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AKTION/240: Mahnwache - Erdogan soll Grenzen nach Syrien für Hilfslieferungen öffnen


Presseerklärung vom 4. Februar 2014

Türkischer Ministerpräsident in Berlin (4.2.)

Mahnwache vor dem Bundeskanzleramt: Merkel soll Erdogan drängen, humanitäre Hilfe für Kurden und Christen in Syrien passieren zu lassen!



Mit einer Mahnwache vor dem Bundeskanzleramt appellierte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag dringend an Bundeskanzlerin Angela Merkel, das Treffen mit dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan dafür zu nutzen, den notleidenden Kurden und Christen in Syrien zu helfen. "Bitte legen Sie Erdogan dringend nahe, die drei Grenzübergänge nach Jazeera, Kobani (Ain al-Arab) und Afrin in Nordsyrien dauerhaft für humanitäre Hilfe zu öffnen", hieß es in einem Schreiben der internationalen Menschenrechtsorganisation an Merkel. Außerdem solle sie Erdogan bitten, sich für die Freilassung von zwei syrischen Bischöfen einzusetzen, die am 22. April 2013 von syrischen Islamisten entführt wurden.

"Uns erreichen täglich immer dramatischere Hilferufe aus Nordsyrien", berichtete die GfbV. " Es gibt kaum noch Brot, geschweige denn Babynahrung oder ausreichend Medikamente. Die humanitäre Lage in den von rund vier Millionen Kurden, christlichen Assyro-Aramäern und anderen Minderheiten besiedelten Gebieten Jazeera, Kobani und Afrin wird immer schlechter." Dort haben viele kurdische (Muslime und Yeziden), christliche sowie arabisch-sunnitische Flüchtlinge aus anderen Teilen Syriens Zuflucht gesucht. Die drei Regionen sind von der Außenwelt weitgehend abgeschnitten. Sowohl Islamisten als auch syrische Regierungsverbände haben im Süden Blockaden errichtet. Im Norden verhindern türkische Truppen den Zugang: Hilfskonvois dürfen nicht passieren.

Über das Schicksal der beiden verschleppten Bischöfe Yohanna Ibrahim, Erzbischof der syrisch-orthodoxen Kirche, und Boulos Yazigi von der griechisch-orthodoxen Kirche ist nicht viel bekannt. Medienberichten zufolge werden sie von einer aus der Türkei heraus operierenden bewaffneten islamistischen Gruppe aus Syrien festgehalten. Die Bischöfee waren nahe der nun fast vollständig zerstörten nordsyrischen Wirtschaftsmetropolle Aleppo in einen Hinterhalt syrischer Rebellen geraten, als sie auf dem Weg zu Verhandlungen über die Freilassung eines entführten Priesters waren. Ihr Fahrer, ein Diakon, wurde von den Entführern erschossen. Bis heute fehlt von den beiden christlichen Würdenträgern jede Spur.

Fast drei Jahre dauern die kriegerischen Auseinandersetzungen in Syrien nun an. Mindestens 130.000 Menschen kamen dabei zu Tode, Millionen wurden vertrieben und das ganze Land wurde verwüstet. Ein Frieden, der in Syrien Erfolg haben soll, kann nach Auffassung der GfbV nur unter Berücksichtigung der Interessen aller Bestandteile der syrischen Bevölkerung, insbesondere der vier Millionen Kurden und Christen, zustande kommen.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 4. Februar 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
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Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Februar 2014