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MELDUNG/112: Sexuelle Gewalt im Krieg bleibt große Gefahr für Frauen und Mädchen


Gesellschaft für bedrohte Völker e. V. - Presseerklärung vom 29. Oktober 2015

UN-Resolution für Frauenrechte vor 15 Jahren verabschiedet (31.10.):

Dutzende Staaten missachten UN-Resolution 1325
Sexuelle Gewalt im Krieg bleibt große Gefahr für Frauen und Mädchen


15 Jahre nach der Verabschiedung der UN-Resolution 1325 zum Schutz von Frauen im Krieg hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eine ernüchternde Bilanz gezogen: "Dutzende Staaten missachten die wegweisende Resolution des Weltsicherheitsrates. So setzen ihre Soldaten oder verbündete Milizen Vergewaltigung als Kriegswaffe ein oder sie verweigern Opfern sexueller Gewalt eine angemessene Betreuung. Zudem werden die Täter nicht bestraft. Deshalb ist sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten eine große Gefahr für Frauen und Mädchen", kritisierte die Menschenrechtsorganisation am Donnerstag in Göttingen. Besonders katastrophal ist die Lage im Sudan, Südsudan, Nigeria, der Demokratischen Republik Kongo, Syrien und Burma. "Den Millionen Frauen im Krieg ist nicht mit Lippenbekenntnissen geholfen. Vielmehr muss die Ächtung sexueller Gewalt im Krieg zum Leitmotto der Außenpolitik werden", fordert die GfbV. Die UN-Resolution 1325 wurde vom Weltsicherheitsrat einstimmig am 31. Oktober 2000 verabschiedet.

"Dringend muss auch die medizinische und soziale Betreuung der Opfer sexueller Gewalt in Kriegen verstärkt werden. In allen Konfliktregionen fehlt es an ausreichender finanzieller Unterstützung für Trauma-Arbeit mit den betroffenen Frauen", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Außerdem müssen Frauen endlich angemessen an Friedensverhandlungen beteiligt werden, so wie es die UN-Resolution vorsieht. Bislang entscheiden Gewehre und Macht meist darüber, wer an Friedensgesprächen teilnehmen darf."

Auch bei den jüngst beendeten Friedensverhandlungen im Südsudan hat die internationale Staatengemeinschaft diese Vorgabe wieder ignoriert. Den dortigen Konfliktparteien werfen die Vereinten Nationen und die Afrikanische Union vor, sexuelle Gewalt als Kriegswaffe einzusetzen. Frauen und Mädchen werden entführt, von einzelnen Tätern oder ganzen Gruppen vergewaltigt, als Sex-Sklaven gehalten oder gezwungen, Kämpfer zu heiraten. Das bisher jüngste Opfer war erst zwei Jahre alt, die meisten waren Minderjährige, aber auch Ordensschwestern wurde Gewalt angetan. Die Täter bleiben regelmäßig straflos.

Im benachbarten Sudan werden in Darfur systematisch Frauen von den "Rapid Support Forces (RSF)" vergewaltigt, die dem Nationalen Sicherheitsdienst (NISS) des Sudan ganz offiziell unterstehen. Die sudanesische Regierung verspricht seit zwölf Jahren, die Gewalt gegen Frauen in Darfur zu beenden. Doch jede Woche kommt es zu neuen Verbrechen, die nicht geahndet werden. So wurden seit Montag dieser Woche sechs Frauen und Mädchen in der Region East Jebel Marra (Darfur) von Milizionären vergewaltigt. Die internationale Gemeinschaft ignoriert die anhaltende Gewalt gegen Frauen in Darfur weitgehend.

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Quelle:
Presseerklärung Göttingen, den 29. Oktober 2015
Herausgeber: Gesellschaft für bedrohte Völker e. V.
Postfach 20 24, D-37010 Göttingen
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E-Mail: presse@gfbv.de
Internet: www.gfbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Oktober 2015

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