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EUROPA/431: Konkretes Hilfsprogramm für christliche Irak-Flüchtlinge gefordert


Presseerklärung vom 8. April 2008

Menschenrechtsausschuss berät über Kontingentlösung

Gesellschaft für bedrohte Völker fordert von Bundesregierung konkretes Hilfsprogramm für christliche Irak-Flüchtlinge


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat am Dienstag an die Mitglieder des Menschenrechtsausschusses des Deutschen Bundestages appelliert, sich für ganz konkrete Hilfsmaßnahmen für christliche Flüchtlinge im und aus dem Irak einzusetzen. Der Ausschuss wird am Mittwoch mit Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble zwar über eine Kontingentlösung für irakische Christen sprechen. "Doch auch wenn die Bundesregierung unsere langjährige Forderung nach Aufnahme von 30.000 Assyro-Chaldäern erfüllen sollte, dürfen wir das Schicksal der Zurückbleibenden nicht vergessen", mahnte der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch.

Die GfbV fordert von der Bundesregierung, dass sie gemeinsam mit anderen europäischen Regierungen ein Entwicklungsprogramm für christliche Flüchtlinge im autonomen irakischen Bundestaat Kurdistan und in der angrenzenden, von kurdischen und christlichen Sicherheitskräften geschützten Niniveh-Ebene finanziert. Beide Regionen seien weitgehend befriedet und mit der Aufnahme von bisher rund 120.000 christlichen Flüchtlingen überfordert.

"Wer sich auf christliche und abendländische Traditionen beruft, darf dem Massen-Exodus der letzten 600.000 Christen aus dem Irak und der Zerstörung ihrer 2000-jährigen Tradition und Kultur nicht tatenlos zusehen", schrieb Zülch. Seit November 2004 warnt die GfbV vor einem Massen-Exodus der assyro-chaldäischen Glaubensgemeinschaft und der Zerstörung ihrer 2000-jährigen Kultur und Tradition im Irak. In Pressemitteilungen, Dokumentationen und Appellen an deutsche und europäische Politiker, aber auch an Kirchen und christliche Institutionen, mit Mahnwachen und Menschenrechtsaktionen in vielen deutschen Städten oder auf Kirchentagen hat die GfbV immer wieder auf das Schicksal dieser vergessenen Minderheit hingewiesen und Hilfe gefordert.

In einer "Chronik der Gewalt" hat die GfbV kontinuierlich Verbrechen an Christen dokumentiert. 37 christliche Kirchen wurden ganz oder teilweise zerstört. Auf Nonnen, Priester und Bischöfe wurden zahlreiche Attentate verübt, die viele nicht überlebten. An zahlreichen Orten im zentralen und südlichen Irak sind in den christlichen Gemeinden nur Alte, Kranke und Arme zurückgeblieben. Angehörige der christlichen Volksgruppe wurden entführt, vergewaltigt, zu Tode gefoltert, gekreuzigt, enthauptet oder erschossen. Vor Todesdrohungen und Misshandlungen haben Hunderttausende Christen inzwischen die Flucht ergriffen.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen vom 8. April 2008
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-0, Fax: 0551/58028
E-Mail: info@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. April 2008