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ASIEN/413: Malaysia - Verdacht gegen Deutsche Bank - Illegale Geschäfte mit Tropenholzmafia?


Presseerklärung vom 12. September 2011

Hat die "Deutsche Bank" illegale Geschäfte mit der Tropenholzmafia in Malaysia gemacht?

Bundesanstalt untersucht Geldwäsche-Verdacht gegen die Deutsche Bank


Die Bundesanstalt für Finanzleistungsaufsicht (BaFin) in Frankfurt untersucht, ob die Deutsche Bank in dubiose Geschäfte mit der Tropenholzmafia in Malaysia verwickelt ist. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), der Schweizer Bruno Manser Fonds und die Umweltschutzorganisation "Rettet den Regenwald" hatten zuvor Bundeskanzlerin Angela Merkel gebeten, dem Geldwäsche-Vorwurf nachgehen zu lassen. "Wir begrüßen es, dass die BaFin nun aktiv geworden ist, denn trotz mehrmaliger schriftlicher Anfragen war die Deutsche Bank gegenüber der GfbV nicht bereit, zu den Anschuldigungen Stellung zu nehmen", sagte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Montag. "Der Verdacht, der in Malaysia aufgekommen ist, ist so schwerwiegend, dass er nicht länger ungeklärt im Raum stehen darf."

Der Deutschen Bank wird in Malaysia vorgeworfen, seit 2004 Transaktionen im Wert von mehreren hundert Millionen Euro für die Regierung des malaysischen Bundesstaates Sarawak unter Abdul Taib Mahmud abgewickelt zu haben und ein Joint Venture mit dem von der Taib-Familie kontrollierten Baukonzern Cahya Mata Sarawak (CMS) zu unterhalten. CMS lebt vor allem von Aufträgen der Taib-Regierung, die meist ohne öffentliche Ausschreibung vergeben werden, und war auch maßgeblich am Bau des 2,6 Milliarden US-Dollars teuren Bakun-Staudammes in Sarawak beteiligt. Für das im Oktober 2010 erstmals geflutete Megaprojekt wurden mehr als 9.000 Ureinwohner umgesiedelt. Die Deutsche Bank ist mit 16,55 Prozent nach der CMS (25 Prozent) der Hauptaktionär des in Kuala Lumpur ansässigen Finanzdienstleisters K & N Kenanga Holdings Berhad (KNKH). Dessen Tochtergesellschaft Kenanga Deutsche Futures agiert an der malaysischen Börse.

Taib ist sowohl Regierungschef als auch Finanzminister und Minister für natürliche Ressourcen von Sarawak. Durch Amtsmissbrauch und Korruption soll er in den vergangenen 30 Jahren ein Vermögen von mehreren Milliarden US-Dollars angehäuft haben. Die malaysische Anti-Korruptionsbehörde MACC erklärte im Juni 2011, sie ermittle gegen den Regierungschef wegen Korruption. Auch die schweizerische Finanzmarktaufsicht FINMA leitete ein Verfahren ein, um zu klären, ob Taib Gelder in der Schweiz angelegt hat. Der Politiker gilt als Hauptverantwortlicher für die systematische Zerstörung des Tropenwaldes im Westen der Insel Borneo. Sarawak war bis zum Beginn der 80er-Jahre eine der größten "grünen Lungen" der Erde. Durch die von Taib geförderten Rodungen und Staudammprojekte haben inzwischen mehrere zehntausend Ureinwohner ihre Existenzgrundlagen verloren.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 12. September 2011
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. September 2011