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ASIEN/501: Burma - Neue Gewalt zwischen Buddhisten und Muslimen


Presseerklärung vom 1. Mai 2013

Burma: Neue Gewalt zwischen Buddhisten und Muslimen

Kritik an Burmas Regierung - Ursachen der Gewalt werden ignoriert



Nach neuen gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Buddhisten und Muslimen hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) der Regierung Burmas vorgeworfen, die Ursachen der Gewalt zu ignorieren. "Nur mit dem Einsatz von mehr Polizei und drakonischen Haftstrafen lässt sich der Kreislauf der Gewalt zwischen der buddhistischen Bevölkerungsmehrheit und der muslimischen Minderheit nicht stoppen", erklärte der GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. "Solange Burma nicht die Diskriminierung von Muslimen beendet, sie als gleichberechtigte Bürger anerkennt und mehr für die Verständigung zwischen den verfeindeten Bevölkerungsgruppen tut, wird die Gewalt nicht enden."

Am gestrigen Dienstag waren erneut zwei Moscheen und zwei von Muslimen betriebene Unternehmen sowie ein Geschäft von aufgebrachten Buddhisten in Zentralburma in Brand gesetzt worden. Die Zwischenfälle ereigneten sich in der Kleinstadt Okkan, die rund hundert Kilometer nördlich der Stadt Rangoon liegt. Auslöser der Brandschatzung war ein Unfall und anschließender Streit zwischen einer Muslimin und einem Mönch-Novizen. Erst im März 2013 waren 43 Menschen bei Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Buddhisten in Zentralburma zu Tode gekommen.

"Wir sind sehr besorgt über diese jüngste Gewalt. Denn die Ausschreitungen richten sich mehr nur gegen muslimische Rohingya, denen man die Staatsbürgerschaft verweigert, sondern gegen Muslime insgesamt", erklärte Delius. "So weitet sich der Konflikt immer mehr aus, ohne dass die Regierung konstruktive Initiativen zum Abbau der wachsenden Spannungen ergreift."

Am letzten Montag waren nach monatelangen Verzögerungen Empfehlungen einer von der Regierung eingesetzten Kommission zur Untersuchung der Gewalt zwischen Buddhisten und Muslimen im Jahr 2012 veröffentlicht worden. Neben einer Verstärkung der humanitären Hilfe werden der Einsatz von mehr Sicherheitskräften und eine Beschränkung der Geburtenrate von Rohingya empfohlen. Auch soll zumindest zeitweise an einer strikten Trennung der Lebensbereiche von Rohingya und Buddhisten festgehalten werden. "Natürlich benötigen die 125.000 vor der Gewalt geflohenen Menschen mehr humanitäre Unterstützung", sagte Delius. "Doch die übrigen Empfehlungen werden die Spannungen nur noch weiter schüren. Denn staatlich verordnete Geburtenraten und eine strikte Trennung der Lebensbereiche werden bei den Muslimen nur noch mehr den Eindruck eines Apartheid-Systems hervorrufen. Dies ist der falsche Weg, um das Vertrauen zwischen den Bevölkerungsgruppen wieder aufzubauen."

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 1. Mai 2013
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Mai 2013