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EUROPA/581: Bosnien - Bundesregierung soll Katastrophenhilfe leisten


Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. - Presseerklärung vom 16. Mai 2014

Schwere Überschwemmungen auf dem Balkan:
"Deutschland hat eine besondere Verantwortung!" Bundesregierung und Hilfswerke sollen in Bosnien schnelle Katastrophenhilfe leisten



Angesichts der verheerenden Überschwemmungen auf dem Balkan hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) den eindringlichen Appell an die deutsche Bundesregierung gerichtet, Bosnien sofort umfassende Katastrophenhilfe anzubieten. An deutsche Hilfswerke wandte sich die Menschenrechtsorganisation mit der Bitte, nach dem Vorbild der Hilfsaktionen für die Opfer des Elbe-Hochwassers vor einem Jahr ein gemeinsames Spendenkonto für die Flutopfer in Bosnien einzurichten. "Bitte helfen Sie den Menschen dort nach all dem Leid durch Krieg und Vertreibung so schnell wie möglich!", schrieb der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch an Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag. "Noch mehr Zerstörung kann dieses Land kaum verkraften, bitte tun Sie jetzt alles, was in Ihrer Macht steht, um wenigstens die Folgen dieser Naturkatastrophe abzumildern!"

Deutschland habe eine besondere Verantwortung für die Überlebenden des Völkermordes in Bosnien-Herzegowina, dem rund 150.000 Bosniaken zum Opfer gefallen seien, mahnte Zülch. "Unter Bundeskanzler Helmut Kohl und seinem Außenminister Klaus Kinkel hat die Bundesregierung den Verbrechen serbischer Truppen jahrelang tatenlos zugesehen. Schließlich hat das wiedervereinigte Deutschland mit seiner Unterschrift unter den Friedensvertrag von Dayton die Teilung Bosniens mitbesiegelt und somit die Vertreibung von weit mehr als einer Million Menschen nichtserbischer Zugehörigkeit zementiert." Deutschland habe während des Krieges zwar bis zu 360.000 Flüchtlinge aus Bosnien aufgenommen, sie nach Kriegsende jedoch gezwungen, Deutschland wieder zu verlassen. Hunderttausende, die nicht in den serbisch beherrschten Norden ihres Landes zurückkehren konnten, mussten nach Australien und Nordamerika auswandern.

Aus Sarajevo berichtete die bosnische Sektion der GfbV, in Bosnien und Herzegowina gebe es die schlimmsten Überschwemmungen seit 150 Jahren. Zahlreiche Städte und Dörfer in Teilen des Landes seien schwer betroffen. Unter anderem in Sarajevo, Visoko, Travnik, Zenica, Zavidovici, Maglaj, Doboj, Brcko, Travnik, Banja Luka, Tuzla, Kladanj, Bijeljina, Srebrenica, Bratunac, Visegrad seien die Flüsse weit über die Ufer getreten. Viele Orte seien von der Außenwelt abgeschnitten, die Menschen hätten oft weder Strom noch Trinkwasser. In den höheren Gebieten haben sich zahlreiche Erdrutsche ereignet und Häuser mit sich gezogen. Es gebe auch zahlreiche Verletzte.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 16. Mai 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
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Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Mai 2014