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ASIEN/633: China / Thailand - Laut Augenzeugen 25 Uiguren bei Abschiebung erschossen


Presseerklärung vom 9. Juli 2015

Umstrittene Abschiebung von uigurischen Flüchtlingen aus Thailand

- Augenzeugen berichten über Erschießung von 25 Flüchtlingen
- Unabhängige Untersuchung gefordert


Nach Augenzeugenberichten über die Erschießung von bis zu 25 uigurischen Flüchtlingen in Thailand, die sich gegen ihre gewaltsame Abschiebung nach China wehrten, hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle auf dem militärischen Teil des Flughafens von Bangkok gefordert. Die Menschenrechtsorganisation appellierte an den UN-Hochkommissar für Menschenrechte Zeid Ra'ad Al Hussein, die Vorwürfe unverzüglich von unabhängigen Experten untersuchen zu lassen. "Den Abgeschobenen droht in China akute Lebensgefahr, da ihre Flucht illegal war und sie von den chinesischen Sicherheitsbehörden als mutmaßliche Terroristen behandelt werden", verurteilte der GfbV-China-Experte Ulrich Delius am Donnerstag die Abschiebung von mehr als 90 Uiguren am gestrigen Mittwoch. "Wer wider besseres Wissen Menschen in den sicheren Tod oder in Folter und lebenslange Haft abschiebt, missachtet das Völkerrecht und elementare Grundsätze des Flüchtlingsschutzes."

Die GfbV forderte die Europäische Union dazu auf, die unmenschliche Abschiebung der Uiguren zu kritisieren. Mehrfach hatte die GfbV im Vorfeld Gespräche mit der Botschaft Thailands in Berlin geführt und sie auf die lebensbedrohliche Situation abgeschobener uigurischer Flüchtlinge in China aufmerksam gemacht.

Am Mittwoch wurden mehr als 90 uigurische Männer, Frauen und Kinder mit zwei chinesischen Flugzeugen aus Bangkok in die Volksrepublik China ausgeflogen. Uigurische Augenzeugen, die das Geschehen unmittelbar vor Ort verfolgten, berichteten telefonisch, dass Sicherheitskräfte auf die Flüchtlinge geschossen hätten, als sie sich der Abschiebung widersetzten. Unklar blieb, ob sie von thailändischem oder chinesischem Sicherheitspersonal getötet wurden.

"Die Vorwürfe sind so ungeheuerlich, dass sie sofort untersucht werden müssen, um die Umstände der gewaltsamen Abschiebung aufzuklären", forderte Delius. "Sollten die Schilderungen der Augenzeugen zutreffen, dann wird sich Thailands Militärregierung unangenehme Fragen gefallen lassen müssen. Auch würde das sensible und für Thailand wirtschaftlich enorm wichtige Verhältnis zu den USA massiv gestört, da die US-Regierung jede Abschiebung von Uiguren nach China kategorisch ablehnt."

Angesichts zunehmender Verfolgung in China versuchen immer mehr Uiguren als Flüchtlinge über die südostasiatischen Staaten in sichere Drittländer zu gelangen. Mehr als 500 Uiguren lebten seit mehr als einem Jahr unter unmenschlichen Bedingungen in Internierungslagern in Thailand. Die Türkei hatte ihre Aufnahme angeboten, doch China bestand auf ihrer Abschiebung in die Volksrepublik. Vergangene Woche wurden 173 Flüchtlinge aus Thailand in die Türkei ausgeflogen.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 9. Juli 2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
Telefon: 0551/499 06-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juli 2015

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