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LATEINAMERIKA/059: Brasilien - Ashaninka-Indianer beklagen Gefährdung ihrer Lebensgrundlage


Presseerklärung vom 29. Mai 2009

Ashaninka-Indianer aus Brasilien klagen an:

"Peru ist schuld an der Gefährdung unserer Lebensgrundlage"


Holzfirmen aus Peru tragen Streit unter die Ashaninka-Indianer, die im Grenzgebiet zwischen Peru und Brasilien leben. Weil illegale Holzfäller auf peruanischer Seite immer weiter auf ihr Land vordringen und den Wald zerstören, finden die dort lebenden Ureinwohner nicht mehr genug Beute. Deshalb fischen und jagen sie jetzt immer öfter im Gebiet ihrer brasilianischen Nachbarn: "Peru ist schuld an der Gefährdung unser aller Lebensgrundlage", sagen die beiden Ashaninka-Sprecher Benki Piyãko und Moisés Piyãko aus dem Nordwesten Brasiliens, die die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) nach Deutschland eingeladen hat. Sie wollen die Rolle Perus in der Tragödie ihres Volkes bekannt machen und um Unterstützung für den Schutz des Regenwaldes bitten. Die Ashaninka in Brasilien haben mit der Urwaldschule "Yorêka Atame" bereits selbst ein einzigartiges Projekt auf die Beine gestellt, um für eine naturnahe Nutzung des Regenwaldes zu werben.

Die GfbV hat für die beiden Ashaninka-Sprecher Gesprächstermine mit dem Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, Günter Nooke, Vertretern des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe und des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung vereinbart.

"Wir Ashaninka aus dem Dorf Apiwtxa am Amonia-Fluss in Brasilien haben geschützte Gebiete für Wild und Fische eingerichtet, eine Bienenzucht aufgebaut, Dämme errichtet, damit die Fische in Flüssen und Seen Laichplätze finden. Wir bauen auch Nahrungspflanzen, Obstbäume und Hartholz an, um die biologische Vielfalt zu erhöhen", berichtet Benki Piyãko. Er ist überzeugt, dass diese nachhaltige Form der Regenwaldnutzung auch Modell für seine verarmten Nachbarn in Peru sein kann, wenn ihr Land vor illegalen Eindringlingen besser geschützt wird.

Die Urwaldschule Yorêka Atame im brasilianischen Bundesstaat Acre hat seit 2007 insgesamt 2000 Ashaninka und nicht-indianische Jugendliche aus dem Ort Mareshal Taumaturgo in nachhaltiger Landnutzung ausgebildet. Die Umgebung des Ausbildungszentrums wurde mit 50.000 Obstbaum- und Hartholzsetzlingen aufgeforstet. Die Ashaninka haben ihren peruanischen Verwandten angeboten ihre Jugendlichen ebenfalls im Umweltschutz auszubilden. Die GfbV unterstützt das Projekt seit 2004.

"Ich betrachte unser Land als das reichste Land der Erde", sagt Benki Piyãko. "Wir dürfen unsere natürlichen Reichtümer nicht zerstören, um zu überleben. Es gibt zigtausende Indianer, die in den Wäldern leben, ohne sie zu zerstören!"

Anlässlich des Besuchs der beiden Sprecher der Ashaninka veröffentlichte die GfbV heute ein aktuelles Memorandum über die Situation der ebenfalls von illegalen Holzfällern bedrängten in freiwilliger Isolation lebenden indianischen Volksgruppen.


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Quelle:
Presseerklärung Göttingen/Berlin, den 29.05.2009
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen,
Tel.: 0551/49906-25, Fax: 0551/58028
E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Mai 2009