadschiken nur noch die Hälfte der Bevölkerung. Den rund zwölf Millionen Uiguren, die in ihrer überwältigen Mehrheit Muslime seien, werde nicht nur Glaubens- und Bewegungsfreiheit vorenthalten. Sie hätten auch unter einer restriktiven Sprachenpolitik und massiver Diskriminierung im Arbeitsleben zu leiden. Jeder Widerstand werde im Keim erstickt.

"Jetzt will Peking auch noch den kulturellen und religiösen Mittelpunkt der Uiguren, die Altstadt von Kashgar, schleifen lassen mit dem Ziel, die Einwohner besser kontrollieren zu können", sagte Zülch. 85 Prozent der mehr als 2000 Jahre alten Stadt mit ihren verwinkelten engen Gassen sollen abgerissen, 200.000 Menschen in seelenlose Wohnblocks umgesiedelt werden. Die ersten Bulldozer seien bereits am Werk, die kulturhistorisch bedeutendste islamische Stadt Zentralasiens unwiederbringlich zerstören. Die GfbV hat die Pläne und Hintergründe für die Vernichtung dieses "Schatzs an der Seidenstraße" in einem neuen 30-seitigen Bericht dokumentiert ( zum Download auf www.gfbv.de). Die gnadenlose Unterdrückungspolitik Pekings diene der Gleichschaltung der beiden größten Autonomen Regionen Chinas, Ostturkestan und Tibet, kritisierte Zülch. Damit einher gehe die Ausbeutung der dort lagernden Bodenschätze, ohne dass die einheimische Bevölkerung daran ausreichend Anteil habe.

Zülch bedauerte, dass die deutsche Bundesregierung im Interesse der Wirtschaftsbeziehungen sehr zurückhaltend mit Kritik an der Menschenrechtspolitik Pekings sei. So diene der vielgepriesene deutsch-chinesische Dialog nur dazu, Übel zu verschleiern. In China gebe es bis heute Arbeits- und Umerziehungslager mit hunderttausenden von Insassen, unter ihnen Demokraten, Menschen- und Bürgerrechtler, Fürsprecher verfolgter religiöser Minderheiten und unterdrückter Nationalitäten wie der Uiguren und Tibeter. In chinesischen Gefängnissen werde gefoltert. Unter der exzessiven Anwendung der Todesstrafe hätten die rund zwölf Millionen Uiguren besonders zu leiden. Aus politischen Gründen wurden seit 1997 mindestens 700 von ihnen hingerichtet.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 10. Juli 2009
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Juli 2009