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MELDUNG/087: Tag der indigenen Völker - Ureinwohner weltweit durch Energiehunger bedroht


Presseerklärung vom 7. August 2014

Internationaler Tag der indigenen Völker (9. August)
Indigene Völker zahlen zu hohen Preis für unseren Energiehunger

Umweltzerstörung stoppen!
Bundesregierung muss Fahrplan für Ausstieg aus Kohleenergie vorlegen!



Weltweit müssen indigene Völker einen hohen Preis für den unersättlichen Energiehunger in den Industrienationen zahlen. Darauf macht die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen anlässlich des Tages der indigenen Völker (9. August) aufmerksam. "Damit bei uns das Licht nicht ausgeht, wird Ureinwohnerland im kanadischen Saskatchewan oder in Australien durch den Uranabbau radioaktiv verseucht, verschwindet das Land der Wayúu-Indianer in Kolumbien oder der Schoren in Sibirien in riesigen Tagebauminen der Steinkohleindustrie", beklagt die GfbV. Ob Ölförderung in Nigeria, Sibirien oder Ecuador, ob Staudämme für Wasserkraft in Brasilien, Kanada oder Skandinavien - überall wird die Lebensgrundlage indigener Völker für den Energiebedarf von Wirtschaftsunternehmen und Privathaushalten zerstört.

"Auch Deutschland trägt dafür Verantwortung, denn hierzulande wird verstärkt auf Kohlekraftwerke gesetzt, die mit importierter Steinkohle befeuert werden", kritisiert die GfbV-Referentin für indigene Völker, Yvonne Bangert. "Deshalb fordert unsere Menschenrechtsorganisation von der Bundesregierung einen Fahrplan für den Ausstieg aus der Kohleenergie, einen verbindlichen Rechtsrahmen für Kohleimporte und die Aufdeckung der Lieferketten. Nur so können die geschädigten indigenen Völker ihre Rechte gegenüber den Kohleimporteuren geltend machen."

Billige Kohle für Deutschland hinterlässt verwüstetes Land, verschmutzte Luft, zerstörte Dörfer, verseuchte Gewässer und verarmte Ureinwohner in den Hauptlieferländern von Steinkohle, Kolumbien und Sibirien. Nach dem Supergau von Fukushima wurde die Abkehr von der Atomenergie erklärtes Ziel der Bundespolitik. Doch anstatt mit aller Konsequenz nachhaltige Energieformen wie Sonne oder Wind zu nutzen, nutzen Konzerne wie RWE, STEAG, EO.N oder EnBW plötzlich verstärkt Kohlekraftwerke. Denn Steinkohle ist auf dem Weltmarkt günstig zu haben. Den Preis zahlen aber nicht die Verbraucher oder die Konzerne in Deutschland, sondern die Ureinwohner in den Abbaugebieten Kolumbiens und Sibiriens, deren Lebensgrundlage abgebaggert wird.

2013 wurden 50,6 Millionen Tonnen Steinkohle im Wert von 4,1 Milliarden Euro nach Deutschland eingeführt. 2012 waren es erst 43,9 Millionen Tonnen. Gleichzeitig sank der Preis pro Tonne von 105 Euro auf nur noch 82 Euro. Wichtigster Energielieferant Deutschlands ist Russland. Von dort stammen 38 Prozent des Erdgases, 35 Prozent aller Öl- und 25 Prozent der Steinkohle-Importe. Aus Kolumbien kommen ebenfalls 25 Prozent der Steinkohle, die in deutschen Kraftwerken verbrannt wird.

Weltweit gibt es etwa 350 Millionen Ureinwohner, deren rund 5.000 Ethnien als indigene Völker bezeichnet werden. Sie leben in etwa 70 Staaten auf allen Kontinenten. Die Konvention ILO 169 der UN-Arbeitsorganisation soll ihre Rechte ebenso absichern wie die im Jahr 2007 von der UN-Vollversammlung verabschiedete Erklärung der Menschenrechte indigener Völker. Doch sie werden von vielen Regierungen nicht beachtet oder von einflussreichen Wirtschaftsunternehmen ignoriert. Der internationale Tag der indigenen Völker wurde im Dezember 1994 von der UN-Vollversammlung ausgerufen.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 7. August 2014
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. August 2014