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ASIEN/286: Indiens Christen hoffen auf ein friedliches Weihnachtsfest


Presseerklärung vom 21. Dezember 2008

Hindu-Extremisten sagen Generalstreik ab

Indiens Christen hoffen auf ein friedliches Weihnachtsfest


Die Hindu-Nationalisten im indischen Bundesstaat Orissa haben einen für Weihnachten geplanten Generalstreik abgesagt. Der Entscheidung war massiver Druck aus dem In- und Ausland vorausgegangen, berichtete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Sonntag in Göttingen. Statt des Streiks wollen die radikalen Hindu am Weihnachtstag nun mit Gebetsfeiern ihres am 23. August ermordeten Führers Swamii Laxmanananda Saraswati gedenken. Christen hatten befürchtet, dass mit dem Generalstreik am 25. Dezember gezielt die Weihnachtsfeiern in Orissa gestört werden sollten. In der Unruheregion wurden seit August 2008 rund 60 Christen bei pogromartigen Übergriffen von Hindu getötet.

Erleichtert äußerte sich der Erzbischof Raphael Cheenath von Bhubaneswar-Cuttack. Zugleich forderte er den Ministerpräsidenten von Orissa jedoch in einer Unterredung am Samstag auf, den Schutz der Kirchen und kirchlicher Einrichtungen nicht voreilig zu verringern. Denn noch immer bestehe eine akute Gefahr von religiös und politisch motivierten Übergriffen, nicht nur im Kandhamal-Distrikt, sondern auch in den vier Diözesen Balasore, Berhampur, Rourkela und Sambalpur. Im Kandhamal-Distrikt wurde der Katechist Yuvraj Digal am 17. Dezember auf dem Heimweg in sein Dorf Kanjamedi mit seinem Moped von einer aufgebrachten Menge angehalten. Die Gruppe von rund 50 Hindu warf ihm vor, für den Mord an dem radikalen Hindu-Führer verantwortlich zu sein, der jedoch laut Polizeiangaben von maoistischen Rebellen verübt wurde. Der 40 Jahre alte Führer der christlichen Gemeinde in seinem Dorf wurde von dem Mob erschlagen. Sein 20 jähriger Sohn Bhidyadhar konnte fliehen und die Polizei alarmieren.

Angesichts der Proteste aus dem Ausland fürchtet Indiens Demokratie um ihren Ruf, sollte es zu weiteren Ausschreitungen gegen religiöse Minderheiten kommen. So appellierte der indische Innenminister P. Chidambaram heute nochmals an den Ministerpräsidenten Orissas, die Sicherheit der Christen zu garantieren. Am vergangenen Mittwoch hatte die Nationale Menschenrechtskommission Indiens die Regierung Orissas aufgefordert, schriftlich darzulegen, wie Christen vor erneuten Übergriffen geschützt werden sollen. In Anbetracht der andauernden Gewalt gegen religiöse Minderheiten forderte die Katholische Bischofskonferenz Indiens die indische Bundesregierung in der vergangenen Woche auf, den "Terrorismus"- Begriff in den Strafgesetzen weiter zu fassen und auch gezielte Angriffe auf ethnische und religiöse Gruppen als "Terrorismus" zu werten.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen vom 21. Dezember 2008
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Dezember 2008