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EUROPA/641: Kosovo - Gabriel soll Menschlichkeit zeigen und sich der Roma annehmen


Gesellschaft für bedrohte Völker - Pressemitteilung vom 14. Februar 2018

Bundesaußenminister auf dem Westbalkan: Gabriel soll Menschlichkeit zeigen und sich der Roma und Aschkali im Kosovo annehmen


Göttingen, den 14. Februar 2018 - Anlässlich der Westbalkan-Reise von Außenminister Sigmar Gabriel weist die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) auf die desolate Lage der Roma, Aschkali und Balkan-Ägypter im Kosovo hin. "Wir wünschen uns von Gabriel, dass er Menschlichkeit zeigt, sich dieser Ärmsten der Armen annimmt und ihre Lage bei den Gesprächen mit der Kosovo-Regierung zum Thema macht. Die Roma, Aschkali und Balkan-Ägypter müssen mit ihren Kindern am Rande der Gesellschaft unter unsäglichen Umständen dahinvegetieren oder aus schierer Not Richtung Deutschland und Westeuropa fliehen", erklärte die GfbV-Südosteuropareferentin Jasna Causevic am Mittwoch in Göttingen. "Wenn Fluchtursachen verhindert und Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber aus Deutschland vermieden werden sollen, dann muss die Situation der Roma und Aschkali im Kosovo selbst verbessert werden."

"Viele der rund 37.500 Roma und Aschkali im Kosovo wissen nicht, wie sie ihre Kinder am nächsten Tag satt bekommen sollen. Etliche haben nicht einmal sauberes Trinkwasser, geschweige denn Strom. Niemand gibt ihnen Arbeit oder Wohnraum, medizinische Behandlung können sie nicht bezahlen und Bildungschancen haben ihre Kinder kaum, weil die Eltern sie aus berechtigter Angst vor rassistischen Übergriffen oft nicht in die Schule schicken", berichtete Causevic. "Verzweifelt machen sich viele Angehörige dieser Minderheiten auf den gefährlichen Weg nach Westeuropa, auch wenn sie dort bereits vergeblich um Aufnahme gebeten hatten und wieder in den Kosovo zurückgeschickt wurden. Wenn sie und ihre Kinder überleben wollen, bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, auch wenn sie dann ein Leben in der Illegalität führen müssen."

Zu diesem Teufelskreis der Ausgrenzung habe Deutschland beigetragen, als der Kosovo zu einem sicheren Herkunftsland erklärt wurde und rücksichtlos auch Roma und Aschkali abgeschoben wurden, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, kritisiert die GfbV. Diese harte Politik habe die Zukunft vieler Kinder und Jugendlicher auf dem Gewissen. Für Deutschland sei es jetzt ein Gebot der Menschlichkeit, wenigstens im Kosovo dazu beizutragen, die alltägliche Diskriminierung und Ausgrenzung dieser Minderheiten zu beenden und eine aktive, "ehrlich gemeinte Reintegrationspolitik" zu befördern.

1999 mussten unmittelbar nach der Nato-Intervention im Kosovo 130.000 der 150.000 Roma und Aschkali vor Mord, Vergewaltigung, Entführung, Folter und bis heute anhaltender rassistischer Verfolgung durch nationalistische Albaner fliehen. 14.000 der 19.000 Häuser der Minderheitenangehörigen wurden unter den Augen der Nato- und KFOR-Truppen zerstört. Die internationale Gemeinschaft hat bisher nur einen kleinen Teil ihrer Häuser wiederaufgebaut.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 14. Februar 2018
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Februar 2018

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